Mit Volkswagen Motorsport bei der WTCR in Suzuka

Japan Connection - Suzuka statt Sushi

Mit Volkswagen Motorsport bei der WTCR in Suzuka: Japan Connection - Suzuka statt Sushi
Erstellt am 31. Oktober 2019

Volkswagen-Pilot Benny Leuchter war in seiner bisherigen Karriere zumeist in Europa aktiv. In diesem Jahr startet der Duisburger allerdings im Tourenwagen Weltcup WTCR und darf daher auf den internationalen Top-Strecken seine Rennen fahren. Vau-Max.de begleitete den Volkswagen Markenbotschafter, der einen Golf GTI TCR vom Team Sébastien Loeb Racing bewegt, bei seinem Debüt auf dem Traditionskurs im japanischen Suzuka.

Benny Leuchter in der Top-Liga

Der Tourenwagen Weltcup WTCR ist die inoffizielle Weltmeisterschaft der Tourenwagen. Hier treten fast alle relevanten Hersteller mit werksunterstützten Teams gegeneinander an. Neben Hyundai, Honda, Alfa Romeo, Audi, Peugeot und den chinesischen Exoten von Lync & Co ist auch Weltmarktführer Volkswagen mit dem Golf GTI am Start. Das Team Sébastien Loeb Racing setzt vier der TCR-Boliden im Weltcup ein. Neben dem Ex-Weltmeister Rob Huff, dem Alleskönner Johan Kristoffersson und dem Marokkaner Mehdi Bennani greift in dieser Saison auch der einzige Deutsche im Starterfeld Benjamin Leuchter ins Steuer seines GTIs. Die besondere Herausforderung für den 31-jährigen Duisburger: Fast alle Strecken im Kalender mit Ausnahme vom Nürburgring und Zandvoort sind ihm völlig unbekannt. Was Streckenkenntnis bedeutet, konnte Benny beim WTCR-Lauf auf seiner Heimstrecke Nürburgring zeigen, als er sich gegen die versammelte Weltelite durchsetzte und das Hauptrennen gewann.

Unbekannte Strecke und Wetter-Chaos

In Japan hingegen startete der Volkswagen-Pilot bei Null. Die wenigen Trainingseinheiten musste Leuchter nutzen, um sich und sein Fahrzeug auf die ungewohnte Strecke einzustellen. Besonders die berühmten „Esses“, eine Kombination aus mehreren schnellen Kurven, erforderte einen speziellen Rhythmus, den man sich erst aneignen musste. „Das ist echt schwierig, da ich überhaupt keine Daten und Erfahrungen habe. Da geht viel Trainingszeit drauf. Im nächsten Jahr kann ich darauf aufbauen und auf einem viel höheren Level hier einsteigen“ schildert Benny die Schwierigkeiten. Dabei half es auch sicherlich nicht, dass es fast den gesamten Trainings-Freitag über monsunartig regnete, während das restliche Rennwochenende komplett trocken blieb. Das Wetter kam dem Regenspezialisten Leuchter im freitäglichen Qualifying noch entgegen. In einem äußerst engen Wettbewerb verpasste der Duisburger den Einzug ins Q2 nur um Haaresbreite, was ihm am Ende die Startplätze 10, 12 und 13 für die drei Rennen einbrachte. Dabei wäre durchaus noch mehr drin gewesen, wie Leuchter hinterher preisgab: „Leider habe ich im zweiten Qualifying das Q2 knapp verpasst. Ich war gerade in einer schnellen Runde mit besseren Sektorzeiten, da wurde die Session mit roter Flagge abgebrochen.“

Entertainment über alles

Nach den Sessions blieb genügend Zeit, sich einmal mit den besonderen Gegebenheiten im Land der aufgehenden Sonne zu beschäftigen. Schon das Gelände der Rennstrecke in Suzuka zeigt deutlich, dass man hier großen Wert auf gute Unterhaltung legt. An die Strecke angegliedert erstreckt sich ein riesiger Vergnügungspark über viele Quadratkilometer. Ein Konzept, das am Nürburgring kläglich gescheitert ist, hier aber jede Menge Publikum anzieht. Der gesamte Park ist den Themen Auto und Motorsport gewidmet. Zugegebenermaßen hätten wir als bekennende Petrolheads von Vau-Max.de durchaus den einen oder anderen kompletten Tag hier verbringen können, ohne dass uns langweilig werden würde. Überall blinkte und leuchtete es und die Merchandise-Stände waren überaus gut gefüllt. Ein echtes Erlebnis.

Toller Sport und tolle Show in Japan

Aber auch das Geschehen auf der Strecke überzeugte. Zusätzlich zur WTCR war die japanische TCR-Serie am Start, die mit spannenden und zweikampfstarken Rennen überzeugte. Haupt-Act des Wochenendes war aber die japanische Super Formula, in der Nachwuchs-Hoffnungen wie etwa der Österreicher Lucas Auer um ein Ticket in die Formel 1 kämpfen. Hier wurde ebenfalls Motorsport auf höchstem Niveau geboten. Von der tollen Show mit jeder Menge Action und spektakulären Gridgirls in der Startaufstellung könnte sich ebenfalls so manche europäische Rennserie mehr als eine Scheibe abschneiden.

Japanischer Abend mit den Top-Piloten

Dass auch die Piloten diese einzigartige Atmosphäre genießen, zeigte der folgende Abend, als sich die drei VW-Fahrer Benny Leuchter, Rob Huff und Johan Kristoffersson unserer Journalistentruppe kurzerhand zum Essen anschlossen. Es ging in ein traditionelles japanisches Restaurant, das in Suzuka mittlerweile Kultstatus besitzt. Hier wurden wir von zwei „Geishas“ im traditionellen Stil bekocht, saßen wie alte Japaner auf dem Boden um die Tische herum und verlebten einen tollen Abend. Dabei zeigten sich alle drei Piloten extrem entspannt und genossen sichtlich die Abwechslung vom Rennalltag. Geschadet hat es ihnen nicht, wie der darauf folgende Renntag zeigte.

Top-Start und unglücklicher Ausfall für Leuchter

An der Strecke hieß es für alle Beteiligten wieder volle Konzentration auf das Renngeschehen. Benny Leuchter, der mitten im Feld auf die Reise gehen musste, ahnte schon, dass es nicht problemlos laufen könnte. „Wenn du mitten im Pulk startest, ist es immer schwierig, ungeschoren durch die ersten Runden zu kommen. Hier fahren alle mit dem Messer zwischen den Zähnen!“ war sich der Deutsche vor dem ersten Rennen sicher. Dabei erwischten er und sein direkt vor ihm startender Teamkollege Kristoffersson einen blendenden Start und konnten sich schon in der ersten Runde viele Positionen nach vorn arbeiten. Und das, obwohl man auf dem kurzen Strecken-Layout, das die WTCR in diesem Jahr fuhr, kaum überholen konnte. Nach zwei Runden lag Leuchter bereits auf Position sechs und witterte fette Punkte-Beute. Unglücklicherweise bewahrheitete sich seine Prognose vor dem Rennen auf für ihn bittere Art. Im Zweikampf um die Plätze startete Audi-Pilot  Jean-Karl Vernay in der zweiten Kurve ein optimistisches Manöver, um Leuchter außen zu überholen. Der konnte den Angriff zwar abwehren, aber eine kleine Berührung nicht verhindern. Leider traf der Audi direkt das Vorderrad Leuchters, der daraufhin mit einer verbogenen Lenkung zu kämpfen hatte und das Rennen aufgeben musste. Entsprechend enttäuscht war der Duisburger hinterher: „Es ist eine Schande. Ich hatte so einen guten Start und echt viele Plätze gutgemacht. Das gelingt einem hier nicht so oft. Und dann kam die unglückliche Kollision. Normalerweise geht bei einer solchen Situation eher das äußere Auto kaputt. In diesem Fall hat es aber mich erwischt. Das war mal wieder Pech!“ Besser lief es für seinen Teamkollegen Kristoffersson, der auf dem fünften Platz ins Ziel kam. Rob Huff wurde Zehnter, Bennani schied aus.

Punkte für Leuchter, Podium für Huff

Das zweite Rennen, das Leuchter von Rang 12 auf in Angriff nahm, lief vergleichsweise ereignislos, so dass der Deutsche seinen Rang bis ins Ziel halten konnte und sich endlich wieder wertvolle Punkte gutschreiben lassen konnte. Weiter vorn holte Altmeister Rob Huff mit dem zweiten Rang einen Podestplatz für Volkswagen, der heftig gefeiert wurde. Huff lag bis zum Schluss nur wenige Hundertstel hinter dem Führenden, vermied aber einen allzu heftigen Angriff, um den wertvollen Podestplatz nicht zu gefährden.

Kristoffersson siegt im GTI

Noch mehr zu feiern hatte die VW-Mannschaft im letzten Rennen. Johan Kristoffersson, der bereits die Pole Position geholt hatte, fuhr einen beeindruckenden Sieg heraus. Dabei holte er sich die beim Start verlorene gegangene Führung in einem sehenswerten Manöver, das an seine Rallycross-Zeiten erinnerte, bereits in der ersten Kurve wieder zurück und verteidigte sie souverän bis ins Ziel. Hinter dem strahlenden Sieger, der bereits seinen zweiten Sieg in diesem Jahr feierte, kamen mit Rob Huff als Siebten und Benny Leuchter auf Rang 10 zwei weitere VW-Piloten in die Punkteränge. Damit bewiesen sie, dass der sich am Ende seines Produktzyklusses befindliche Golf 7 trotz des konzeptionellen Alters und der daraus resultierenden Nachteile immer noch siegfähig ist. Im nächsten Jahr steht bereits der neue Golf 8 als TCR-Version bereit. Wie, wann und in welchen Serien der Neue eingesetzt wird, ist derzeit aber noch nicht entschieden.

Benny Leuchter zog hinterher ein zufriedenes Fazit: „Das Wochenende lief an sich ganz gut. Der Ausfall in Rennen eins war natürlich ärgerlich. Dennoch können wir trotz der schwierigen Bedingungen mit der gesamten Performance zufrieden sein. Ich konnte noch wichtige Punkte mitnehmen, was uns in der Teamwertung auf Platz fünf gebracht hat. Am Ende wollen wir natürlich auch als bestes Volkswagen Team die Saison abschließen.“ 

Mit diesen tollen Ergebnissen rundete Volkswagen Motorsport ein perfektes Wochenende ab, an dem zeitglich auch die Straßenversion des VW Golf GTI TCR für den japanischen Markt präsentiert wurde. Hier mehr Infos: Markteinführung im Land der aufgehenden Sonne Golf GTI TCR für Japan Die sportliches Golf-Version hat auch im fernen Japan eine feste Fangemeinde. Im Rahmen des Tourenwagen-Weltcups in Suzuka wurde die 290 PS Straßenversion...

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