Der neue VW Golf 8 R (2024) aus Expertensicht

Interview mit VW Entwicklungs- und Testfahrer Benny Leuchter

Der neue VW Golf 8 R (2024) aus Expertensicht: Interview mit VW Entwicklungs- und Testfahrer Benny Leuchter
Erstellt am 28. Juni 2024

Der modellgepflegte VW Golf R ist gerade präsentiert worden und so mancher fragt sich, was genau man da noch verbessern wollte. Oder wie sowas im Detail passiert. Wir haben uns mit Benny Leuchter über den neuen Über-Golf unterhalten. Benny war als Test- und Entwicklungsfahrer maßgeblich in die Entwicklung des Golf-Sportlers involviert und gibt spannende Eindrücke in die Arbeit am Facelift.

Du warst als Testfahrer von Volkswagen R ja sehr tief in die Entwicklung des Golf R involviert. Was genau waren denn deine Aufgaben?

Meine Entwicklungsarbeit im Golf 8 R - oder im Prinzip bei Volkswagen allgemein - ist das Thema Fahrdynamik. Das bedeutet, ich arbeite mit den Ingenieuren zusammen, gebe mein Feedback aus meiner Erfahrung, was so ein Fahrzeug benötigt, um noch performanter zu werden. Es gibt immer wieder h Schleifen, die wir drehen. Also es wird etwas verändert, ich fahre wieder mit dem Auto, gebe mein Feedback, fahr wieder mit dem Auto, gebe ein Feedback, und so weiter. Ich bringe allerdings auch Ideen mit in die Fahrzeuge ein. Ein Beispiel das S-plus-Schaltprogramm, das wir jetzt im Golf 8 auch haben. Das ist ein bremsdruckabhängiges Rennstreckenschaltprogramm, das durch den Bremsdruck gesteuert wird. So muss der Fahrer gar nicht selbst schalten, sondern das Getriebe übernimmt die Aufgabe, rechtzeitig runterzuschalten, rechtzeitig hochzuschalten, aber eben auch in besonderen Situationen, wie zum Beispiel wenn du aus einer Kurve herausbeschleunigst mit Lenkwinkel, eben nicht hochschaltet, damit der Fahrer nicht gestört wird. Das sind dann so Ideen, die dann von mir kommen, die ich mit in die Fahrzeuge einbringe und bin ich natürlich sehr stolz, Teil dieser Entwicklungen zu sein."

Was ist für dich das herausragende Merkmal des Golf R im Vergleich zur Konkurrenz?

Mit einem Golf bist du immer richtig angezogen, er ist nie over the top, aber auch nie underdressed. Das heißt, du kannst zur Abendgala fahren, du kannst damit in den Urlaub fahren, du kannst damit aber eben auch auf der Rennstrecke Spaß haben. Außerdem insbesondere auch noch bei Schnee und Eis durch den Allradantrieb macht das Auto auch im Winter sehr, sehr viel Spaß. Wir haben viel in Schweden getestet und das hat doch extrem Spaß gemacht!"

Der Golf R der achten Generation war ja schon ein gutes Auto. Wo habt ihr da noch Potenzial gesehen für Verbesserungen?

Bei Volkswagen hört die Fahrzeugentwicklung nie auf. Das bedeutet, wenn wir jetzt ein Modell in den Markt bringen, ist es nicht so, dass wir uns darauf ausruhen, sondern es ist immer ein laufender Prozess. Wir entwickeln immer weiter, weil wir natürlich immer dazulernen, auch mit den Fahrzeugen, die schon im Markt sind. Bei der Produktaufwertung zum Golf 8 R haben wir nochmal das Thema Dynamik angefasst, weil wir da nochmal ein bisschen Potenzial gesehen haben, obwohl das Auto ja in allen Tests sehr gut abgeschnitten hat. Gerade was das Thema Gierverhalten in die Kurve hinein angeht, ist das Auto ist jetzt noch mal ein bisschen agiler. Wir haben den Fahrdynamik-Manager nachgeschärft und haben nochmal ein, zwei Sonderfunktionen mit ins Fahrzeug hineingebracht. Vorher gab es das S-Plus-Schaltprogramm nur im Spezial-Modus. Wenn du aber das Fahrwerk etwas verstellen wolltest, ging das nur im Individual-Modus. Da fehlte dann aber wieder das S-Plus-Schaltprogramm. Das ist jetzt anders. 

Der neue GTI Clubsport und der Golf R liegen leistungstechnisch ja nicht mehr weit auseinander. Wo liegen für dich aus Fahrersicht die wesentlichen Unterschiede?

Ganz klar: Der Golf GTI ist natürlich ein forteingetriebenes Fahrzeug mit einer Differenzialsperre. Der Golf acht R ist ein allradgetriebenes Fahrzeug. Du hast beim R den Vorteil, dass du vier Räder hast, die angetrieben werden. Somit auch ein bisschen mehr Traktion, gerade was das Thema 0 auf 100 km/h angeht. Dafür ist der GTI etwas leichter, das wiederum gibt dir den Vorteil, etwas schneller in die Kurve hineinzufahren, etwas später zu bremsen, vielleicht ein bisschen höhere Kurvengeschwindigkeit zu erzielen. Allerdings beim Rausbeschleunigen aus den Kurven, da liegt der Vorteil wieder beim Golf 8 R, weil das Auto durch den Torxplitter jetzt die Möglichkeit hat, die Kraft an die Hinterachse zu verteilen. Also er kann das Kurvenaußenrad schneller beschleunigen als das Kurveninnenrad und fährt sich dann so ein bisschen mehr wie ein heckgetriebenes Auto. Das bedeutet, du kannst aus den Kurven bisschen besser rausbeschleunigen als mit dem Golf GTI Clubsport. Fazit: Ich würde sagen, in die Kurve hinein bist du mit dem GTI Clubsport schneller, hast etwas höhere Kurvengeschwindigkeit, dafür kannst du mit dem Golf 8 R ein bisschen früher ans Gas und den Speed besser aus der Kurve herausnehmen.

Für dich ganz persönlich: Golf GTI oder Golf R?

Natürlich beide! Golf R, damit du auch im Winter Spaß haben kannst und Golf GTI für den Alltag und natürlich für die ganzen Fantreffen.

Ihr habt mit Max Kruse Racing ja gerade den Golf 8 GTI Clubsport beim 24h-Rennen erfolgreich eingesetzt. Wäre nicht auch der Golf R als Rennfahrzeug denkbar?

Ja! Es wäre natürlich sensationell, ein Allradfahrzeug auf Basis eines TCR-Rennfahrzeug zu bauen. Das Potenzial ist gigantisch. Allerdings bedeutet so ein Aufbau vom Fahrzeug natürlich sehr viele Entwicklungsarbeit. Wir müssen mal schauen, was die Zukunft bringt, aber denkbar wäre das auf jeden Fall. Ich glaube auch es wird verdammt viel Spaß machen!"

Danke Benny!

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