Wer an einen Klassiker von Volkswagen denkt, der träumt von einem Brezel-Käfer, dem Golf I GTI oder einem sportlichen Exoten wie dem SP 2. Doch wie sähe es mit einem frühen Passat aus? Das Mittelklassemodell steht über Jahrzehnte für die familiäre Mobilisierung. Einige Passat-Modelle haben das Zeug dazu, einmal echte Klassiker zu werden. In diesem Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag. Okay, die großen Emotionen kommen bei einem Passat wohl selten auf, doch viele von uns hat der Passat durch die Jugend begleitet. Die Eltern fuhren einen VW Passat Variant, vielleicht war es auch der Onkel mit seinem Schrägheckmodell oder später der Nachbar, der sich später sogar einmal einen Passat W8 gönnte.
Geschichten und Geschichtchen rund um den Passat gibt es in jedem Fall viele, denn das liebste Mittelklassefahrzeug der Deutschen ist auch weltweit ein Bestseller. Produziert wurde er die meiste Zeit im Werk Emden, doch begonnen hatte die Geschichte seinerzeit im Stammwerk Wolfsburg. Technisch vom damaligen Audi 80 abgeleitet, wollte Volkswagen mit dem Passat der ersten Generation B1 die Mittelklasse erobern. Helfen sollte dabei das Design von Giorgio Giugiaro, der seinerzeit auch Modelle wie den Golf und den Audi 80 kreierte.
Giugiaros Ursprungsentwurf, bekannt unter der Bezeichnung Entwicklungsauftrag EA 272, wurde in letzter Minute aus Kostengründen gestoppt. Doch der italienische Designer entwickelte auf Basis des Audi 80 B1 ein rationelleres Modell mit Fließheck und leicht geänderter Frontpartie. Bis heute gilt der Ur-Passat als Design-Ikone. Ungewöhnlich dabei: der VW Passat wurde zunächst als zweitürige Schräghecklimousine angeboten. Wer wollte, bekam den Passat – benannt nach den stabilen Winden am Äquator – auch als Viertürer und hier als Schrägheckversion mit kleinem Deckel oder als Variant mit großer Klappe. Die Start-Ausstattung war karg und das Motorenportfolio reichte anfangs vom Passat 1.3 mit 40 kW / 55 PS bis zur 85-PS-Sportversion.
20 Bilder Fotostrecke | Die Familienkutsche der Deutschen: 50 Jahre VW Passat Schnell machte sich der VW Passat als Behördenfahrzeug einen Namen, denn Post, Feuerwehr oder Polizei stiegen vom bisherigen Käfer allzu gern auf den Passat Variant um, der variabel einsetzbar war und jede Menge Platz bot. In den USA hieß der VW Passat Dasher und da die Amerikaner seinerzeit noch Lust auf Kombis hatten, wurde sogar der Passat Kombi unter der Bezeichnung Audi Fox (Station) Wagon mit deutlich verbesserter Serienausstattung eingeführt. Auf dem Klassikmarkt ist der VW Passat B1 jedoch bisher ein kaum begehrliches Fahrzeug – vielleicht weil die großen Emotionen fehlen und es die meisten der Fahrzeuge schlicht nicht mehr gibt. Dann war der Passat nicht nur in seiner ersten Generation schlicht die Vorzeigefamilienkutsche der Deutschen und bietet daher nicht jene Begehrlichkeiten, die ein früher VW Golf, BMW 3er / 5er oder eine Mercedes E- / S-Klasse für heutige Klassikfans bietet.
Wer daher einen Klassiker sucht, an dem er noch lange seine helle Freude haben kann, ist mit der zweiten Generation, von 1980 bis 1988 gebaut, wohl besser bedient. Auch er hat es mittlerweile ins Oldtimerzeitalter geschafft. Der B2-Passat wurde verglichen mit dem Vorgänger zu einem erwachsenen Nobelmodell. Zwar wurden gerade in den ersten Jahren immer noch viele Passat-Modelle, egal ob mit Schrägheck oder als Variant, als Sparversionen C oder CL verkauft, doch es ging eben auch anders. Fehlte es bei den Basismodellen geradezu an allem, was ein Auto komfortabel und luxuriös macht, sah das bei den Topmodellen ganz anders aus.
Sie boten als GT oder Carat nicht nur getönte Scheiben, Alufelgen und Servolenkung, sondern auch Ausstattungsdetails wie Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Schiebedach, elektrische Spiegel oder eine Klimaanlage. Auf der einen Seite boten diese Topmodelle auf Wunsch 2,2 Liter große Fünfzylindermotoren aus dem Hause Audi mit bis zu 100 kW / 136 PS sowie den Allradantrieb namens Syncro, sondern auch Diesel, Turbodiesel und eine Ökovariante namens Formel E, der mit einem günstigeren Luftwiderstand und einer manuellen Start-Stopp-Automatik nebst Fünfganggetriebe (4+E) den Realverbrauch senken sollte.
Wer heute einen VW Passat der frühen Generationen als Klassiker sucht, dem sei der VW Passat Syncro GT empfohlen, denn dieser bietet eine exzellente Ausstattung, den sonoren Fünfzylinderklang und sehr respektable Fahrleistungen, denn das Fahrzeuggewicht war seinerzeit überschaubar. Besonders edle Modelle mit Komplettausstattung in einem hellen Blaumetallic wurden seinerzeit beispielsweise an führende Funktionäre des Deutschen Sportbundes vergeben. Gerade solch seltene Modelle sind heute begehrter denn je.
Ganz anders sieht es mit dem ab 1981 ebenfalls verfügbaren Stufenheckmodell Santana aus, der speziell für Märkte in Asien oder Südamerika gedacht war und auch in Europa seinen Kunden finden sollte. Viele Importmodelle sind mit den stärkeren Motoren ausgerüstet, verfügen über eine deutlich bessere Komfortausstattung und zumeist eine Getriebeautomatik. Die Ersatzteilsuche kann sich schon einmal schwierig gestalten, denn viele Komponenten sich nicht mehr zu bekommen und die vermeintlichen Ersatzteile eines europäischen VW Passat / Santana passen nicht immer. In Sachen Exklusivität setzt ein vermeintlicher VW Quantum, Corsar oder Carat jedoch Bestmarken.
Stefan Grundhoff; press-inform
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