Tourenwagen Weltcup WTCR auf dem Nürburgring

Heimsieg für Benny Leuchter und Volkswagen Motorsport

Tourenwagen Weltcup WTCR auf dem Nürburgring: Heimsieg für Benny Leuchter und Volkswagen Motorsport
Erstellt am 23. Juni 2019

Lokal-Matador Benny Leuchter rang beim Deutschland-Lauf des Tourenwagen Weltcups WTCR auf der Nürburgring Nordschleife die gesamte Welt-Elite nieder und gewann in seinem VW Golf GTI TCR  das Hauptrennen, nachdem er bereits die Pole Position erobern konnte. Für Volkswagen Motorsport brachte das Heimrennen viele große Erfolge, aber auch viel Schrott.

Benjamin Leuchter im Glücks-Rausch

„Hier geht ein Lebenstraum in Erfüllung! Dieser Sieg bedeutet so unendlich viel für mich!“ Mit diesem emotionalen Worten beschrieb Benny Leuchter direkt nach der Zielankunft seinen Gemütszustand. Der Duisburger hatte gerade in einem denkwürdigen Rennen die gesamte Welt-Elite im Tourenwagensport niedergerungen und ausgerechnet bei seinem Heimrennen auf seiner erklärten Lieblingsstrecke seinen ersten WTCR-Sieg eingefahren.

Bennys "Wohnzimmer"

Im Vorfeld wurde Leuchter, der seine erste WTCR-Saison fährt, auf der Nordschleife zu den absoluten Favoriten gezählt. Kein anderer Pilot kennt die Strecke so gut wie Benny, was auf der anspruchsvollen „Grünen Hölle“ ein großer Vorteil ist. Trotzdem haben die ebenfalls sehr erfahrenen Konkurrenten in der Vergangenheit gezeigt, dass man auch mit weniger Streckenkenntnis hier gewinnen kann. Entsprechend groß war die Spannung und auch er Druck für den jungen Deutschen. Benny ist über die Jahre aber zu einem absoluten Top-Mann gereift und ging recht locker mit der Situation um.

Pech im ersten Qualifying

Im ersten Qualifying hatte Benny dann etwas Pech. Bei sehr schwierigen, halbtrockenen Bedingungen rechnete sich der Regen-Spezialist eigentlich gute Chancen aus. Leider bestand die halbe Session eine Code60-Phase auf der Strecke, bei der keine schnellen Runden möglich waren. So blieb Benny, der noch keine richtig schnelle Zeit hingelegt hatte, zum Schluss nur noch ein Schuss. Der Volkswagen-Pilot riskierte alles und ging mit profillosen Slicks auf die Strecke. Leider die falsche Entscheidung, wie Benny bei einem Ausritt in der Dunlop-Kehre feststellen musste. Startplatz 10 war die Folge. Da man auf dieser Strecke kaum überholen kann, musste Benny im ersten Rennen den Traum vom Sieg zunächst begraben. Immerhin arbeitete sich der Duisburger noch bis auf Platz sieben vor. Markenkollege Rob Huff fuhr den vierten Platz ein, während Bennys Teamkollege Johan Kristoffersson auf Platz 10 fuhr. Mehdi Bennani kam auf Rang 15 ins Ziel.

Husarenritt in Q2 - Pole trotz Code60-Phase

Das zweite Qualifying war an Dramatik kaum zu überbieten. Wieder fanden die Piloten abtrocknende Bedingungen vor, so dass jede Runde schneller als die vorhergehende war. Ein echtes Glücksspiel. Benny lag kurz vor Ende auf Rang sechs, als in der Hohenrain-Schikane ein Seat crashte und dort eine Code60-Phase auslöste. Normalerweise sind durch die 60 km/h Tempobegrenzung keine schnelleren Zeiten mehr möglich. Erstaunlicherweise gelang es aber in der Folge einigen Piloten, durch die schnell abtrocknende Strecke trotz der langsamen Zone noch ihre Zeiten zu verbessern. Benny, der gerade noch auf seiner letzten schnellen Runde unterwegs war, gab alles und fuhr die Pole Position heraus. Die Erleichterung war dem Piloten später deutlich anzumerken.

Unbedingter Siegwille!

Im Hauptrennen ging Leuchter dann von Startplatz eins ins Rennen. Leider erwischte er keinen sehr guten Start und musste sich Tabellenführer Esteban Guerrieri erwehren. In einem harten Manöversetzte sich Benny in der ersten Kurve durch und konnte anschließend die Führung halten. Beim einbiegen auf die lange Döttinger Höhe, eine fast 3 Kilometer lange Gerade, saugte sich Guerrieri allerdings im Windschatten an den Golf an und setzten zum Überholen an. Benny Leuchter kämpfte mit dem Messer zwischen den Zähnen um seine Führung und hielt dagegen. Nebeneinander bogen die beiden in die letzte Schikane ein, aus der Benny aus Führender heraus kam. „Ich habe das Auto fast verloren und dann gab es noch Kontakt“, so Leuchter. „Vielleicht war es die Hand Gottes, die mich da gerettet hat.“ In der Folge konnte auch eine späte Code60-Phase, die ein heftiger Abflug seines Teamkollege Kristoffersson auslöste und das Feld zusammenführte, nicht mehr aufhalten und fuhr seinen ersten WTCR-Sieg in seiner Debüt-Saison ein.

„Es ist kaum beschreibbar, ich drehe förmlich durch“, sagt der glückliche Rennsieger. „Das bedeutet wir wirklich viel. Mein ganzes Leben hat eine Verbindung zu dieser Strecke. Alle was ich erreicht habe, habe ich hier erreicht. Ein WTCR-Rennen hier gegen so starke Fahrer zu gewinnen, ist … ich bin einfach glücklich.“

Kristoffersson beschert VW den ersten Saison-Sieg

Zuvor hatte Teamkollege Johan Kristoffersson im zweiten Rennen bereits für den ersten Saisonsieg von Volkswagen Motorsport gesorgt. Durch die umgekehrte Startreihenfolge stand der Schwede auf der Pole Position und ließ von Anfang an nichts anbrennen. Unwiderstehlich zog der Schwede davon und fuhr einen ungefährdeten Sieg nach Hause. Benny Leuchter, der von Rang neun ins Rennen ging, kämpfte sich auf Platz fünf nach vor. VW-Star Rob Huff währenddessen übertrieb den Zweikampf mit Titelverteidiger Tarquini und verunfallte im Karussell. Der VW Golf GTI TCR wurde dabei so schwer beschädigt, dass Huff im dritten Rennen nicht mehr antreten konnte.

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