Die Amerikaner wissen, Weihnachten zu feiern. 1999 legte die amerikanische Kaufhauskette Neiman Marcus eine Sonderedition des BMW X5 auf – heute ist der auf 50 Fahrzeuge limitierte BMW X5 Neiman Marcus eine echte Rarität. Den Christmas Catalogue der amerikanischen Warenhauskette Neiman Marcus kennt in den USA jeder. Der Winter 1999 lockte im damals 6,50 US-Dollar teuren Weihnachtskatalog mit einem wahren Schmuckstück: dem BMW X5 Neiman Marcus Edition. 57.995 US-Dollar teuer, war er eines der teuersten Stücke, die der geneigte Kunde als Weihnachtspräsent seinerzeit ordern konnte. Im Verkaufspreis enthalten: ein zweitägiges Fahrertraining am Produktionsstandort Spartanburg / South Carolina mit Ausfahrt in den kurvenreichen Blue Ridge Mountains und einer 1.000-Dollar-Spende für die Susan G. Komen Brustkrebs Foundation.
Die Lieferung war im Mai 2000 und daher ein 2001er-Modell. Abgesehen von einigen offiziellen und weniger-offiziellen Einzelstücken der M GmbH dürfte der Neiman Marcus der exklusivste BMW X5 sein, den man bekommen kann – nicht nur in den Vereinigten Staaten. Wir haben in einem der gerade einmal 50 Fahrzeuge ein paar hundert Meilen zurückgelegt und können den damaligen Käufern nachträglich nur gratulieren.
21 Bilder Fotostrecke | Unterwegs im 20 Jahren alten BMW SUV (E53): 1 of 50 - BMW X5 Neiman Marcus 2000 im Fahrbericht Denn wie es sich vor mehr als 20 Jahren anfühlte, einen neuen BMW X5 in der schicken Lackierung Impalabraun-Metallic zu fahren, ist heute auch noch nachzuempfinden; der Proband hat nicht einmal 400 Meilen auf dem Zähler. Damals war der X5 Neiman Marcus das Exklusivste, was man von der zugegeben kurzen Stange bestellen konnte, wenn man kein Einzelstück bei der Exklusiv-Manufaktur der M GmbH in Auftrag geben wollte. Angetrieben vom auch heute noch prächtigen 4,4-Liter-V8-Saugmotor vom Typ M62 ist der Crossover auf den Straßen Floridas eine echte Schau ohne wirklich aufzufallen. Dann und wann schaut aus einem Cabriolet oder einem Pick-Up jemand leicht anerkennend zum braunen 4x4-Beau herüber, wohl nur den optischen Neuzustand quittierend. Die obligatorische Serienausstattung war innen wie außen damals das Maß der Dinge, denn der Neiman Marcus bot neben der ungewöhnlichen Lackierung unter anderem Xenonscheinwerfer, Zehn-Lautsprecher-Soundsystem, Parksensoren, edle 19-Zöller, Niveauluft, beheizte Ledersitze vorne wie hinten, vollelektrische Komfortsessel vorn, abgetönte Scheiben und ein Navigationssystem mit putzig kleinem Bildschirm – damals gerade in den USA eine echte Schau. Navigation natürlich in Verbindung mit einem Kassetten-Radio der damals neuesten Generation.
Wenn schon einen BMW X5 dann auch einen Achtzylinder – das gilt heute wie damals. Das prächtige Triebwerk leistet ebenso souveräne wie wohl tönende 210 kW / 286 PS und ein maximales Drehmoment von 440 Nm bei 3.800 U/min. Damit sind knapp 220 km/h drin – in den USA jedoch nur ein Traum in den technischen Daten. Der komfortable Luxusallradler ist selbst nach heutigen Maßstäben ein exzellenter Cruiser, der es auch sportlich beherrscht und damals allenfalls den Porsche Cayenne als dynamischen Wettbewerber hatte. Jeep Grand Cherokee, Range Rover oder Mercedes ML waren ähnlich motorisiert, aber betont komfortabler. Von Key Biskayne, der Halbinsel vor Miami gelegen, startend geht es zunächst über die turbulente Interstate 95 nach Norden. Erst einmal die großen Agglomerationen wie Miami Gardens, Hollywood oder Fort Lauderdale hinter sich gelassen, ruft die Küstenstraße vorbei an Boca Raton, West Palm Beach oder Jupiter bis nach Vero Beach. In den edlen Gegenden hat sich der BMW X5 Neiman Marcus damals genauso wohl gefühlt wie heute, da die Verkaufskataloge nicht nur zu Weihnachten längst von den großen Onlineshops ersetzt wurden.
Die fünfstufige Getriebeautomatik war damals wie heute eine Glanzbesetzung, die ihresgleichen sucht, während der sonore brummende Achtzylinder einen keinen Gedanken an aufgeladene Sechszylinder der Neuzeit verschleudern lässt. Dieser BMW X5 brauchte einen Achtzylinder und nur so passte er in den schicken Weihnachtskatalog, der seit Jahrzehnten mehr Imagebroschüre, denn echter Verkaufskatalog war.
Wer auf dem Gebrauchtwagenmarkt sucht, findet in den USA wie in Europa zahllose BMW X5 der ersten Generation E53, von dem fast 470.000 Fahrzeuge produziert wurden, in gutem Zustand. Jedoch einen der insgesamt eben nur 50 Neiman Marcus zu finden, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Im vergangenen Sommer wurde eines der seltenen Stücke im charismatischen Impalabraun bei dem weltweiten Autoportal „Bring a Trailer“ verkauft – mit einer Laufleistung von schmalen 31.000 Meilen brachte er gerade einmal schlappe 22.750 US-Dollar – viel Exklusivität für wenig Geld. Vielleicht tut es ja doch der einer von der Stange – zum Beispiel der BMW X5 4.6 ist. Der lockte mit echten M-Genen und einem 347 PS starken. V8.
Stefan Grundhoff; press-inform
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