Ein VW Golf 2 GTI 16V voller Überraschungen

Die Pralinenschachtel auf Rädern

Ein VW Golf 2 GTI 16V voller Überraschungen: Die Pralinenschachtel auf Rädern
Erstellt am 30. November 2023

Genial, wenn man seine Leidenschaft für Autos auch beruflich nutzen kann. Seine Brötchen verdient Zeljko Antunovic bei der Rimac Group. Das kroatische Unternehmen sorgt regelmäßig für Schlagzeilen, indem es entweder spektakuläre Supersportwagen mit Elektroantrieb vorstellt, wie zuletzt den Rimac Nevera, oder mit Bugatti ein Joint Venture eingeht und so den internationalen Fokus auf das beliebte Urlaubsziel an der Adria lenkt.

Beruflich in Sachen Elektroauto bei Rimac unterwegs, doch privat schraubt der Tuning-Fan am Benziner

Privat schraubt Zeljko jedoch an einem Auto mit ganz klassischem Verbrennungsmotor und Benzintank herum. Man könnte es auch die „unendliche Geschichte“ nennen, denn sie beginnt im Jahr 2012 und ein Ende steht in den Sternen. Bevor Zeljko diesen VW Golf 2 GTI 16V im benachbarten Bosnien und Herzegowina kaufte, pilotierte er einen gecleanten Golf gleichen Typs. Ohne Türgriffe, ohne VW-Embleme und ohne Kennzeichenmulde war es in den 2000er Jahren durchaus üblich, auf Treffen Pokale abzusahnen. Doch Zeljko fand immer mehr Gefallen am „OEM+“-Stil, verkaufte sein Projekt und machte sich auf der Suche nach einer neuen Basis.

Der "Clean Look" hat ausgedient, jetzt sind wieder Ecken und Kanten gefragt

Tatsächlich machte er einen guten Fang; aus zweiter Hand und mit 160.000 Kilometern gab es wenig zu meckern am „neuen“ 1990er GTI 16V. Im Jahr 2020 waren die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, um den Golf offiziell als 30 Jahre alten Oldtimer aus dem Nicht-EU-Land nach Kroatien zu importieren. Wortwörtlich ein „Grenzfall“. Den zuständigen Sachbearbeitern mangelte es an Erfahrung mit dieser Konstellation und so dauerte es weitere sechs Monate im Bürokratiedschungel, bis der vor Jahren gekaufte Golf nun offiziell kroatische Nummernschilder erhielt.

Durchs Dickicht des Bürokratiedschungels

Zeljko erklärt uns in diesem Zusammenhang eine weitere Besonderheit der Zulassungsbehörden: „Im Gegensatz zu Deutschland, wo man mit den Gutachten und Papieren von Tuningteilen zum Eintragen fährt, besteht die sogenannte Fahrzeugzentrale (CVH) auf zusätzlichen Tests der verbauten Komponenten. Das macht es für uns Tuner so kompliziert.“ Da es bereits erfolgreich attestierte TA-Technix-Luftfahrwerke in Kroatien gibt, entschloss sich der Golf-Fan zum Kauf eines Airrides vom besagten Typ, was die Eintragung erwartungsgemäß vereinfachte. Den Kompressor tauschte er zwischenzeitlich gegen ein VIAIR-Teil aus, den Lufttank „spendete“ ein Porsche Cayenne und das Airride-Management stammt von AccuAir.

Der Motor ist eine Spezialanfertigung aus verschiedensten Komponenten

39 Bilder Fotostrecke | Ein VW Golf 2 GTI 16V voller Überraschungen: Die Pralinenschachtel auf Rädern #01 #02 Beim Blick unter die Motorhaube schnalzt der Kenner mit der Zunge. Die 30 Jahre alte KE-Jetronic verrichtet laut Zeljko zuverlässig ihren Dienst und durfte bleiben. Das originale 1,8er 16V-Aggregat („PL“) wurde gegen einen 2-Liter-Corrado-Block getauscht. Der Kopf stammt vom „KR“-Motor, was der Erbauer mit den großzügiger bemessenen Kanälen begründet. Die Nockenwellen wiederum sind einem „ABF“-Motor aus einem Golf 3 16V entnommen. Als optisches i-Tüpfelchen gab es noch einen CNC-gefrästen „Oettinger“-Schriftzug für die Ansaugbrücke.

Unter den G60-Verbreiterungen drehen sich blitzsaubere BBS

Ein 4-2-1-Fächerkrümmer mit Supersprint-Auspuffanlage „entsorgt“ den Rest der nun 167 Pferdestärken mit einem kernigen Geräusch. An den bereits erwähnten Airride-“Beinen“ hängen BBS RS 098 Räder in 16 Zoll, die an der Vorderachse auf 8,5 Zoll und an der Hinterachse auf 9 Zoll verbreitert und mit 195/40er Gummis bereift wurden. Die Radaufnahmen und Bremsen wurden auf 5x112 geändert, so dass die Räder ohne Adapter montiert werden konnten.

"Terrabraun metallic" steht dem OEM-Styler erstklassig

Nach der Montage des G60 Bodykits und der hinteren „Happich“-Ausstellfenster fehlten noch die US-Rückleuchten zum perfekten Glück – sowie eine Neulackierung in „LB1V“, oder auf deutsch „terrabraun metallic“.

Feine Details und so manche Überraschung im Innenraum

Im Innenraum befinden sich zwei Recaro Sportster CS Sitze und eine Rückbank vom Golf 3 mit dem Label „Color Concept“. US-Anleihen bei dem Armaturenbrett, TT-Pedale und ein Schaltknauf vom „Jubi“-GTI runden das Paket ab. Fast möchte man die Fahrertür sanft ins Schloss fallen lassen, da bleibt der Blick am Klimabedienteil kleben: Zeljko hat es geschafft, die Climatronic aus einem Passat B3 in seinen Zweier Golf zu transferieren.

Das Bedienpanel fügt sich dabei so ins Gesamtbild ein, als wäre es ab Werk eingebaut gewesen. Da haben wir ihn wieder, den ganz besonderen „OEM+“-Touch. Nach elf Jahren ist diese Geschichte (vorerst) auserzählt, doch aufmerksame Leser wissen, „sag niemals nie“ und es würde uns nicht wundern, wenn der Besitzer noch einige Kapitel dranhängt.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf 2 GTI 16V

Baujahr: 1990

Motor: Umbau auf 2-Liter-Vierzylinder Motorblock („9A“) mit „KR“-Zylinderkopf und „ABF“-Nockwellen, Custom Ansaugbrücke mit CNC-gefrästem Oettinger-Logo, 167 PS

Auspuff: 4-2-1 Fächerkrümmer mit Supersprint-Abgasanlage

Kraftübertragung: Golf GTI

Räder: rundum BBS RS 098 Felgen in 16 Zoll, an der Vorderachse auf 8,5 Zoll Breite und an der Hinterachse auf 9 Zoll Breite umgebaut

Reifen: 195/40 R16

Bremsen: vorne Golf 5 GTI, hinten Golf 3 GTI Bremse mit zusätzlichem 5x112er Lochkreis, VW T4 Hauptbremszylinder

Fahrwerk: TA Technix Airride, Porsche Cayenne OEM-Lufttank, VIAIR-Kompressor, AccuAir-Management

Karosserie: komplett zerlegt und restauriert, G60-Verbreiterungen, hintere Happich-Austellfenster, US-Heckleuchten, Unterboden sandgestrahlt, verzinkt und pulverbeschichtet, Neulackierung in LB1V terrabraun metallic

Innenraum: US-Armaturenbrett, Recaro Sportster CS Vordersitze, Golf 3 „Color Concept“-Rückbank, Zusatzinstrumente, Umbau auf Climatronic aus einem VW Passat B3

ICE: Alpine Radio

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