VW besinnt sich bei der Elektromobilität auf bewährte Tugenden. Der kommende VW ID. Polo tritt bewusst mit einem technischen Konzept an, das stark an die erfolgreichsten Verbrennerzeiten der Marke erinnert: Frontantrieb, quer eingebauter Motor und ein klarer Fokus auf Effizienz, Raumökonomie und Fahrbarkeit.
„Dieser Schuss muss sitzen. Sonst ist im Konzern Achterbahn.“ Ein Satz, der die Bedeutung des ID. Polo für Volkswagen treffend zusammenfasst. Das neue Elektro-Kompaktmodell ist weit mehr als nur ein weiteres Fahrzeug im Portfolio. Es bildet die technische Basis für die Electric Urban Car Family, zu der auch VW ID. Cross, Cupra Raval und Škoda Epiq gehören. Gleichzeitig soll der ID. Polo ein deutliches Zeichen im umkämpften Markt der bezahlbaren Elektroautos setzen – insbesondere gegenüber der wachsenden Konkurrenz aus Asien.
Die Herausforderung ist klar: Preislich konkurrenzfähig bleiben, ohne die typischen VW-Tugenden beim Fahren zu opfern. Um diesen Spagat zu meistern, greifen die Wolfsburger auf ein altbewährtes Rezept zurück: Baukastenprinzip, Gleichteilstrategie – und das berühmte Golf-Prinzip.
MEB+ neu gedacht: Frontantrieb statt Heckantrieb
Der ID. Polo basiert auf der MEB+-Plattform, die ursprünglich für Heckantrieb ausgelegt ist. Doch für den neuen Elektro-Polo gehen die Ingenieure einen anderen Weg. „Wir haben uns am Golf orientiert – nicht am ID.3“, erklärt Florian Umbach, Leiter Fahrdynamik bei VW.
Konkret bedeutet das: Die neu entwickelte E-Maschine APP290 (290 Nm Drehmoment) sitzt vorn und quer eingebaut. Der Motor ist besonders schlank und axial ausgelegt, die Leistungselektronik deutlich kompakter als beim ID.3 und seitlich am Aggregat montiert. Das spart Bauraum, Gewicht und Kosten.
Hochwertige Technik an den richtigen Stellen
Trotz Kostendruck setzt VW gezielt auf hochwertige Lösungen. Der Siliziumkarbid-Pulsrichter ist eine Eigenentwicklung und sorgt für hohe Effizienz. Ebenso außergewöhnlich in dieser Klasse: Der elektrische Servomotor der Lenkung sitzt direkt am Lenkgetriebe.
Das Ergebnis ist eine präzisere Rückmeldung, weniger Spiel und ein natürlicheres Lenkgefühl – ganz ohne übertriebene elektronische Simulation. Straßenunebenheiten und Haftungsgrenzen werden klarer spürbar, die Lenkung wirkt verbindlich und intuitiv.
Raumkonzept wie früher – nur besser
Der Frontantrieb zahlt sich auch beim Platzangebot aus. Mit 4,05 Metern Länge bietet der ID. Polo ein Kofferraumvolumen von 435 bis 1.243 Litern – deutlich mehr als der Polo mit Verbrennungsmotor. Auch kürzere Hochvolt-Kabel senken Kosten und Gewicht.
Fahrwerk mit Golf-DNA
Vorn kommt eine McPherson-Achse, hinten eine aufwendig optimierte Verbundlenkerachse zum Einsatz. Die schräg eingebauten Lager ermöglichen eine gezielte Trennung von Quer- und Längskräften:
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Hohe Steifigkeit quer für präzises Einlenken
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Mehr Nachgiebigkeit längs für Komfort und weniger Geräusche
Hydraulische Vollverdrängungsdämpfer mit 46 mm Kolbendurchmesser stammen direkt aus dem Golf-Baukasten.
Batterie, Reichweite und Leistung
Dank Cell-to-Pack-Bauweise wiegt der ID. Polo lediglich 1.520 Kilogramm. Zur Wahl stehen zwei Batterie-Größen:
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37 kWh LFP-Akku: bis 300 km Reichweite, 90 kW DC, 10–80 % in 27 Minuten
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52 kWh NMC-Akku: bis 450 km Reichweite, 130 kW DC, 10–80 % in 23 Minuten
Zum Marktstart sind vier Leistungsstufen des ID. Polo geplant:
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83 kW / 116 PS
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99 kW / 135 PS
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155 kW / 211 PS
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später GTI mit 166 kW / 226 PS
Erste Fahreindrücke zum ID. Polo
Gefahren wurde die 155-kW-Version rund um Barcelona. Das Ergebnis: komfortabel, ausgewogen und typisch VW. Das Fahrwerk filtert Unebenheiten souverän, die Abstimmung ist weniger aggressiv als beim Cupra Raval. Trotz fehlender mechanischer Quersperre bleibt der ID. Polo gut kontrollierbar. Eco-Reifen kosten etwas Grip, bringen aber zusätzliche Reichweite. Die Vier-Scheibenbremsanlage mit moderner One-Box-Technik sorgt für überzeugende Verzögerung.
Fazit: Der ID. Polo fühlt sich nicht wie ein Experiment an, sondern wie ein durchdachtes Serienauto – und genau das könnte seine größte Stärke sein.
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