Volkswagen hebt den ID.4 auf die nächste Stufe, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit dem ID.4 Xtreme rollt ein echter Offroader an. Wir schreiben das Jahr 1974, ein paar Entwickler bei Volkswagen in Wolfsburg schmieden den Plan, einen „Sport-Golf“ auf die Räder zu stellen. Ganz ohne Entwicklungsauftrag und quasi nach Feierabend packt das kleine Team einen 110 PS starken Audi-Einspritzmotor zwischen die Dome eines Golf 1. Das Ergebnis kennen wir alle, der Golf GTI war geboren.
Fast auf die gleiche Art entstand der nun von uns gefahrene VW ID.4 Xtreme, auch der wurde aus der Feierabendidee einiger Angestellten entwickelt. In Zeiten, in denen die Charaktereigenschaften vieler SUV mehr und mehr verloren gehen, wollte das Team etwas Kerniges, etwas Einzigartiges auf die Räder stellen. Dabei kam der Xtreme heraus.
Die Basis bildete ein ausgemusterter ID.-Versuchsträger, dem der Gang ins Recycling erspart bleiben sollte. Stattdessen lebte das vollelektrische SUV so richtig auf. Hauptverantwortlich dafür war ein massives Update fürs Fahrwerk und der Radreifen-Kombination. Etwas Vergleichbares bietet der MEB-Baukasten, auf dem alle ID.-Modelle basieren, aktuell noch nicht. Also griff man auf ein KW-Gewindefahrwerk zurück. Die Sonderanfertigung mit verlängerten Stoßdämpfern und entsprechenden Federn hievt die Karosserie rund 30 Millimeter in die Höhe, die genau justierbaren Stoßdämpfer sollen trotz der größeren Bodenfreiheit für ein ID.-typisches Handling sorgen.
Mit mehr Bodenfreiheit allein war es aber nicht getan, erst in Verbindung mit den 18-Zoll-OZ-Felgen und den grobstolligen AT-Reifen von Nokian im Format 265/60 R18 kam der gewünschte Xtreme-Look zustande. Zusätzliche 20-Millimeter-Spurverbreiterungen sorgen für die nötige Freigängigkeit der dicken Pellen in den Radkästen. Ordnungsgemäß abgedeckt wird die Lauffläche durch spezielle Radlaufverbreiterungen, die dank CAD-Daten passgenau im 3D-Drucker entstanden. Klassische Handarbeit hingegen war die neue Design-Lackierung in Weiß, Bronzefarben und mit mattschwarzen Elementen.
Gekrönt wird das Setup durch ein spezielles Roof-Rack, einen begehbaren Dachträger, dessen Oberfläche die ID.-Rauten im Stoßfänger optisch aufnimmt. Offroad-typisch schützt ein schwarz matter Frontbügel sowie ein Unterbodenfahrschutz vor Beschädigungen des Kühlerpakets. Damit sich der Fahrer auch im Gelände keine Gedanken um die Batterie im Unterboden machen muss, sorgt eine massive Metallverkleidung als Aluminium für den entsprechenden Schutz des Akkus.
Der entspricht auf dem Papier mit einer Kapazität von 77 kWh zwar dem klassischen ID.4 GTX-Akku, wurde für den Einsatz im Xtreme aber technisch aufgerüstet, um den erhöhten Strombedarf immer sicher abdecken zu können. Statt bislang maximal 220 kW wie im GTX hat der Antrieb im Xtreme-Versuchsträger nämlich eine stattliche Systemleistung von 285 kW, also rund 387 PS. Während der Frontmotor mit seinen 80 kW Antriebsleistung unangetastet blieb, hat der Powertrain hinten kräftig zugelegt.
Statt der üblichen 150 kW und 204 PS bringt es die neue Antriebseinheit jetzt auf 205 kW Leistung. Wer glaubt, dass dieses Leistungsplus allein via Software-Update möglich war, der irrt. Wie uns der technische Entwicklungsleiter Andreas Reckewerth bestätigte, kommt hier bereits eine Weiterentwicklung des bekannten ID.-Antriebsstrang zum Einsatz. Ob und wo dieser zukünftig in einem Serienmodell verbaut sein wird, ließ er allerdings offen.
Doch genug der Theorie, rein in die Schalensitze mit ID. Xtreme-Schriftzug und den zur Lackierung passenden Ziernähten. Der Fahrprofilschalter steht bereits auf Sport, also schnell den Fahrwählhebel auf D gestellt und schon kann es los gehen. Sofort fällt auf, dass sich die Lenkung viel schwerer anfühlt. Verantwortlich dafür ist jedoch keine geänderte Lenkungskennlinie, sondern der überdurchschnittlich hohe Grip der grobstolligen Reifen. Wir gehen es die ersten Meter ruhig an und bemerken kaum einen Unterschied im Vergleich zum einem zivilen ID.4. Erst beim beherzten Tritt aufs Fahrpedal entfesselt der Xtreme sein volles Potenzial und zeigt, dass der Name Programm ist. Besonders die 205 kW an der Hinterachse sind genial. Einen zu festen Druck aufs Pedal zeigt der Xtreme augenblicklich mit einem kurzen, aber deutlichen Wackeln des Hecks an. Ein Umstand, der Appetit auf mehr macht, durch das große Gripniveau der Reifen und das ESP aber immer im Zaum gehalten wird.
Weiter geht´s durch die Schikane. Ohne nennenswerte Seitenneigung lässt sich der ID.4 präzise und sicher durch die enge Pylonen-Gasse zirkeln. Während die Abrollgeräusche der Reifen überraschend gering ausfallen, macht sich schon ab 30 Stundenkilometer das Roof-Rack lautstark bemerkbar. Ob die Windgeräusche vom Dachträger oder der Lightbar kommen, spielt letztendlich keine Rolle, schließlich sitzen wir in einem Concept, da gehört sowas einfach dazu.
90 Bilder Fotostrecke | Neuer 387 PS starker E-Offroader von Volkswagen: VW ID.4 Xtreme - The next Level im Videofahrbericht Dank des überarbeiten Antriebs der Hinterachse beschleunigt des Xtreme aus dem Stand in 5,3 Sekunden auf 100 km/h. Zusätzlich haben die Entwickler dem Concept einen angepassten Traktions-Modus spendiert. Der sorgt dafür, dass der Frontmotor permanent zugeschaltet bleibt und der Xtreme zielgenau durch den abgesteckten Slalom-Parkour auf unserer kleinen Teststrecke wedelt. Insgesamt wirkt der Xtreme bereits wie ein Serienfahrzeug, das man so nur zu gern vom Händler mit nach Hause nehmen möchte. Ob es einen Ableger des Xtreme geben wird, steht aktuell in den Sternen. Dass es aber für derartige Modelle einen Markt gibt, zeigt Porsche mit dem Dakar, und sogar Lamborghini mit seinem Huracan Sterrato. Beides Modelle, die deutlich weiter von einem SUV entfernt sind als ein ID.4.
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