Nach dem Diesel-Abgasskandal ist in Wolfsburg nichts mehr, wie es einmal war, denn mit der neuen Führungsebene kommt frischer Wind in den gesamten Konzern, und dieser stellt bereits gefällte Entscheidungen in Frage.

In Anbetracht des finanziell noch immer nicht bezifferbaren Schadens, der durch die manipulierte Diesel-Software entstanden ist, hat der Vorstand der Marke Volkswagen Sparmaßnahmen in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr beschlossen. Doch nicht nur sparen ist angesagt, VW will sich noch ökologischer aufstellen als je zuvor. Das kündigte Vorstandsvorsitzender Dr. Herbert Diess heute in einer Sondersitzung an.

VW Phaeton wird elektrisch

So wird das bisherige Konzept des VW Phaeton komplett gekippt. Damit reagierte man obendrein auf die immer weiter sinkenden Verkaufszahlen des Oberklassewagens, Gestrichen wird der VW Phaeton aber nicht. Stattdessen soll das Design emotionaler und die Technik auf einen voll elektrischen Antrieb mit Langstreckentauglichkeit umgestellt werden. Der zur IAA vorgestellte “Porsche Mission E“ mit 500 Kilometer Reichweite und einem 15-Minuten-Schnellladesystem könnte dabei als Technologieträger dienen. Aber auch die Connectivity und Assistenzsysteme des neuen Phaeton sollen zukunftsweisend sein.

Mehr Elektro- und Hybridmodelle

Ebenfalls beschlossene Sache ist die Weiterentwicklung des Modularen Querbaukastens (MQB). Dieser soll deutlich stärker in Richtung Plug-In-Hybrid Technik bewegen. E-Reichweiten von bis zu 300 Kilometern und Mild Hybrid-Technik mit 48-Volt-Bordnetz sollen hier zukünftig ebenfalls Verwendung finden.

Neuer Baukasten: MEB – Modulare Elektrifizierungsbaukasten

Neben dem MQB-Baukasten wird Volkswagen eine weitere Fahrzeugarchitektur ins Rennen schicken: Der MEB – Modulare Elektrifizierungsbaukasten soll für alle Konzernmarken, auch für leichte Nutzfahrzeuge, zugänglich sein. Mit diesem standardisierten System wird es möglich sein, deutlich mehr Aufbauformen und Fahrzeugtypen kostengünstig herstellen zu können. Dabei wird die rein elektrische Reichweite der Modelle bei 250 bis 500 Kilometern liegen.

VW will die saubersten Diesel der Welt bauen

Auch das Sorgenkind im VW-Konzern bekommt eine neue Chance. So schnell wie möglich sollen alle Modelle auf die derzeit sauberste Diesel-Motorengeneration umgestellt werden. Hierfür wurde für Europa und Nordamerika ein vollständiger Umstieg auf die SCR- und AdBlue-Technologie zum frühestmöglichen Zeitpunkt beschlossen. Nur noch die umwelttechnisch besten Abgassysteme sollen in den Diesel-Fahrzeugen des VW-Konzerns zum Einsatz kommen.

Vielleicht gelingt Volkswagen mit dieser Neuausrichtung ja am Ende doch der von so vielen erhoffte Neuanfang - schon oft ist aus einem Scherbenhaufen etwas Neues und Besseres entstanden.