Porsche vervollständigt die 911er-Reihe mit einer T-Variante, die um rund 35 Kilogramm leichter als das Basis-Modell ist. Lohnt sich der Aufpreis von rund 10.500 Euro? Bei den letzten beiden Porsche-Modellen mit dem Buchstaben T gab es nicht ungeteilten Beifall. Für die Lobesarien gewöhnten Zuffenhausener ein ungewohntes Gefühl. Der Macau T verkauft sich zwar in China wie geschnittene Passionsfrucht, überzeugt auch in Kurven aufgrund des geringeren Gewichts auf der Vorderachse, aber in der Längsdynamik ließ der Vierzylinder-Benziner dann doch den echten Punch vermissen. Bei Cayman und Boxster ist es ähnlich. Um es kurz zu machen: Ein VW-Golf-Motor passt nicht zu einem Porsche. Schon aus Eigennutz bleibt der Konzernikone 911 der Baureihe 992 genauso wie beim Vorgänger dieses Schicksal erspart. Denn dann würden vermutlich selbst die treuesten Fans des Zuffenhausener Sportwagenbauers auf die Barrikaden gehen.
Also befeuert der klassische Boxer-Motor aus dem Basismodell Porsche 911 Carrera mit 283 kW / 385 PS auch die T-Variante. Um die Unterschiede der beiden Versionen auszumachen, genügt ein Blick auf das Datenblatt. Mit einem Gewicht von 1.470 Kilogramm ist der T um 35 Kilogramm leichter als der Carrera. Einen Großteil der Diät macht die Siebengang-Handschaltung aus. Wer partout das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe will, muss zum Einstiegselfer greifen. Beim Carrera T bekommt man dann noch das Chrono Paket und das Sportfahrwerk, das die Karosserie zehn Millimeter tiefer über die Straße feuern lässt. Außerdem haben die Porsche-Techniker auch noch die Rücksitze herausgeschmissen und leichtere Scheiben eingezogen. Ein bisschen GTS-Feeling muss schon sein. Mit mindestens 123.845 Euro ist der T-Neunelfer um rund 10.500 Euro teurer als der Porsche 911 Carrera. „Wir wollen ein erreichbares Fahrzeug bieten“, sagt Michael Rösler, Projektleiter Gesamtfahrzeug 911 und ergänzt, dass der T eben zwischen dem Porsche 911 Carrera und Carrera S positioniert ist.
Um der Chronistenpflicht Genüge zu tun, hier noch die Fahrleistungen: Nach 4,5 Sekunden erreicht der T-911er Landstraßentempo und lässt die Tachonadel erst bei 291 km/h ruhen. Connaisseure werden jetzt sofort mit Verweis auf das PDK den Finger heben und darauf verweisen darauf, dass der Basis-Carrera in beiden Speed-Disziplinen den leichteren Bruder abhängt. Doch der 911er T definiert sich nicht über Dragsterrennen, sondern über Agilität und da wirken sich 35 Kilogramm weniger an der Hinterhand durchaus positiv aus.
20 Bilder Fotostrecke | Wenn weniger mehr ist: 2023er Porsche 911 Carrera T im Fahrbericht (Modell 992) Wir haben uns einen Porsche 911 Carrera T ohne die optionale Hinterachslenkung geschnappt und erklimmen den kurvenreichen Angel Crest Highway nahe der Pazifikmetropole Los Angeles. Schon nach wenigen Kilometern wird klar: Porsche kann mit dem 911er der Baureihe 992 wenig falsch machen und so bereitet auch das Leichtgewicht der Basisvariante dem Lenker jede Menge Vergnügen. Zumal die Weissacher Ingenieure nicht verlernt haben, wie man eine Handschaltung abstimmt. Trotz der sieben Fahrstufen, dem um zehn Millimeter kürzeren Ganghebel, ist die Schaltung im positiven Sinne knorpelig und die Gänge lassen sich präzise einlegen.
Das letztgenannte Attribut lässt sich auch auf die Lenkung und das Fahrverhalten anwenden. Bei der elektromechanischen Steuerung macht den Porsche-Ingenieuren ohnehin so leicht niemand etwas vor und lässt sich auch dieser 911er mit ruhiger Hand durch die Kurven dirigieren. Dabei informiert die Lenkung den Fahrer eifrig, wie es um die Traktion der Vorderräder bestellt ist. Dass diese Sportlichkeit nicht mit hohen Rückstellkräften vorgegaukelt wird, macht die Sache nur noch besser. Um es kurz zu machen, lässt sich der Zuffenhausener Sportwagen intuitiv mit entspannten Handgelenken führen.
Da passt es ins Bild, dass das Fehlen der Hinterachslenkung vor allem bei schnellen Kurvenfahrten dem Neunelfer eine gewisse Ruhe verleiht. Klar fehlt bei ganz engen Ecken etwas die Agilität, aber das Auto zieht nicht nach rechts, sobald man nur daran denkt. Aktiviert man noch die Sportabgasanlage, bekommt man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das Gute ist, dass die variablen Dämpfer für eine deutlich spürbare Spreizung des Fahrwerks sorgen: Sportlich bedeutet tatsächlich straff und im Normal-Modus ist der Carerra T langstreckentauglich.
Er ist wieder da: 911er für´s Grobe!
Der neue Porsche 911 Dakar (2023er Serienmodell)
Dazu gehören auch die Sitze. Das Seriengestühl sind allerdings für Porsche-Verhältnisse eher mäßig und bietet um den mittleren Bereich des Oberkörpers und um die Schultern herum nur bedingt Seitenhalt. Zudem erinnert der Stoffbezug an den eines französischen Kleinwagens aus den 1980er-Jahren. Nur dass wir hier von einem Sportwagen sprechen, der einen sechsstelligen Betrag kostet. Ansonsten bietet auch der 911 T die gewohnte Umgebung mit den fünf Rundinstrumenten inklusive zentralen analogen Drehzahlmesser. Aber den braucht man eh kaum. Einen Neunelfer fährt man nach Gehör!
Wolfgang Gomoll; press-inform
Technische Daten Porsche 911 Carrera T
Typ: Sportwagen
Motor: Sechszylinder-Boxer
Hubraum (cm3): 2.981
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 385 (283) bei 6.500
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 450 bei 1.950 bis 5.000
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 291
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 4,5
Getriebe: Siebengang-Handschaltung
Antrieb: Heckantrieb
Treibstoffsorte: Super
Tank (L): 64
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 10,9
CO2-Ausstoß (g/km): 247
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 1.470 (DIN)
max. Zuladung (kg): 380
Abmessungen (L/B/H): 4.530 / 1.852 / 1.293 (L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 132 (vorne) plus 264 (Fond)
Preis (Euro): 139.457,80
Basismodell: 123.845,00
Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
Effizienzklasse: G
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