Go East, Go West

Vergessener 1958er VW Käfer als Cal-Looker wiederbelebt

Go East, Go West: Vergessener 1958er VW Käfer als Cal-Looker wiederbelebt
Erstellt am 17. April 2025

Aus dem Sprichwörter-Phrasenbuch, Band Eins: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Wenn man nur lange genug am Ball bleibt, so sagt der Volksmund, kommt man auch ans Ziel. Ein Blick in die Garage von Swen Hundertmark lässt vermuten: „Mission erfüllt“. Ganz frisch rollt seit diesem Frühjahr dieser schicke 1958er Cal-Look-Käfer über die kurvigen Straßen des Weserberglandes.

Go East, go West: Vom Winde verweht und in den Westen zurückgekehrt

Die Vorgeschichte ist ein Drehbuch-Klassiker: Nachdem der „Kugelporsche“ 1958 die automobilen Werkshallen verlassen hatte, wurde er in die damalige DDR exportiert. Dann verliert sich die Spur. Kurz nach der Wende tauchte das Häuschen in einer Scheune wieder auf und wurde wieder in den Westen verfrachtet. Es dauerte 12 Jahre, bis Swen den Eigentümer durch ständiges Nachfragen und Zureden davon überzeugen konnte, die Basis zu verkaufen. Eine 1968er Bodengruppe mit begehrten Eintragungen gab es im Paket dazu.

Geduld zahlt sich aus: 12 Jahre dauerte es, bis der Käfer den Besitzer wechselte

Dank der fleißigen Unterstützung von Norbert („Bug Deal“) wuchs in den vergangenen zwei Jahren ein Projekt, das in diesem Frühjahr seinen Abschluss fand und in dem sich alle Beteiligten so richtig austoben konnten. Swen schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er über die zähe „Mission Dämmung entfernen“ berichtet. Eine Heidenarbeit war es, das heilige Blechle sauber zu bekommen. Zentimeter für Zentimeter arbeitete sich der gelernte Tischler voran.

Selbst ist der Mann: Lackiert wurde unter dem heimischen Carport

41 Bilder Fotostrecke | Go East, Go West: Vergessener 1958er VW Käfer als Cal-Looker wiederbelebt #01 #02 Ein wenig Schweißen hier, ein wenig schleifen da – hinzu kam die Teilesuche über Kontakte und über das Internet. Und wo es nicht mehr weiterging, da war Eigenleistung gefragt. Nachdem die Blecharbeiten abgeschlossen waren, ging die Suche nach einer Lackiermöglichkeit los. Und da sämtliche Optionen das Projektbudget massiv gesprengt hätten, blieben zwei Möglichkeiten übrig: Entweder man lässt die Karosserie grundiert oder man schwingt selbst die Sprühpistole. Gesagt, getan.

Unter dem Carport des heimischen Wohnhauses im Rintelner Ortsteil Volksen zimmerte Swen eine improvisierte Lackierkabine, füllte das gute L351 in die Spritzpistole und Norbert machte sich ans Werk. Das Ergebnis spricht für sich. Und da ein Cal-Looker ohne eine coole Türbemalung irgendwie unvollständig ist, tauchte Swen den Pinsel in Farbe und brachte passende Motive auf die Türen.

Der erstarkte 1600er Boxer sorgt für ordentliche Fahrleistungen

Fahrwerksseitig wurde eine Kombination aus frischen Bilstein-Dämpfern und einer verstellten Vorderachse verbaut. Die Felgen haben ihre Vorgeschichte an einem NSU RO 80 und mit 155er Vorderreifen, bzw. 185er Hinterachsgummis ist auch ein anständiger Auftritt garantiert. Dem 1600er Motor steht ein Prüfstandslauf noch bevor, doch schon jetzt lässt sich nach einer ausgiebigen Probefahrt sagen, dass der dezent aufgepäppelte Boxer deutlich mehr Schlagkraft in den Ring trägt.

Ein Radio wäre bei dieser Geräuschkulisse sinnlos

Für den geräuschvollen und kernigen Abgang ist die Sauer & Sohn Auspuffanlage verantwortlich. Verbunden mit dem Fehlen von Dämmmaterial erübrigt sich die Frage nach einem Radio. Man würde es sowieso nicht hören, daher hat Besitzer Swen darauf verzichtet. Und trotz der Motorenklänge im Innenraum überhört er die Frage nach dem nächsten Step nicht: „Ein größerer Motor wär schon toll. Ich glaube auch nicht, dass es mein letztes Projekt ist. Ich vermute eine Sucht dahinter.“

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Käfer

Baujahr: 1958

Motor: 1600er Vierzylinder Boxermotor, luftgekühlt, Kennbuchstabe „AD“, erhöhte Verdichtung, auf 123 Ignition Zündung umgebaut, zwei 34er Solex Vergaser

Auspuff: Sauer und Sohn Auspuffanlage

Kraftübertragung: Getriebe mit mittellanger Übersetzung

Räder: Fuchs Felgen vom NSU RO80 in 5x14 ET46

Reifen: an der Vorderachse in 155/70 R14, an der Hinterachse in 185/75 R14

Bremsen: gelochte Scheibenbremsen vorne, hinen Original

Fahrwerk: Vorderachse mittels Rasterplatten verstellt, Bilstein-Dämpfer vorne und hinten

Karosserie: Umbau auf 1968er Bodengruppe, Zierleisten entfernt, Chrom an den Scheibendichtungen entfernt, funktionsfähige Winker, Blinker hinter den Hupengittern, W-Haube, „No Worries“-VW-Zeichen, 24 Karat vergoldete Steinschlag-Schutzgitter für die Scheinwerfer, original „Eierrückleuchten“ mit Snowflakes, Eigenbau T-Bars, Lackierung in „L351 Coral Red“ von 1957/58, selbst aufgetragene Paintings auf den Türen

Innenraum: Original Armaturenbrett ohne Chrom und Radio, Ovali Lenkrad, Carat Drehzahlmesser, Scat Drag Fast Schalthebel, Sitze und Verkleidungen in Original Coral Red Stoff bezogen, Original Sekurit Verglasung, Teppich und Dämmungen entfernt, „Sparkäfer“-Himmel, dritte Bremsleuchte in Eigenbau aus dem 3D-Drucker und handbemalt, gelbe Sonnenblende

Dank an: Mirko und Norbert

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