Müssen sich VW und Co fürchten? Mit dem neuen WEY 03 drängt ein ernst zu nehmendes Konkurrenzmodell zum VW Tiguan auf den Markt. Wir waren im neuesten SUV aus China unterwegs. Der neue VW Tiguan ist gerade einmal ein paar Wochen beim Händler, schon ziehen dunkle Wolken am Himmel auf. Denn das, was der chinesische Automobilhersteller GWM (Great-Wall-Motor) in Form seines neuesten SUV auf den Markt bringt, dürfte so manchem Wolfsburger Marketingexperten schlaflose Nächte und Kopfzerbrechen bereiten.

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Allein die technischen Daten des WEY 03 lassen aufhorchen. Den 03 gibt es nur als Plug-in-Hybrid, eine reine Verbrenner-Version wird nicht angeboten. Statt einem 1.5er Motor wie im Tiguan eHybrid, werkelt im WEY 03 ein 2.0 Liter großer 4-Zylinder mit Turboaufladung und 150 kW (204 PS) Leistung. Eine Kombination, mit der man nichts falsch machen kann. Kombiniert ist der Ottomotor einem 9-Gang-Doppelkupplungegetriebe, in dem zusätzlich ein 120-kW starker E-Motor integriert ist. Wer sich fürs umfangreich ausgestattete Basismodell „Premium“ entscheidet, bekommt so schon einmal 270 kW und 500 Nm Drehmoment serviert. Wer sich für die zweite Ausstattungsvariante entscheidet, bekommt noch Extras wie 20-Zoll-Felgen, Memory-Sitze mit Massagefunktion, ein Head-up-Display und vieles mehr – auf Wunsch zudem eine weitere E-Antriebseinheit an der Hinterachse mit weiteren 130 kW Leistung.

Macht unterm Strich eine 325-kW-Systemleistung und ein üppiges Drehmoment von 685 Nm. Doch der WEY 03 hat noch mehr in petto. Der von GWM verbaute 34-kWh-Akku ist mit seiner Kapazität ein starkes Stück und annähend so groß wie der im e-Up oder Dacia Spring. Der 2024er Tiguan hat gerade einmal 19,7 kWh an Bord. Dementsprechend großzügig fällt auch die E-Reichweite des WEY 03 aus. Geladen wird der Speicher mit zeitgemäßer 11 kW AC- und sogar 50 kW DC-Leistung

32 Bilder Fotostrecke | Angstgegner für VW Tiguan & Co?: 2024 GWM WEY 03 Plug-in-Hybrid im Videofahrbericht #01 #02 Zum Start unsere Testfahrt bei kühlen 4 Grad Außentemperatur zeigte das 9,2-Zoll-Tachodisplay stattliche 138 km Reichweite an. Sicherlich kein Zufall, dass unserer erster Stopp im Rahmen der Fahrveranstaltung gut 140 Kilometer entfernt lag. Über kurvige Landstraßen ging es vom Münchner Flughafen aus in Richtung Chiemsee. Rücksicht auf den Verbrauch haben wir dabei zu keiner Sekunde genommen, sondern die Heizung auf mollige 25 Grad hochgedreht, was ja immer zusätzliche Energie aus dem Akku saugt. Und selbstverständlich durfte auch der Verbrenner gezielt mitspielen, der sich akustisch angenehm zurückhält und nur im hohen Drehzahlbereich hörbar wird. Das Zusammenspiel mit den E-Motoren klappt reibungslos und absolut komfortabel, wobei der Benziner besonders im Allradmodell kaum nötig ist. Hier übernimmt laut Leistungsanzeige ohnehin die Antriebseinheit an der Hinterachse 80% der Arbeit. Erst wenn hier die zusätzlichen 130 kW nicht reichen, schaltet sich der E-Motor im Getriebe vorne dazu.

Tritt man richtig aufs Pedal gönnt sich das Setup eine ganz kurze Bedenkpause, um alle Kräfte zu mobilisieren. Im Idealfall geht´s in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer, allerdings macht sich trotz der hohen Systemleistung das Fahrzeuggewicht von 2,2 Tonnen bemerkbar und fordert sein Tribut in Sachen Dynamik. Richtig leichtfüßig geht anders vonstatten. Aber der WEY 03 soll auch kein Sport-SUV sein, sondern der sparsame Begleiter im Alltag. Folglich fällt die Abstimmung komfortabel mit einer Prise Sportlichkeit aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Fahrzeuge aus China mehr schlecht als recht bewegen lassen. Präzise und leichtfüßig geht’s um die Kurven, und die Lenkung liefert jederzeit eine gute Rückmeldung. Am besten gefiel uns diese im Sport-Modus, da diese hier etwas schwergängiger ausgelegt ist.

Allerdings kämpft der WEY 03 wie so manches andere E-Auto mit dem gleichen Problem: Aufgrund des leistungsstarken Akkus und der damit verbundenen hohen elektrischen Reichweite kommt der Verbrenner im täglichen Gebrauch kaum zum Einsatz. Was dazu führt, dass ein Großteil der Bewegungsenergie via Rekuperation zurück in den Akku fliest und kaum über die Bremsscheiben vernichtet wird. Folglich sahen diese am Testwagen mit gerade einmal 1.800 Kilometer Laufleistung auf dem Display entsprechend angerostet aus und gaben auf den ersten Kilometern eine deutliche Rückmeldung, sowohl über das Lenkrad, als auch das Bremspedal an den Fahrer, die nach ein paar kräftigen Bremsungen verschwand. Ein Problem, das beispielsweise auch Tesla hat. Was die Wartung oder Unfallreparaturen angeht, löst dies GWM elegant von Beginn an. Denn diese Jobs sowie den Vertrieb übernimmt die Emil Frey Gruppe, die mit über 100 Standorten ein entsprechendes Werkstatt- und Händlernetz besitzt und neben Mitsubishi bereits auch ORA-Kunden betreut.

Keine Fragen kommen bei der Bedienung auf, das 14,6 Zoll große Display ist gut erreichbar und abzulesen. Ein zweites 9-Zoll-Display übernimmt die Steuerung der Heizung und wichtiger Fahrzeugfunktionen. Was die Materialauswahl und Verarbeitungsqualität betrifft, muss sich GWM mit dem WEY 03 nicht mehr hinter den heimischen Herstellern verstecken, ganz im Gegenteil. Noch bemerkenswerter ist dies im Zusammenhang mit der Preisliste. Bereits das Premium-“Basismodell“ bringt sämtliche Ausstattung mit, die man sich wünscht, inklusive aller lieferbaren Fahrassistenzsysteme und das zum Preis von 47.900 Euro. Wer den Allrad und alle möglichen Extras möchte, legt gerade einmal 51.900 Euro auf den Tisch und erkennt schnell, dass man es im Reich der Mitte ernst meint. Zumal auch das Leasingangebot darauf voll eingestellt sein wird, möglichst viele Marktanteile und Kunden zu gewinnen. Schwere Zeiten also für die alteingesessenen Platzhirsche.

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