California Dreamin’ der Sonderklasse

Klassiker im Fahrbericht - BMW Alpina Roadster V8 (Z8)

California Dreamin’ der Sonderklasse: Klassiker im Fahrbericht - BMW Alpina Roadster V8 (Z8)
Erstellt am 8. August 2024

Der BMW Z8 ist mit lediglich 5.703 gebauten Exemplaren ein gesuchter Youngtimer. Wer einen der 555 BMW Alpina V8 besitzt, kann sich glücklich schätzen. Sammler legen für die Buchloer Version des Roadsters mehrere hunderttausend Euro hin. Wir haben die automobile Preziose in der Toskana ausgeführt.

Von Buchloe in die USA. Klingt zunächst etwas seltsam. Was hat eine bayerische Kleinstadt zu bieten, was jenseits des Atlantiks interessant wäre? Die Antwort kennt jeder, der es mit den Fahrzeugen aus München hält: BMW-Automobile, die der ortsansässige Tuner Alpina veredelt. So weit, so gut, aber wenn es um den BMW Z8 geht, wird die Sache noch interessanter. Der zunächst verkannte Roadster ist ohnehin eine Rarität, und dann auch noch als Alpina? Davon wurden nur 555 Stück gebaut, die unter dem Namen BMW Alpina Roadster V8 für den nordamerikanischen Markt vorgesehen waren. Wer heute eines dieser Exemplare ergattert, muss mehrere Hunderttausend Euro auf den Tisch legen. Mehr als für einen BMW Z8.

Wie es immer so ist im Leben: Ausnahmen bestätigen die Regel. Also durfte Alpina auch 105 Fahrzeuge für die EU produzieren. Wie hemdsärmelig es damals zuging, zeigt die Tatsache, dass bei diesen Fahrzeugen die für die US-Modelle vorgesehene BMW-Fahrgestellnummer einfach durchgestrichen und durch eine eigene Alpina-VIN ersetzt wurde. Roadster und USA, das bedeutet Kalifornien. Die Alpina-Strategen wussten, dass man sich einerseits vom BMW-Original absetzen muss und andererseits den Cruiser-Charakter betonen muss.

Technisch bedeutet das einen V8-Motor (Code Alpina F5) mit 4.837 statt 4.941 Kubikzentimetern Hubraum beim BMW, etwas weniger Leistung (280 kW/381 PS statt 294 kW/400 PS), dafür mit 520 Newtonmetern 20 Nm mehr Drehmoment. Kombiniert wird das Ganze mit einer Fünfgangautomatik anstelle einer Sechsgang-Handschaltung. Die Idee wird schon aus diesen Werten deutlich. Mehr Cruiser als Sportler. Trotzdem kann man beim Alpina V8 die einzelnen Fahrstufen mit den Fingerspitzen mit einem Plus- und Minusknopf am Lenkrad manuell einlegen. So hat der Alpina genug Feuer. Die Fahrleistungen können sich ohnehin mehr als sehen lassen. Mit 5,3 Sekunden aus dem Stand erreicht der Alpina die 100-km/h-Marke sechs Zehntelsekunden später, hat aber mit 260 km/h eine um zehn km/h höhere Höchstgeschwindigkeit.

Also California Dreamin‘ statt bayerischer Alpenpässe und immer wiederkehrender Vollgasattacken. Dazu passt auch das komfortabel abgestimmte Fahrwerk. Das heißt nicht, dass der Alpina V8 eine Ami-Säule ist. Ganz im Gegenteil: Man kann den Roadster richtig fliegen lassen. Dazu passt auch, dass bei unserem Modell das Performance-Paket verbaut ist, wie man an der Domstrebe, die quer durch den Motorraum verläuft, sieht. Grund für diese Nachrüstung ist der Aluminium-Spaceframe des ansehnlichen Münchner Roadsters, der zwar Gewicht spart, dessen Dome sich aber beim Überfahren eines Schlaglochs oder Bordsteins als zu „weich“ erwiesen hat. Vor allem, wenn Runflatreifen aufgezogen sind, die eine steifere Flanke haben und nicht so viel kinetische Energie schlucken können wie herkömmliche Pneus. Deshalb musste man den Vorderwagen versteifen, was auch der Agilität zugutekommt. Also geht der Ami-Z8 auch in der pittoresken Toskana ziemlich flott um die Ecken. Wir lassen ihn fliegen und genießen den rauchigen Klang der acht Töpfe unter der Motorhaube.

Wir genießen die Fahrt über kurvige Straßen, durch verträumte kleine Dörfer, in denen die Menschen auf kleinen Stühlen sitzen und dem Verkehr aus dem Schatten zuschauen, oder in einem der zahlreichen Straßencafés sich einen Espresso gönnen. Heute führt der Highway 101 durch Norditalien. Statt der Wellen des Pazifiks säumen Zypressen den Weg. Das Kalkül der Buchloer geht auf. Der Alpina V8 macht keinen Deut weniger Spaß als sein Münchner Bruder mit dem Z im Namen. Im Gegenteil: Die komfortabler abgestimmte Feder-Dämpfer-Kombination erweist sich auf den norditalienischen Straßen als eine gute Wahl.

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Im Cockpit verheimlicht der Buchloer seine Gene nicht. Das Auto ist ein Spektakel. Auch die nach rechts versetzten Instrumente und die Hartplastik-Orgie des Armaturenbretts sind Teil des Alpina-V8-Erlebnisses. Wertig ist anders. Aber darüber sieht man bei einem Gefährt wie diesem entspannt hinweg. Eine Kleinigkeit gibt es im Cockpit dann doch zu bestaunen: Wo bei BMW hinter dem Lenkrad keine Anzeige zu sehen ist, hat Alpina eine kleine Hutze montiert, die die Einstellungen der Automatik anzeigt. Von außen fasziniert der Roadster auch 24 beziehungsweise 22 (der Alpina V8 erschien 2002). Jahre nach seinem Debüt auch die modebewussten Italiener, wie man an den lachenden Gesichtern auf den Motorrollern sieht, die den Zweisitzer umschwärmen wie Motten das Licht. Wolfgang Gomoll; Press-Inform

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