Wer meint, er hätte bei einem Porsche 911 bereits alles erlebt, der ist noch keinen einzigen Meter mit dem neuen 911 GT3 RS gefahren. Einmal mehr ein Rennwagen mit einer Straßenzulassung – schärfer und spektakulärer denn je. Diese Sportlichkeit hat einen Preis und der ist stattlich: exakt 229.517 Euro. Doch jetzt heißt es schnell sein, denn der neue Porsche 911 GT3 RS der Baugruppe 992 wird noch begehrter sein, als die frisch aufgelegte Aktie der Porsche AG in der vergangenen Woche.
Heiß waren die Porsche 911 GT3 schon immer, doch als sich die Zuffenhausener im Jahre 2003 entschlossen, dem GT3 noch die Buchstabenkombination RS zu verleihen, wurde es grandios und mit jeder Generation besser. Nun legt die sechste Generation des Porsche 911 GT3 RS die Messlatte noch einmal höher, denn dieser ist in der Lage, Kurven unabhängig von den Wetterbedingungen beinahe so wegzuschnupfen wie eine lange Gerade. Zahlreiche Veränderungen an Aerodynamik und Fahrwerk bewirken für den erfahrenen Piloten im Motorsportvolant wahre Wunder.
Drehfreunde über 8.500 Umdrehungen
Am Motor selbst hat sich dabei wenig getan. Der bekannte Sechszylinder-Boxermotor mit 4,0 Litern Hubraum verfügt über zwei geänderte Nockenwellen und ein individuell angepasstes Drosselklappensystem, das die Motordrehzahl um 100 auf 8.500 U/min erhöht sowie eine aus dem Motorsport übernommene Direkteinspritzung, die zu einem leichten Leistungsplus auf 386 kW / 525 PS und 465 Nm maximales Drehmoment bei 6.500 Touren führt. Auch die vom GT3 abgeleitete Sportauspuffanlage wurde modifiziert und speckte so stattliche zehn Kilogramm ab, während sie ein noch eindringlicheres Klangerlebnis bietet. Die Gesamtübersetzung des bewährten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes mit Kühllufteinlässen im Unterboden des Fahrzeugs wurde im Vergleich zum GT3 ohne den Zusatz RS reduziert, sodass der 1.450 Kilogramm schwere Renner nennenswert langsamer ist als der normale 911 GT3, der mehr als 310 km/h schafft.
Breitere Spur und mehr Sturz
Die Änderungen am Fahrwerk wurden vor allem deshalb vorgenommen, um den 911 GT3 RS rennstreckentauglicher zu machen. Die Doppelquerlenker-Vorderachse wurde um 29 Millimeter gestreckt und die längeren Lenker erhielten tropfenförmige Profile, um den Abtrieb zu erhöhen. Gleichzeitig wurde das vordere Kugelgelenk des unteren Längslenkers tiefer gesetzt, was zu einem geringeren Nicken beim Bremsen beiträgt. Auch an der Hinterachse wurde gearbeitet, sodass sich Fahrhöhe, Sturz und Stabilisatorsteifigkeit individuell einstellen lassen.
33 Bilder Fotostrecke | Rennwagen mit Straßenzulassung: 2023er Porsche 911 GT3 RS Bei einem Auto, das in 3,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und fast die 300-km/h-Grenze streichelt ist die Bremse wichtiger denn je. Im Vergleich zum GT3 wurden die Kolbendurchmesser von 30 auf 32 und die 408mm großen Scheibendurchmesser in ihrer Dicken von 34 auf 36 Millimeter verstärkt. Die serienmäßigen Leichtmetall-Schmiederäder mit Zentralverschluss sind mit straßenzugelassenen Sportreifen der Dimension 275/35 R 20 vorne und 335/30 R 21 hinten bestückt. Das Reifendruckkontrollsystem verfügt über eine spezielle Motorsportfunktion, die es ermöglicht, zu Beginn einer Rennstrecke zu berücksichtigen, dass die Reifen kalt sind und einen niedrigeren Luftdruck haben.
Bis ins Detail: Schaltwippen aus Magnesium
Der Hauptunterschied im Innenraum im Vergleich zum GT3 ist das neue Lenkrad und die damit verbundenen erweiterten Einstellmöglichkeiten. Kunden, die sich für das Weissach-Paket entscheiden, erhalten Schaltwippen aus Magnesium und einen hinteren Überrollkäfig aus Kohlefaser, der im Vergleich zum Stahlkäfig sechs Kilogramm weniger Gewicht auf die Waage bringt. Das Chrono-Paket ist serienmäßig mit einer analogen Stoppuhr, einer digitalen Stoppuhrfunktion und einer zusätzlichen Leistungsanzeige ausgestattet, während die Rennstrecken-App Analyse und den Vergleich von Rundenzeiten auf einem Smartphone ermöglicht.
Ab auf die Strecke
Das sind jedoch nur die technischen Rahmenbedingungen. Erst auf der Rennstrecke von Silverstone zeigt der Rennwagen trotz wechselnder Wetterbedingungen bereits nach ein paar Kurven sein ganzes Können. Die ersten Runden zeigen, dass es jetzt auch trockene Abschnitte auf der Strecke gibt – diese gilt es auszunutzen. Und der Porsche 911 GT3 RS macht es einem leichter als gedacht. Dabei hilft der Schaltassistent unsichtbar bei der Optimierung des Hochschaltens. Je höher die Motordrehzahl, desto greller werden die beiden gelben Balken neben dem Drehzahlmesser. Der testosterongeschwängerte Auspuff klingt bedrohlich von knapp über dem Leerlauf bis knapp unter 9.000 U/min, wo er einige halluzinierende Frequenzen gewinnt, die einen in andere Sphären katapultieren.
So schnell man auch unterwegs ist – das Fahrverhalten und speziell die Bodenhaftung sind gigantisch und müssen sich hinter einem echten GT-Renner mit Startnummer nicht verstecken. Der Porsche 911 GT3 RS ist schließlich auch einer. Es scheint, als würde einen eine unsichtbare Hand auch im heißen Grenzbereich derart fest auf den Boden drücken, so wie man es in der eigenen Kindheit mit Spielzeugautos getan hat. So findet der 525 PS starke Brüllbolide Haftung, wo an sich längst keine mehr sein sollte und bringt seine gewaltige Saugerpower ebenso schamlos wie eindrucksvoll auf die Fahrbahn.
Damit der Pilot sich ganz auf die Strecke und das eigene Können konzentrieren kann, hat Porsche seinem sportlichsten GT ein neues Cockpit verliehen. Ein griffiges Alcantara-Steuer bekannter Machart und zusätzlichen Drehknöpfen für Fahrprogramme, Luftströmung, Dämpfer und Traktionskontrolle, die sich auf Wunsch des Piloten komplett deaktivieren lässt. Entsprechende Informationen spiegeln sich auf dem Digitalcluster hinter Lenkrad wider. Alles im Blick – alles im Griff. Vielleicht nicht schön, aber eben form follows function.
Es ist schließlich ein Rennwagen und da ist es mit exzellenten Rennsitzen längst nicht mehr getan. Der Porsche 911 GT3 RS ist eben ein Hightech-Geschoss modernster Bauart – und vielleicht der letzte seiner Art mit Saugmotor. Also einfach noch ein paar Runden genießen – und träumen – aber erst in der Boxengasse.
Joaquim Oliveira; press-inform
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