Bissiges Kraftpaket mit hohem Spaßfaktor

2017er Chevrolet Camaro V8 im Fahrbericht

Bissiges Kraftpaket mit hohem Spaßfaktor: 2017er Chevrolet Camaro V8 im Fahrbericht
Erstellt am 30. Mai 2017

Alle Jahr wieder stellt sich unsere Redaktion die Frage, mit welchen Fahrzeug soll es auf unseren Roadtrip an den Wörthersee zum GTI-Treffen gehen. Da wir den neuen GTI bereits im Fahrbericht hatten und vor dem Trip noch ein Abstecher nach Ingolstadt geplant war, um die Audi Q2-Challenge zu begleiten, viel unsere Wahl schnell auf Audi, am besten natürlich ein S5 oder RS5. Eine Anfrage bei der zuständigen Dame der Testwagenabteilung sorgte allerdings schnell für Ernüchterung. „...Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir derzeit aus Kapazitätsgründen ihnen keinen Testwagen zur Verfügung stellen können.“ 

Mehr als nur eine Alternative!

Da das GTI-Treffen sowie das Vor-Treffen schon lange keine reine Konzernveranstaltung mehr ist, machten wir uns auf die Suche nach einer RS5-Alternative und blieben ziemlich schnell beim aktuellen Chevrolet Camaro hängen. Anfangs waren es ausschließlich die nackten Leistungsdaten, die das V8-Coupé in unseren Fokus rücken ließ und mit 453 PS und 617 Nm Drehmoment sogar etwas mehr als das RS5-Gegenstück (450 PS und 600 Nm) leistet.

In der aktuellen Camaro-Version, die seit Mitte 2016 auf dem Markt ist schlägt ein modernes V8-Aggregat aus Aluminium mit 6,2-Liter Hubraum, Benzindirekteinspritzung und aktiver Zylinderabschaltung, die bei Bedarf aus dem V8 einen V4 macht. Zudem hat die aktuelle 6. Generation des Camaro kräftig an Gewicht abgespeckt und bringt es mit einem V8 auf ein Leergewicht von 1.659 Kilogramm. Ein Vergleich mit dem Ingolstädter zeigt, das dieser mit 1.730 kg Leergewicht ganze 71 Kilogramm mehr auf die Waage bringt.

Ein leichtes Spiel hat der kraftvolle und agile V8 mit dem aktuellen Camaro allemal, das von einem satten V8-Sound begleitet wird, der dem Fahrer und Beifahrer immer wieder aufs neue ein fettes Grinsen ins Gesicht treibt. Weniger zu lachen haben da Passagiere im Fond, da die Sitze allenfalls als Notlösung für kurze Strecken taugen. In seiner 2017er Version verfügt der Camaro über einen Fahrprofilschalter, mit dem sich Lenkung, Fahrwerk (falls das optionale Magnetic Ride Control verbaut ist) und der Motorsound individuell steuern lässt. Während es sich im Modus „Tour“ entspannt und mit dezentem Sound Cruisen lässt, röchelt, bollert und brüllt der V8 im „Sport“- und „Race“-Modus unter Last derart aus seinen vier Endrohren, dass es eine wahre Pracht ist, und man kaum an eine serienmäßige Abgasanlage glauben kann.

Trotz der giftigen Gasannahme und einer Beschleunigung von 4,4 Sekunden auf 100 km/h bleibt der Camaro jederzeit gut kontrollierbar. Eine Einzelradaufhängung mit McPherson-Vorderachse samt Doppelquerlenker und die moderne Fünf-Lenkerhinterachse lassen das Coupé nicht zuletzt dank seiner serienmäßigen 20-Zoll-Felgen sauber auf dem Asphalt haften. Lediglich auf nasser Fahrbahn oder ausgefahrenen Straßenbelägen verlangen die 245er und 275er Reifen erhöhte Aufmerksamkeit. Hierfür arbeitet die Lenkung aus dem Haus ZF sehr präzise und gibt dem Fahrer stets exakte Rückmeldung, wobei das kleine Sportlenkrad mit unten abgeflachten Kranz perfekt in der Hand liegt. Ungeübte Fahrer hält die Traktionskontrolle jederzeit sicher in der Spur, selbst bei einem beherzten Tritt aufs Gaspedal aus engen Kurven heraus ist nicht mehr als ein kurzes Zucken am Heck zu vernehmen.

Das Acht-Gänge-Menü sollte es schon sein

Für eine angemessene Verzögerung sorgt rundum eine Brembo-Anlage mit Feststätteln, die in Verbindung mit 345er Scheiben vorn und 338er Bremsscheiben an der Hinterachse kernig zupackt. Neben einer klassischen 6-Gang-Handschaltung liefert Chevrolet den Camaro auf Wunsch auch mit einer blitzschnell schaltenden 8-Gang-Automatik, die 2.000 Euro Aufpreis dafür sollte man auf jeden Fall investieren.

Mit dem Acht-Gänge-Menu lässt es sich zum einen richtig entspannt Cruisen, da das Drehzahlniveau auf der Autobahn ordentlich in den Drehzahlkeller sinkt, was in Kombination mit der Zylinderabschaltung weiteren Kraftstoff einspart - ein Verbrauch von unter 8 Liter Benzin auf 100 km ist problemlos machbar. Zudem sorgt die Automatik dank ihrer Schaltpaddels für noch mehr Fahrspaß. So wird jeder manuelle Gangwechsel unter Last und bei etwas höherer Drehzahl mit herrlichem Auspuffknallen beantwortet.

Im Innenraum ist deutlich spürbar, dass es Chevrolet damit ernst meint, sich Marktanteile auf den europäischen Märkten zu erkämpfen. Großzügig mit Leder verkleidete Türen, Leder auf der Mittelkonsole sowie am Armaturenbrett lassen die einstigen Kunststofflandschaften vergessen, für die amerikanische Fahrzeuge lange Zeit belächelt wurden.

Mit Apple CarPlay und Android-Auto hält zudem das Smartphone-Zeitalter im Camaro Einzug. Passend dazu fällt das Navigationssystem mit seinem 8-Zoll-Farb-Touchscreen samt Näherungssensor, DAB-Tuner und Rückfahrkamera aus. Features wie Totwinkelwarner, Head-up-Display oder der Tacho mit seinem beiden analogen Rundinstrumenten und dem ebenfalls 8-Zoll großen Display lassen den Innenraum zeitgemäß und modern wirken. Für weiteres Wohlfühlklima sorgt die Sitzbelüftung und die Ambiente-Beleuchtung, die sich ganz nach persönlichem Geschmack in 24 unterschiedlichen Farben einstellen lässt.

Und was kostet der Spaß?

Genau hier kann der Camaro ein weiteres mal punkten und sorgt bei Autofans für leuchtende Augen und reichlich Verwunderung. Denn anders als bei heimischen Herstellern fällt die Aufpreisliste beim V8-Camaro verdammt kurz aus. Lediglich für die Automatik und das Magnetic-Ride-Control-Fahrwerk werden jeweils 2.000 Euro fällig. Alle anderen Features gehören hier zur Serienausstattung, die ohne schlechtes Gewissen bei einem kommoden Basispreis von 45.900 Euro (Handschalter) als Vollausstattung bezeichnet werden kann. Ein vergleichbarer Basis-RS5 bringt es, ohne auch nur ein Kreuz in der elend langen Aufpreisliste zu machen, auf 82.900 Euro. Eine stattliche Differenz von 37.000 Euro mit der sich allerhand anfangen lässt. 65 Bilder Fotostrecke | Bissiges Kraftpaket mit hohem Spaßfaktor: 2017er Chevrolet Camaro V8 im Fahrbericht #01 #02

 

Technische Daten 2017er Chevrolet Camaro 6,2L 8AT

Motor: 6162ccm V8 in Aluminiumguss mit Eisenguss-Zylinderbuchsen, Benzindirekteinspritzung und aktiver Zylinderabschaltung

Leistung: 453 PS (333kW) bei 6.000 U/min und 617 Nm Drehmoment bei 4.400 U/min

Getriebe: Hydra-Matic-8L90-Automatikgetriebe mit Wippenschaltung

Fahrwerk: elektrische ZF-Servolenkung, Mehrlenkerachse vorn mit McPherson-Einzelradaufhängung, hinten Radaufhängung mit fünf unabhängigen Lenkern, elektronische Dämpferregelung „Magnetic Ride Control“

Bremsanlage: Brembo-Scheibenbremsen vorn und hinten mit Vier-Kanal-ABS-System, Traktionskontrolle und dynamischer Bremskraftverteilung, vorn mit 345er Bremsscheiben, hinten mit 338mm Bremsscheiben

Felgen: Leichtmetallfelgen in 8,5J x 20 Zoll vorn und 9,5J x 20 Zoll hinten

Bereifung: VA 245/40 ZR 20, HA 275/35 ZR20

Länge: 4784mm Breite: 1897mm Höhe: 1348

Fahrleistungen: 0 auf 100 km/h in nur 4,4 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 290km/h

ECE-Verbrauch: 11,1 Liter laut Hersteller

Leergewicht: 1659kg

Basispreis ab: 45.900 Euro (mit Schaltgetriebe)

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