Audi in der Krise?

Wo ist er hin, der “Vorsprung durch Technik“? - Verspielt Audi sein Know-how?

Audi in der Krise? : Wo ist er hin, der “Vorsprung durch Technik“? - Verspielt Audi sein Know-how?
Erstellt am 1. August 2013

Was ist los bei Audi? Schmilzt der Vorsprung durch Technik in diesen heißen Sommertagen wohlmöglich komplett dahin? Audi-Fans machen sich Sorgen um den anspruchsvollen Ruf der Marke. Und auch wir haben einige offene Fragezeichen.

Beispiele gefällig? Mercedes-Benz stellte erst kürzlich die neue und mit Innovationen vollgepackte S-Klasse vor und BMW schickt mit dem i3 das erste ernstzunehmende Elektroauto ins Rennen, das zudem mit einer ebenso leichten wie festen Carbonkarosserie glänzt. Galt Leichtbau nicht als eine der Stärken der vier Ringe? “Vorsprung durch Technik“ ist stets mehr als nur ein Slogan gewesen.

Wo ist er, der Vorsprung durch Technik?

Es ist ein Credo, es beschreibt eine Markenphilosophie, diese Aussage ist der Pulsschlag der Marke. Und es ist ein Versprechen an den Kunden, im Streben nach einem perfekten Auto nicht nachzulassen und dabei besser sein zu wollen als die Mitbewerber. “Vorsprung durch Technik“ beseelte ganze Hundertschaften an Audi-Ingenieuren und Entwickler, genau das tun zu wollen!

Doch zuletzt verwundert Audi nach innen und nach außen durch Sparpläne beim Flaggschiff A8 oder durch ein zögerliches Design bei den Baureihen A4, A6 und A8. Hinter der vorgehaltenen Hand wird über ein Design nach dem “Matrjoschka-Puppen-Prinzip“ gefeixt. „Alle sehen gleich aus, nur die Größe ist anders!“

Als der neue A8 als Erlkönig getarnt durch die Lande fuhr, spotteten Journalisten, dass der neue A8 ohne Tarnung gar nicht auffallen würde – und Audi ihn deswegen überhaupt erst als Erlkönig getarnt hätte.

Eine e-tron Studie jagt die nächste, doch was geht in Serie?

Den vollelektrischen Audi R8 haben die Ingolstädter begraben, Mercedes-Benz bringt dagegen den SLS AMG Coupé Electric Drive, der bei einem Preis von 416.500 Euro zwar nicht ganz billig ist, aber immerhin trauen sich die Stuttgarter wieder etwas. Vor allem aber BMW!

Der i3 macht da weiter, wo Audi vor Jahren mit dem A2 einfach aufgehört hat.

Jetzt hat BMW mit seinem voll elektrischen Kleinwagen i3 die Nase vorn, und das dank Carbon-Karosserie und reinem E-Antrieb gleich auf zwei Innovationsfeldern. Einen Serien-A1 mit E-Motor sucht der vorwärtsorientierte Audi-Freund vergeblich. Zwar jagt eine e-tron-Studie die nächste, aber in Serie geht dann, wenn überhaupt, maximal ein simpler Hybrid.

Die Konsequenz: Nach nicht einmal einem Jahr feuert Audi seinen Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer.

Dabei war Dürheimer zuvor für die Entwicklung von Bentley und Bugatti verantwortlich und davor u.a. für den Panamera bei Porsche. Er sollte sich folglich mit Edelmarken auskennen. Doch auch die bevorstehende Premiere des neuen Audi A8 half nichts, Dürheimer musste gehen. Wobei die Bezeichnung “neuer A8“ nicht ganz richtig ist, vielmehr handelt es sich um ein lupenreines Facelift, das zwar einige Neuerungen mitbringen wird, den viel gepriesenen “Vorsprung durch Technik“ wird man damit auch nicht realisieren.

Das Teaser-Video zum neuen Audi A8

Audi-Insider machen sich vielmehr Sorgen darüber, dass der Vorsprung durch eine zu zögerliche Vorgehensweise und falsch verstandenen Sparwillen verspielt wurde.

Ins Bild passt auch, dass das weltweit gelaunchte Teaservideo zum neuen A8 in 48 Stunden gerade auf etwas über 31.000 Klicks im Audi youtube-Kanal kam.

Mit eher konservativ anmutenden Produkten – die fraglos ausgereift, aber eben nicht mehr überragend innovativ sind – an BMW bis zum Jahr 2020 vorbei zu ziehen, wie es Audi-Chef Rupert Stadler vorhergesagt hat, scheint im Moment unmöglich.

Volkswagen schickt einen seiner besten Männer.

Es scheint 5 vor 12 zu sein. Denn VW-Konzern-Boss Winterkorn schickt einen seiner besten Soldaten aus. Die Kohlen soll jetzt der kürzlich zu Audi bestellte Dr. Ulrich Hackenberg aus dem Feuer holen. Ob er es schafft, die Flammen auszutreten, oder ob sich „Hacky“, wie ihn seine Freunde nennen, die Finger verbrennt, bleibt abzuwarten. Hackenberg jedenfalls kennt die Audi-Strukturen und die Philosophie bestens! Sollte seine Mission schief gehen, müssen sich die Audi-Marketingstrategen wohl ernsthafte Gedanken über einen neuen Werbeslogan machen...



Autor: Marcus Berger

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