MIt der Generation 992 über die Nordschleife

Besser und schneller als sein Vorgänger? Der Porsche 911 GT3 im Fahrbericht

MIt der Generation 992 über die Nordschleife: Besser und schneller als sein Vorgänger? Der Porsche 911 GT3 im Fahrbericht
Erstellt am 21. April 2021

17,5 Sekunden, in Worten siebzehnkommafünf Sekunden, nimmt der neue Porsche 911 GT3 seinem alles andere langsamen Vorgänger der Generation 991 auf der Nordschleife des Nürburgrings ab. Grandios, dass es in Zeiten zunehmender Elektrifizierung noch solch analogen Geschosse gibt, in die man sich nicht nur auf der Rennstrecke verliebt. Man kann dem GT3 nicht entfliehen – keine Chance.

Es gibt kaum ein Superlativ, dass der Porsche 911 in den vergangenen Jahrzehnten nicht knacken konnte. Mehr denn je gilt das für die Sportversionen. Und der Begriff GT3 – einst nur Nomenklaturannex beim Elfer – ist markenübergreifend längst zum Sinnbild einer ganzen Fahrzeugklasse geworden. Während alle anderen 911er-Modelle längst von Turboladern zu sportlichsten Höchstleistungen getrieben werden, geschieht das beim GT3 nach vor allein über einen hoch potenten Saugmotor. Der ist allein in der Werkstatt betrachtet so massig, dass man schwören würde, er hätte keine Chance in das zunehmend breiter gewordene Heck des Porsche 911 der Generation 992 zu passen. Ansaugtrakt, Partikelfilter, Brennkammern – viel Platz ist da beim besten Willen nicht mehr.

510 PS und eine V-Max von 320 km/h

Auf den ersten Blick lesen sich die technischen Unterschiede zu seinem Vorgänger weitgehend unspektakulär. Das Gewicht blieb bei leicht gewachsenen Abmessungen weitgehend gleich. Er schafft den Spurt 0 auf Tempo 100 in 3,4 Sekunden und so gerade einmal eine Zehntel Sekunde schneller als sein Ahne 991. Der vier Liter große Sechszylinderboxer spuckt allen aufgeladenen Drei- und Vierzylindern nicht nur akustisch verächtlich in den Rücken und bietet dabei gerade einmal zehn PS mehr als bisher. Überhaupt ist die „zehn“ für den Porsche 911 GT3 der Generation 992 von deklaratorischer Bedeutung. Er ist ein Zehntel schneller als sein Vorgänger, hat zehn Nm mehr Drehmoment, eben 10 PS mehr und eine um zehn Kilogramm leichtere Abgasanlage. Letztlich sind es 375 kW / 510 PS, 470 Nm bei 6.100 Touren und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 320 km/h.

Ein fulminanter Flügel ziert das Heck des 911 GT3

All das drückt nicht aus, was sich beim neuen Porsche 911 GT3 wirklich getan hat. Der Auftritt war schon immer sportlich und massiv – doch der neue GT3 knöpft das Hemd weiter als je zuvor auf. Dabei sind die Sportler und Schweller neben den Sportreifen das eine – das Heck ist mit dem gewaltigen Flügel zugegeben Geschmackssache. Erstmals von oben aufgehängt, liefert das Heckleitwerk noch mehr Abtrieb, als man es ohnehin schon kannte. Wem das zu auffällig ist: bald gibt es auch wieder eine Touringversion, die auf den optisch aufdringlichen Flügelzierrat verzichtet. Im Innern gibt es die bekannt sportlichen Dreingaben – alles bekannt Porsche – alles betont nüchtern und praktisch, doch allemal bequem..

Der GT3 kommt wieder mit manueller Sechsgang-Handschaltung

Fahrerisch gibt es keinen Grund für eine erneute GT3-Variante mit manueller Sechsgang-Handschaltung. „Doch es gibt viele Kunden, die genau diese Handschaltung für puristischen Fahrspaß nachfragen“, so Frank-Steffen Walliser, verantwortlich für den Porsche 911 in seinen so unterschiedlichen Ausprägungen. Wer sich für den Handschalter entscheidet, ist abgesehen von der Höchstgeschwindigkeit nennenswert langsamer als mit dem bekannt guten siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe und verbraucht knapp einen Liter mehr als die in Aussicht gestellten 12,4 Liter auf 100 Kilometer. Die automatisierte Schaltwahl nimmt dem Porsche von 0 bis 100 km/h eine halbe Sekunde ab und mehr als eine Sekunde bis Tempo 200. Weitaus deutlicher wird das Ganze jedoch auf kurvenreicher Landstraße oder gar Rennstrecke, wenn die Doppelkupplung den Fahrer zusammen mit der elektronisch geregelten Hinterachssperre und vollvariabler Momentenverteilung stimmungsvoll entlastet. Wer will, kann über die Paddel am Alcantara-Steuer jederzeit in die Schaltvorgänge eingreifen und sich am Drehrädchen am Lenker vorher noch für eines der Sportprogramme entscheiden.

Rasend schnell, viel zu schnell!

Und doch fragt man sich, wieso der neue GT3 seinem pfeilschnellen Ahnen mehr als 17 Sekunden auf der 20,8 Kilometer langen Nordschleife abnehmen konnte, denn der neue GT umkreiste das Eifelgeschlängel bei entsprechendem Können des Piloten in 6:59:927 Sekunden und somit erstmals unter der magischen Sieben-Minuten-Marke. Doch nicht nur auf der Nordschleife entscheiden neben dem Piloten nicht nur Motor, Lenkung und Fahrwerk, sondern auch eine bissige Bremse mit verlässlicher Dauerhaltbarkeit. Für die entsprechend Verzögerungen sorgen beim GT3 Leichtbau-Bremsscheiben, die auf einen Durchmesser von 408 Millimetern zwar deutlich vergrößert wurden, jedoch 17 Prozent weniger wiegen. Ebenso wie die Aluschmiederäder mit Zentralverschluss senken sie die rotarischen Massen. Abgespeckt hat der GT3 ferner durch spezielle Scheiben, die ein paar Kilogramm einsparen, die neue Sportabgasanlage aus Edelstahl und zahlreiche Karosseriemodule aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Auf Wunsch gibt es für den schärfsten 992 neben den Sportreifen auch straßenzugelassene Rundstreckenreifen oder einen Überrollkäfig nebst Feuerlöscher. Muss alles nicht sein, doch viele Kunden wollen am Wochenende eben auf die Rennstrecke und so wird dies Ornat gerne geordert.

Dank Hinterachslenkung und Flügelwerk knackig durch die Kurven

Doch an das verbaute Hightech-Paket denkt man keinen Bruchteil einer Sekunde, als es auf die Rennstrecke am Bilster Berg geht. Eine viereinhalb Kilometer lange Strecke, die dem Porsche 911 GT3 an sich liegen müsste – wenn nur die lausig kalten Temperaturen nicht wären und so muss man die Sportpneus erst einmal auf Temperatur bringen, was ein paar Runden dauert und dann auch nicht so recht gelingen will. Doch abgesehen von den zu kühlen Reifen genießt man die grandiose Lenkung mit beeindruckender Rückmeldung, das selbst im weit abgesteckten Grenzbereich spektakulär neutrale Heck, das sich nicht zuletzt Dank Hinterachslenkung und massigem Flügel gefügig um die Kurven zirkeln lässt und selbst bei der schmalen Talfahrt keinerlei Zicken macht. Sicher sorgt auch die neu entwickelte Doppelquerlenker-Vorderachse für die Ruhe im Vorderwagen – gepaart mit der breiteren Spur und einer verbesserten Anströmung des Vorderwagens. Der Heckdiffusor erzeugt viermal so viel Abtrieb wie beim Vorgängermodell. In der Summe sollen es 50 Prozent mehr Anpressdruck als beim Vorgänger sein, die sich in der Performance-Position bei Tempo 200 sogar um 150 Prozent steigern lassen. Viel Detailarbeit ist das, was letztlich den Erfolg bringt, und hier haben die Porsche-Entwickler einmal mehr einen grandiosen Job gemacht.

Teurer Spaß: Der 911 GT3 / 992 startet bei über 165.000 Euro

Dabei ist es nicht so, dass der 4,57 Meter lange Porsche 911 GT3 auf der öffentlichen Straße nichts zu suchen hätte. Auf Landstraßen fühlt sich der Bolide mindestens ebenso zu Hause wie auf dem Rundkurs. Anders sieht es in der Innenstadt oder der Autobahn aus, denn trotz eines Maximaltempos von 320 km/h wird es durch Heckmotor, fehlende Dämmungen und dünne Scheiben schneller als erwartet so laut, so dass man das Soundsystem getrost abschaltet. Die digitalen Runduhren kann man im Renntrimm auf ein Minimum an Informationen reduzieren – ein mehr als sinnvolles Detail, denn das kurvige Auf und Ab im ostwestfälischen Niemandsland gibt es genügend Aufgaben, wenn man wirklich schnell sein möchte. Der Preis für das schier unbeschreibliche Rennstreckenvergnügen: mindestens 167.518 Euro.

Technische Daten: Porsche 911 GT3 / 992

22 Bilder Fotostrecke | MIt der Generation 992 über die Nordschleife: Besser und schneller als sein Vorgänger? Der Porsche 911 GT3 im Fahrbericht #01 #02

Motor: Sechszylinder-Boxer
Hubraum: 3996 ccm
Leistung: 375 kW / 510 PS bei 8.400 U/min
Max. Drehmoment: 470 Nm bei 6.100 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 318 km/h
Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 3,4 Sekunden
Normverbrauch: 12,4 Liter / 100 km / 283 g CO2
Preis: 167.518 Euro

Reine Einstellungssache Mehr Dynamik für den Boxer-Boliden: H&R Gewindefedern für den Porsche 911 (Typ 992) Alle H&R Produkte sind „Made in Germany“ und verfügen stets über die erforderlichen Teile-Gutachten

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