Hier geht die Post ab: Der schnellste Post-Fridolin der Welt mit 450 PS und W12-Motor

Endlich fertig und immer noch verheiratet: Ruud Janssen und sein VW Typ 147

Hier geht die Post ab: Der schnellste Post-Fridolin der Welt mit 450 PS und W12-Motor: Endlich fertig und immer noch verheiratet: Ruud Janssen und sein VW Typ 147
Erstellt am 7. August 2014

Im Laufe der Jahre haben wir über so manche Kuriosität berichtet. Man nehme etwa den VW Lupo aus Kroatien mit zwei V6-Motoren und Lachgaseinspritzung. Oder den Audi A8, in dem das Herz eines 3L Lupo schlägt – und im Umkehrschluss der V8-Motor im Lupo sitzt. Und immer wieder glauben wir, schon alles gesehen zu haben und der Meinung zu sein, uns könne nichts mehr vom Hocker hauen.

Fridolin W12 – Vau-Max.de war schon 2009 am Ball

Vor langer Zeit, genauer gesagt 2009, ist auf unseren Seiten ein Bericht über einen Fridolin aufgetaucht, den ein VW-Fan aus den Niederlanden mit einem Zwölfzylindermotor ausgerüstet hat. Wer die Vorgeschichte nicht kennt, dem sei ein Zeitsprung empfohlen - HIER KLICKEN. Zurück in der Zukunft geht es mit dem grandiosen Finale weiter.

Der Holländer sagt: Finish! Fertig ist der Fridolin mit Touareg-Herz

Ruud Janssen ist tatsächlich fertig geworden. Nach etlichen Höhen und Tiefen in der 10-jährigen Umbauphase fährt sein Wahnsinns-Fridolin. Fridolin, für die jüngeren Semester unter Euch, ist der Spitzname eines von Volkswagen nach Wünschen der Deutschen Bundespost von 1964 bis 1974 hergestellten Beförderungsfahrzeugs.

Der offiziell unter dem Namen „Typ 147“ bei Westfalia in Wiedenbrück produzierte Kastenwagen war schon zu damaliger Zeit durch das Baukastenprinzip bei relativ geringen Entwicklungskosten produziert worden. MQB kannte in den Sechzigern noch kein Mensch, dafür bedienten sich die Ingenieure beim Käfer und Karmann Ghia was Motor, Getriebe und Achsen angeht. Andere Teile steuerte der Typ 3 bei, ebenso wie der Transporter.

Von „null“ auf „hundert prozent“: Aus Schock mach „schick“

Aus ingesamt 6139 gefertigten Exemplaren erwischte Ruud ein Modell aus dem April 1969. Das Wort „Restauration“ ist eigentlich pure Untertreibung, angesichts des katastrophalen Zustands des Zustellfahrzeugs kann man ohne falsche Bescheidenheit durchaus von einer Neukonstruktion sämtlicher Teile sprechen. Die Galerie mit zahlreichen Bildern vom Aufbau hat uns Ruud schon 2009 präsentiert, sie ist hier zu sehen.

Verstärkung gesucht: Reichlich Rohr für bessere Stabilität

Der W12-Motor stammt aus einem Touareg und zählt wohl (neben dem Bugatti 16-Zylinder) zu den außergewöhnlichsten Triebwerken aus dem VW-Konzern. Kompakte Bauweise, sechs Liter Hubraum und 450 PS, gepaart mit 600 Nm Drehmoment würden den armen Fridolin beim ersten Gasstoß in seine Einzelteile zerreißen. Daher konstruierte Ruud einen Rahmen mitsamt Überrollkäfig, um die doch eher zart besaitete Karosserie zu stabilisieren.

Zwei hochglänzende Magnaflow Schalldämpfer thronen dominant im Heck des Fridolin-Motorabteils, die Verrohrung der Auspuffanlage schlängelt sich perfekt verlegt in Richtung der Endrohre. Eine Ölkühlanlage hält die Temperatur des Motors im angenehmen Bereich. Zwei große Kühler mit Spal-Lüftern sorgen für die nötige Erfrischung. Den Sprit schaufeln zwei QSP Benzinpumpen aus dem Renntank in der Front mit 4 Bar Druck in Richtung der Einspritzung.

Material-Mix: Mit multiplen Mitteln machbar

Die Power überträgt der Motor an ein Sechsganggetriebe eines Audi A6. Die hydraulische Tilton Kupplung hat leistungsmäßig durchaus noch „Luft“ nach oben, falls Ruud mal Leistungshunger verspürt. Über Eigenbau-Antriebswellen ist das Getriebe mit den Hinterrädern verbunden. Die stammen, wie die vorderen Rundlinge auch, von American Racing und hören auf den klangvollen Namen „Torq Thrust“. Sie messen 8,5x20 Zoll rundum und sind mit 235er und 245er Michelin Gummis besohlt.

Fahrwerk wie auch die Aufhängung sind, wie eigentlich alles an diesem Auto, eine Spezialanfertigung. Eine bunte Mischung aus Komponenten von VW, Audi, Opel und Ford zusammen mit Doppel-Querlenkern kommt an der Vorderachse zum Einsatz. Hinten überwiegen Teile vom Audi A6 quattro.

Die Stoßdämpfer sind in bester Rennsport-Manier in sogenannter Push-Rod-Bauweise konstruiert. „Ein befreundeter Fahrwerksingenieur hat diese sehr spezielle Lösung für mich konstruiert. Hätte man das so in Auftrag gegeben, würde allein der Fahrwerksteil über 10.000 Euro kosten.“, so Ruud.

Er fährt tief – und er steht noch tiefer

Per Hydraulik legt er den Fridolin auf den Riesenrädern ab. Hinter den chromblitzenden Speichen ist der Blick auf die große Bremsanlage frei. 390 Millimeter messen die Scheiben an der Vorderachse im Durchmesser, hinten sind es 360er „Teller“. Sie werden von Brembo 6-, bzw. 4-Kolben-Sätteln in die Zange genommen. Ruud hat sie gelb lackiert und mit dem Logo der Deutschen Post versehen.

Rennsport-Anleihen im Innenraum

Nein, Pakete fährt dieser Fridolin nicht mehr aus. Dafür wäre auch gar kein Platz mehr. Der Innenraum besteht ja auch nur noch aus dem Motor und den beiden Recaro Rennschalensitzen. Am Momo Lenkrad gibt Ruud die Richtung vor, die Instrumente informieren über Geschwindigkeit, Öl- und Wasserwerte. Beim großen Autometer Drehzahlmesser blitzen wieder die Parallelen zum Rennsport durch. Ebenso beim Pedalbock, den der Eigentümer selbst angefertigt hat.

Fridolin fertig, Frau noch da – was will man mehr?!

82 Bilder Fotostrecke | Der schnellste Post-Fridolin der Welt mit 450 PS und W12-Motor: Endlich fertig und immer noch verheiratet: Ruud Janssen und sein VW Typ 147 #01 #02 In zehn Jahren Aufbauzeit hat Ruud gute 5.000 Stunden an Zeit in sein Fridolin-Projekt investiert. Dabei sind rund 35.000 Euro in die Verwandlung der Rostlaube in den wohl mit Abstand geilsten Fridolin der Welt geflossen.

Das sicherte Ruud den ersten Platz auf der Tuning World Bodensee, sowie Platz Zwei beim „M.I.V.W. 2014“ in Holland. Und trotz der vielen Zahlen und Stunden, hat Ruuds Frau ihm während der ganzen Zeit treu zur Seite gestanden, wie er mit einem Augenzwinkern verrät. So steht es auch an mehreren Stellen auf dem Auto geschrieben: Yes, I´m still married :)

Technische Daten Fridolin W12

Fahrzeugtyp: VW Typ 147 „Fridolin“

Baujahr: 1969

Motor: W12-Motor aus einem Touareg, 6 Liter Hubraum, 450 PS/600 Nm, Ölkühlanlage, Zwei Aluminiumkühler mit vier Spal-Lüftern, zwei QSP Benzinpumpen, Renntank, Carbon Luftfilter, Magnaflow-Auspuffanlage mit vier Katalysatoren und acht Lambdasonden

Getriebe: Sechsganggetriebe vom Audi A6 mittels Adapterplatte montiert, Eigenbau-Antriebswellen

Fahrwerk: Vorderachse aus VW, Opel, Ford und Audi Komponenten gebaut, Hinterachse bestehend aus Audi A6 quattro Teilen, Doppelquerlenker, Rennsport-Gewindefahrwerk, Push-Rod-Bauweise, hydraulisches Lift-Kit

Bremsen: 390 mm-Scheiben mit Brembo 6-Kolben-Sätteln an der Vorderachse, 360 mm-Scheiben mit Brembo 4-Kolben-Sätteln an der Hinterachse, Sättel gelb lackiert und mit „Post“-Logo beschriftet

Räder: American Racing Torq Thrust in 8,5x20 Zoll

Reifen: vorne 235/30 R20 Michelin Pilot Sport vorne, 245/30 R20 Michelin Pilot Sport Cup Semislicks hinten

Karosserie: Komplettrestauration, Eigenbau Rahmen und Überrollkäfig, Golf 1 Scheinwerfer, T1-Rückleuchten, Fenster und Scheiben erneuert, Stoßstangen für bessere Anpassung an die Karosserie modifiziert, Neulackierung in Porsche-Weiß und Braun

Innenraum: Leergeräumt und gecleant, Recaro Rennsport-Schalensitze, Simpson Gurte, Momo Lenkrad, Zusatzinstrumente, Motorsport-Schalthebel, Eigenbau-Pedale, Drive-by-Wire Gaspedal

2 Kommentare

  • juschu

    Juschu

    Schraubergott!
  • www.VW-Skoda.de

    Www.VW-Skoda.de

    Das ist mal Ausdauer....!

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