Bentley muss die Zeit überbrücken, bis die ersten Elektromodelle auch für die Briten ein neues Zeitalter einläuten sollen. Das fällt mit den neuen Plug-in-Hybriden im Flying Spur leichter denn je, kombinieren diese opulenten Luxus mit grandiosen Fahrleistungen und einem vernünftigen Verbrauch. Rein elektrisch geht es ebenfalls.
Keine Frage: die verwöhnten Bentley-Kunden vermissen die imageträchtigen Zwölfzylinder, die den Topversionen aus Crewe das nötige Charisma gaben und zudem imposante Fahrleistungen lieferten. Bentley feiert seinen überarbeiteten Flying Spur als viertürigen Supersportwagen und nimmt den eigenen Mund dabei nicht so voll, wie man es zunächst befürchten mag. Denn der Antrieb stammt ebenso wie die Plattform des 5,32 Meter langen Flying Spur Speed vom erst jüngst vorgestellten Continental GT Speed Topmodell und leistet demgemäß 575 kW / 782 PS und ein gigantisches Drehmoment von 1.000 Nm. Das Leistungsplus von 147 PS zum ausgelaufenen W12-Vorgänger ist stattlich, wenngleich sich so mancher Kunde lieber die Rückkehr zum elitären Dutzend Brennkammern wünschen würde – gerade um einen Gegenpol zur größer werdenden Zahl der Elektromodelle zu bilden.
Doch der stärkste Viertürer-Bentley aller Zeiten kann nicht nur beängstigend spurten und aus dem Stand in Tempo-100-Marke in 3,5 Sekunden hinter sich lassen oder geradezu spielerisch die 300 km/h pulverisieren, sondern sich eben auch als Teilzeit-Elektriker in Szene setzen. Denn der 441 kW / 600 PS stake V8-Doppelturbo mit seinen vier Litern Hubraum wird von einem 140 kW / 190 PS starken Elektromotor unterstützt, der sich im Getriebetunnel versteckt und stattliche 450 Nm für den Alltagsgebrauch zuliefert. Unter dem Strich bedeutet das ein imposantes Spurtvermögen des Edelbriten, der seine Motorleistung souveräner als je zuvor auf die Straße bringt. Dafür sorgen nicht nur Allradantrieb, Allradlenkung, sondern neben dem mächtigen Leergewicht von mehr als 2,6 Tonnen auch das zusätzliche Batteriepaket im hinten Fahrzeugboden, das mit einer Leistung von 25,9 kWh eine reine elektrische Reichweite von über 75 Kilometern ermöglicht und ganz nebenbei die Gewichtsverteilung auf nahezu ausgewogene 48,3:51,7 schraubt.
Das spürt der Fahrer gerade bei flotter Gangart durchaus.
Wichtiger als das rein elektrische Fahren dürfte so manchem Flying-Spur-Kunden die Verbrauchsreduzierung im Alltag und die damit einhergehende Erhöhung der Gesamtreichweite auf über 800 Kilometern sein, ehe es wieder an Lade- und Zapfsäule geht. In der Innenstadt, im urbanen Umfeld und selbst auf der Autobahn ist der Flying Spur Plug-in-Hybrid je nach angewähltem Fahrmodus bis zu einer Geschwindigkeit von 140 km/h rein elektrisch unterwegs. Gerade an dieses geräuschlose Cruisen gewöhnt man sich besonders schnell und gleitet in den exzellenten Komfortsesseln, die einen massieren und die Körpertemperatur messen, über alle Unebenheiten hinweg. Dabei sorgt die Kombination aus Plattform und achtstufigem Doppelkupplungsgetriebe dafür, dass der Flying Spur zwar ungemein komfortabel unterwegs sein kann, jedoch nicht die lässige Sänfte wie Mercedes S-Klasse, BMW 7er oder Rolls-Royce Ghost mimt.
Er ist mehr als einen Hauch straffer und fahrerorientierter, was sich im luxuriösen Fond fortsetzt. Denn hier gibt es trotz klimatisierter Massagesessel nicht das gleiche Komfortniveau wie mancher Wettbewerber auf Topniveau. Das gilt für die Dämpfung ebenso wie das objektive und subjektive Raumgefühl nebst Einfederkomfort oder Dacheinzug. Wer noch mehr Exklusivität möchte, steigt statt in den Speed in den noch imposanteren Mulliner, der knapp 300.000 Euro kostet.
So grandios luxuriös der mindestens 276.800 Euro teure Bentley Flying Spur Speed als Plug-in-Hybridversion auch ist; er präsentiert sich mit seiner grandiosen Mischung aus Eleganz, Verarbeitung, Nobelambiente und V8-Antrieb als Fahrerauto und weniger als Chauffeur-Sänfte. Man würde lügen, würde man nicht eine moderne Version des längst ausgelaufenen Mulsanne vermissen, die überfällige Bentley-Antwort auf einen Rolls-Royce Ghost oder eine Maybach S-Klasse. Gerne mit einem aufgeladenen Zwölfzylinder, der elektrifiziert sein darf. Doch dieser Wunsch dürfte sich in die ewigen Jagdgründe von Crewe verabschiedet haben und so genießen Fahrer und Passagiere den phänomenalen Luxus im Innern des Flying Spur, der einmal mehr Bestmarken setzt, während ein bis zu 2.200-Watt-Musiksystem das Flüsterniveau im Innern problemlos übertönt. Der wohl einzige echte Makel: ein Laderaum mit gerade einmal 346 Litern. Stefan Grundhoff; press-inform
Technische Daten: Bentley Flying Spur Speed PHEV
Motor: Achtzylinder Bi-Turbo mit Elektromotor
Hubraum: 3.996 ccm
Leistung: 575 kW / 782 PS
Max. Drehmoment: 1.000 Nm ab 2.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: über 320 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,5 Sekunden
Getriebe: Achtgang-Doppelkupplung
Antrieb: Allrad
Normverbrauch: 1,2 Liter / 100 km / CO2-Ausstoß: 33 g CO2 / km
Gewicht, Herstellerangabe: 2.646 kg
Laderaum: 346 Liter
Preis: 276.800 Euro
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