Wer heute als VW-Fan über die Essen Motor Show 2025 läuft, spürt es mit jedem Schritt: Etwas fehlt. Etwas fühlt sich falsch an. Es gab eine Zeit auf der Essen Motor Show, da war Volkswagen mehr als nur ein Autohersteller. VW war „Das Auto“ – ein Stück Identität, ein leiser Stolz, der in jeder Messehalle, bei jedem Treffen und an jedem Schraubertisch mitschwang.
Eine Marke, die Fans nicht nur fuhren, sondern lebten. Hier in Essen wurde einst der allererste Golf R32 zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Doch 2025 fühlt sich dieses Kapitel an, als würde es langsam zugeklappt. Als sei der Blick zurück das Einzige, was noch Wärme verspricht.
Früher lieferten sich Tuner Jahr für Jahr ein Rennen darum, wer zuerst das neueste VW-Modell veredeln und präsentieren konnte. Heute erinnert die Messe an eine stille Abschiedsfeier des Volkswagen-Konzerns. Nur eine Handvoll aktueller Modelle ist überhaupt zu finden – kein aktueller Tiguan, Tayron, kein neuer T-Roc und erst recht kein ID-Modell.
Wo steht der ID.3 Fire & Ice, den Influencer als gelungene Hommage an den Golf 2 so gefeiert haben? Wo ist der Golf 8 R Black Edition? In Essen jedenfalls nicht. Stattdessen: ein paar verstreute Golf 8, lieblos positioniert – oft nur als Platzhalter einiger Aussteller.
Und auch in den Hallen der privaten Tuner – der Tuning Experience - zeigt sich dasselbe Bild. Dort richtet man den Blick lieber zurück auf Zeiten, in denen ein Volkswagen noch mehr war als ein seelenloses Gebilde aus Blech, Plastik, Kabeln und Steuergeräten.
Die Fans, einst das Rückgrat der Marke, wenden sich ab. Sie bleiben den neuen Produkten fern und halten an dem fest, was ihnen noch vertraut ist – an sämtlichen Golf-Generationen bis 2021, an Ikonen wie den Passat W8, Käfer & Co, an Modellen, die in einer Ära entstanden, in der VW noch wusste, wer es sein wollte und wie seine Kunden aussahen.
Und wie bitter ist der Gedanke, dass dieser Rückzug nicht einmal überrascht. Eine Konzern-Produktstrategie, die kaum jemand als Kunde versteht. Modelle, die unausgereift, billigst produziert und teuer verkauft werden. Versprechen, die verhallen. Es wirkt, als würde Volkswagen selbst die Luft anhalten – und hoffen, dass niemand es merkt, wie dünn sie geworden ist. Viele Fans machen dieses Ausharren nicht mehr mit und wenden sich ab. Dabei waren es genau diese Fans, die Volkswagen in seiner vermutlich schwersten Phase durch den Abgasskandal getragen und die Treue gehalten haben.
Heute jedoch scheint diese Liebe zu verfliegen. Der Golf verkommt zum reinen Fortbewegungsmittel – genutzt, aber nicht mehr geliebt. Warum auch, wenn jede Emotion schon im Keim von Buchhaltern und dem Streben nach maximalem Profit erstickt wird.
Doch VW steht nicht allein. Auch Audi, einst Inbegriff moderner Sportlichkeit und Premium, rutscht in die Bedeutungslosigkeit. Mit dem Ende des RS6 C8 verschwindet nicht nur ein Modell, sondern ein Stück Markenmythos. Was folgt? Schweigen. Oder schlimmer: Gleichgültigkeit. Die Reaktion der Fans in Essen trifft Ingolstadt genauso hart wie Wolfsburg.
Vielleicht ist das die traurigste Erkenntnis dieser Messe: Nicht der fehlende Golf, nicht der fehlende T-Roc und die fehlenden neuen Audi-Modelle sind nur das Symptom des Problems, sondern das fehlende Gefühl für die Fans – und damit für die Kunden.
Markenliebe lässt sich nicht erzwingen. Sie muss wachsen und vor allem gepflegt werden – von beiden Seiten. Tut man das nicht, stirbt sie Stück für Stück, Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Volkswagen und Audi – ihr habt noch immer echte Fans. Fans, die euch jahrzehntelang treu waren, die euch verteidigt, gefeiert, getragen haben. Doch sie laufen euch davon, also tut etwas, damit eure Fans auch eure Fans bleiben und sich nicht anderweitig verlieben.
Die Bilder zur Essen Motor Show 2025 findet Ihr hier:
178 Bilder Fotostrecke | Der Treffpunkt für Tuning- und Motorsportfans: Essen Motor Show 2025 - Die Bilder


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