Klassiker und Tuning passen nicht zusammen? Falsch gedacht, mit etwas Fingerspitzengefühl lässt sich sogar aus einem biederen Passat 32B ein echtes Sahnestück machen. Denn wer beim VW Passat automatisch an Climatronic, DSG, PDC und Dieselpartikelfilter denkt, muss sich nur mal den 1987er Passat hier ansehen. Der kann nicht nur in Sachen Styling mit jedem aktuellen mithalten und sondern ist auch ein Beweis dafür, dass ein “Randgruppen-VW“ echt lecker sein kann.

Und gerade auf das passende Styling legte der Schöpfer dieses 32B-Passat großen Wert. Optisch sollte der Youngtimer auch einer im klassischen Look bleiben. Nachdem sich Andreas Kießling einem Golf 5 TDI gewidmet hatte, war die Zeit für altes Blech gekommen.

Ein Golf 1 kam nicht in Frage

Also hielt er die Augen nach einem passenden Young- oder Oldtimer aus dem VW-Konzern offen. Als Schrauber in einem VW-Autohaus kam also nur die Wolfsburger Marke in Frage. Doch Golf und Co. hatten für seinen Geschmack zu viele, außerdem sollte es eine Nummer größer zugehen.

Mit dem Passat 32B fand Andreas genau das was er suchte, die kantige Form war genau nach seinem Geschmack und da sowohl Kaufpreis und Zustand des Kombis stimmten, schlug er zu.

Aber einfach nur Zündschlüssel umdrehen und losfahren war nicht. Andreas spendierte dem 1987 erstmals zugelassenen 32B eine Komplettsanierung.

Die Karosserie wurde komplett zerlegt, Roststellen beseitigt und für eine Neulackierung vorbereitet. Damit der geplante Look auch umsetzbar war, bördelte der Zwickauer die Radläufe gleich noch mit. Ansonsten waren es dann schon einige Karoserie-Modifikationen, die der Passat aufweisen kann. Das Blechkleid bekam einen modernen Lack namens “Pepper Grey Metallic“ verpasst.

Teile wie die Dachrealing, der Heckscheibenwischer oder die Schriftzüge am Heck blieben erhalten. Allerdings besorgte der VW-Fan einen Großteil neu – ein Aufwand, der sich sehen lassen kann, den erst dadurch stimmt das Finish, keiner Ecke an diesem Passat 32B sieht man ihr Alter an.

BBS-Felgen passen einfach immer

Da passten die 17 Zoll-BBS-Felgen einfach großartig ins Konzept. Andreas konnte die Räder Martin Meier „abquatschen“, der seinen Golf 2 16V Turbo ohnehin auf neue Felgen gestellt hatte. Seinen Mk2 haben wir Euch hier vorgestellt. Lediglich der 120er-BMW-Lochkreis wollt nicht 100%ig mit den Achsen des Passat harmonieren. Für den routinierten Schrauber aber kein Problem und die Achsen sollten ohnehin ein Update erfahren.

Spezialfahrwerk von KW für 120mm Tieferlegung

Vorn kommt nun nicht nur eine VR6-Bremsanlage zum Einsatz, sondern auch der Stabi eines Audi 80 B3. Hinten herum wurde die Verbundlenkerachse mit 16V-Sätteln und Bremsscheiben vom VR6 bestückt.

Zusammen mit Adapterscheiben passten die hochglanzverdichteten BBS-Felgen nun problemlos. Beim Fahrwerk waren die Spezialisten aus Fichtenberg gefragt. Bei KW automotive bekam Andreas ein Gewindefahrwerk, das exakt auf seinen Passat zugeschnitten wurde und mit dem sich der Schwerpunkt um 120 mm nach unten verlagerte.

Warum das Fahrwerk eine Sonderanfertigung ist sieht man beim Blick unter die Motorhaube. Hielt sich Andreas bei der Karosserie noch zurück, ging er hier in die Vollen: Gecleantes Blech wohin das Auge reicht! Alles, was nicht unbedingt benötigt wurde, musste verschwinden. Nichts sollte die Blicke vom Wesentlichen, dem Motor ablenken.

Moderner Motor vom Golf 3 GTI 16V im Passat 32B

Ursprünglich werkelte hier ein 1,8 Liter-90 PS-Aggregat, welches für Andreas alles andere als erste Wahl war. Heute sind es 150 PS, die für Vortrieb sorgen. Gespendet wurde der 2.0 Liter-16V von einem Golf 3 GTI. Im Passat wechselten die 4-Zylinder ihre Einbaulage von quer nach längs. Mit seiner Euro2-Abgasnorm sind auch Umweltzonen kein Problem mehr. Sehen lassen kann sich der mattschwarz lackierte 16V allemal. Eine Ansaugbrücke stammt vom jüngeren Bruder, dem 3B-Passat, der komplette Kabelbaum entstand hingegen in Eigenregie, Getriebe und Kupplung lieferte ein 1.6er Diesel.

Im Innenraum ist von Moderne wie unter der Motorhaube nichts zu sehen. Hier versetzte Andreas den Passat in einen Zustand, den man getrost als “Besser als neu“ bezeichnen kann. Die Sportsitze sind mit Leder und einem originalen Stoff aus den 80er Jahren bezogen. Auch der schwarze Teppichboden ist eine Neuanfertigung genauso wie der schwarze Innenhimmel.

Und wie es in den 80er Jahren üblich war, durfte auch ein Sportlenkrad nicht fehlen. Ja, das Holzlenkrad zählte damals zu den Sportlenkrädern und kann zum echt zeitgenössischen Zubehör gezählt werden.

Von seinem Nutzwert hat dieser Passat auch in der hier gezeigten Umbaustufe nichts verloren. Die fünf Sitzplätze und der gigantische Kofferraum blieben erhalten und werden im Sommer stetig genutzt. Immerhin ist Andreas zusammen mit Freundin Anje – ihren Audi A2 haben wie HIER vorgestellt – in ganz Europa auf Tuning-Events unterwegs, und da kann Platz ja nicht schaden.



Text & Fotos: Marcus Berger

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Passat 32B

Baujahr: 1987

Motor: Umbau auf 2.0 Liter-16V-Motor, Kennbuchstabe ABF, ruhende Zündung, Digifant-Einspritzsystem, Audi S6-Benzinpumpe, Friedrich-Motorabgasanlage mit Fächerkrümmer,

Getriebe: Kupplung und Getriebe vom 1,6er Diesel

Fahrwerk: KW Gewindefahrwerk (Sonderanfertigung), ca. 120 mm Tieferlegung, vorderer Stabi vom Audi 80 B3

Bremsen: Bremsanlage vorn vom VR6, hinten vom 16V, 5 x 100er Lochkreis

Räder: BBS RC-Felgen in 8 x 17 Zoll, Felgenstern und Felgenbett Hochglanz-verdichtet, Lochkreisadapter von auf 5 x 120 (BMW-Lochkreis)

Reifen: 185/35 R17

Karosserie: komplett original restauriert, Motorraum gecleant, Lackierung in “Pepper Grey Metallic“

Innenraum: Victor Sportlenkrad in Wurzelholz, Sitze neu bezogen mit Leder und Stoff aus den 80er Jahren, schwarzer Teppichboden

ICE: Gama Radio

Dank an: Meine Freundin, dem Eisenschuster, Alf, Martin, Dirk, Norman und Simon

79 Bilder Fotostrecke | The Classic-Driver – 1987er Passat in Bestform: Es gibt ihn noch: Den VW Passat 32B als Tuning Objekt im Klassik-Look #01 #02