Der VW ID.R knackt den Rundenrekord auf der Nordschleife

Hochspannung mit Happy End!

Der VW ID.R knackt den Rundenrekord auf der Nordschleife: Hochspannung mit Happy End!
Erstellt am 3. Juni 2019

Es ist die schwierigste Rennstrecke der Welt - die Nürburgring Nordschleife. Volkswagen Motorsport hatte es sich zum Ziel gesetzt, nach Pikes Peak und Goodwood auch in der berühmten „Grünen Hölle“ einen neuen Rundenrekord für elektrisch angetriebene Fahrzeuge aufzustellen. Dies gelang dem extra für diesen Zweck konstruierten ID.R nun in beeindruckender Form.

Der Tag der Tage

Nach langer Vorbereitung und mehreren Testtagen war es am 3. Juni endlich soweit: Romain Dumas und sein Volkswagen ID.R hatten die Nordschleife für sich, um den Versuch zu unternehmen, den bestehenden Rundenrekord für elektrisch angetriebene Fahrzeuge zu brechen. Dieser lag bislang bei 6 Minuten und 45,90 Sekunden, aufgestellt im Jahre 2017 vom Briten Peter Dumbreck in einem Nio. Ganz mutige Stimmen behaupteten sogar, dass der Gesamtrekord vom Porsche 919 Hybrid aus dem vergangenen Jahr mit 5:19,546 Minuten in Gefahr sei, was Romain Dumas natürlich im Vorfeld herzlich abstritt.

Hält das Eifel-Wetter?

Die große Unbekannte in diesem Spiel war bis zum Schluss das launische Eifelwetter. In diesem Jahr gab es hier schon alle möglichen Überraschungen, sogar Schneefall bei VLN-Rennen. Wenn man also eine Strecke für einen kompletten Tag mietet und zudem unzählige Pressevertreter zu diesem Event einlädt, steht man angesichts des unsicheren Wetters stark unter Druck. Zumal die Vorhersage bis zum Tag der Entscheidung alles andere als positiv aussah, da man sogar von Unwettern ausgehen musste. Umso erleichterter waren alle Beteiligten, als am 3. Juni eine strahlende Eifelsonne über dem Nürburgring schien. Trotzdem war die – Achtung Wortspiel – Spannung riesengroß, als der Franzose am Vormittag das erste Mal für eine Installationsrunde auf die Strecke ging. Normalerweise werden bei einer solchen Runde nur die Systeme gecheckt und die Abstimmung final überprüft. Umso überraschter war man, als am Ende auf einmal eine 6:25 min auf der Uhr stand. Rekord geknackt, und zwar um Welten. Und das bei der ersten Installationsrunde! Spontaner Applaus brandete auf, den Sportchef Sven Smeets schnell wieder beruhigte. Es sei noch nicht alles perfekt gelaufen und er hoffe, dass da im Laufe des Tages noch deutlich mehr ginge. Deutlich mehr? Das hieße ja, dass man vielleicht doch den Allover-Record des Porsche 919 angreifen könnte. Ob Dumas allerdings noch über eine Minute in der Grünen Hölle finden würde, war doch mehr als fraglich.

Grüner Strom für viel Power

Eine Stunde später ging Romain Dumas ein weiteres Mal auf die Strecke. Diesmal mit dem zweiten Einsatzfahrzeug, da das erste nach der schnellen Runde zunächst herunter gekühlt werden musste, bevor das Team mittels Starkstrom die Akkus wieder auflud. Das geschieht übrigens ebenfalls absolut umweltfreundlich und nicht etwa mittels rußendem Diesel-Generator. Wie schon beim Bergrennen am Pikes Peak setzt Volkswagen Motorsport für die Aufladung der Batterien des ID.R einen innovativen Stromgenerator ein. Das mobile Aggregat arbeitet mit dem nachwachsenden Rohstoff Glycerin, chemisch gesehen ein Zuckeralkohol, der zum Beispiel bei der Herstellung von Bio-Diesel als Abfallstoff anfällt. Als Kraftstoff verbrennt Glycerin fast schadstofffrei und nahezu CO2-neutral.

Battery Management als Schlüssel

Beide Fahrzeuge sind absolut baugleich, was auch der anwesende Notar bestätigen konnte. Dieser ist wichtig, damit ein eventuell aufgestellter Rekord auch seine rechtliche Gültigkeit erhält. Dumas jedenfalls legte diesmal gleich zu Beginn richtig los, was schnelle Zwischenzeiten bestätigten. Nordschleifen-Kenner Andy Gülden kommentierte inzwischen die schnelle Runde im Pressezelt am Bildschirm. Und nicht nur ihm fiel auf, dass der ID.R zwar auf der Nordschleife unglaublich schnell unterwegs war, auf der langen Döttinger Höhe – einer fast drei Kilometer langen Gerade – allerdings an Tempo zu verlieren schien. Dumas bestätigte später, dass er das Batterie-Management in diesem Run eher auf hohe Performance zu Beginn ausgelegt hatte, weshalb ihm am Ende etwas „der Saft ausging“. Trotz allem brannte der VW-Werkspilot eine Zeit von 6:12 min in den Asphalt, was erstens wiederum ein neuer E-Rekord war und zweitens nur noch eine Sekunde über dem legendären Rennrundenrekord von Stefan Bellof lag. Nach der Mittagspause stand aber noch ein dritter Versuch auf dem Plan.

Fabelzeit im letzten Run

Zuvor testete der Franzose nochmals ein paar Detailänderungen, bevor er sichtlich angespannt zum finalen Run startete. Bei immer noch bestem Wetter ging Romain Dumas auf die fliegende Runde und ließ es richtig krachen. Andy Gülden, der inzwischen von seinem Max-Kruse-Racing Teamkollegen Benny Leuchter am Kommentar-Mikro unterstützt wurde, vermittelte den Medienvertretern am Monitor, wie der Franzose seinen ID.R um die Strecke prügelte und dabei das Limit völlig ausreizte. Gespannt warteten alle auf den Zieleinlauf, wissend, dass die lange Döttinger Höhe alles entscheiden kann. Am Ende leuchtete auf der Anzeigetafel 6:05.336 min auf, was spontanen Jubel auslöste. Damit hat Volkswagen Motorsport den bestehenden Elektro-Rundenrekord nicht nur unterboten, sondern geradezu pulverisiert und sogar an der magischen Sechs-Minuten-Grenze gekratzt.

Für Romain Dumas, der bereits vier Mal das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewann, war die Rekordfahrt mit dem ID.R ein weiteres Highlight auf seiner Lieblingsstrecke. „Rekordhalter auf der Nordschleife zu sein, macht mich wahnsinnig stolz“, sagt Dumas. „Für mich ist das die beste und schwierigste Rennstrecke der Welt. Vielen Dank an das Team von Volkswagen Motorsport, das wieder einmal einen fantastischen Job gemacht hat. Der ID.R war perfekt auf die Nordschleife vorbereitet und es hat einfach nur Spaß gemacht, diese enorme Beschleunigung und die hohen Kurvengeschwindigkeiten zu erleben.“

Mit dem E-Rekord auf der Nordschleife hat Volkswagen erneut unter Beweis gestellt, welche enorme Leistungsfähigkeit die Elektro-Mobilität mit sich bringt. „Diese beeindruckende Erfolgsgeschichte ist das Ergebnis der umfassenden Vorbereitung durch unsere Ingenieure, der optimalen Arbeit der gesamten Mannschaft während der Testfahrten und natürlich der perfekten fahrerischen Leistung von Romain Dumas“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Sven Smeets.

Nachdem diese weitere Rekordmarke geknackt wurde, geht der ID.R nicht etwa in Rente, sondern wird im Anschluss auf die nächste Rekordjagd vorbereitet. Wir bleiben dran.

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