Neuer Cupra Leon E-Hybrid im Fahrbericht (2021)

Der Teilzeit-Elektriker

Neuer Cupra Leon E-Hybrid im Fahrbericht (2021): Der Teilzeit-Elektriker
Erstellt am 13. Oktober 2020

Wer dem neuen Cupra Leon E-Hybrid auf seine Kleidung schaut, wird mehr als angetan sein. Der Leon ist ohnehin bereits eines der schicksten Modelle in der Kompaktklasse, doch als Plug-In-Hybrid macht er noch etwas mehr her. Die leicht modifizierte Front verwöhnt das geneigte Auge und am Heck gaukeln einem vier kupferfarben ummantelte Endrohre eine Leistung von weit über 300 PS vor. Dazu passt die Geräuschkulisse, denn je nach Fahrprogramm bläst der Leon die Backen auf, als würde er Krawallmacher wie den Mercedes AMG A 45 oder einen Audi RS3 beim nächsten Ampelstart mit einem lässigen Augenzwinkern vernaschen und in ein paralleles Universum donnern.

Die Bezeichnung Hybrid ist dabei genauso verwirrend wie das Cupra-Logo an sich, denn während beim Plattformgeber VW Golf die stärkerer 245-PS-Hybridvariante die Bezeichnung GTE trägt und der schwächere Bruder mit seinen 150 kW / 204 PS schlicht Golf eHybrid heißt, leistet der Leon E-Hybrid ebenso wie der VW Golf GTE 180 kW / 245 PS. Wie die anderen Modelle aus dem modularen Querbaukasten MQB des Volkswagen Konzerns sorgt für den Antrieb des spanischen Plug-In-Hybriden ein 1,4 Liter Turbobenziner, der 110 kW / 150 PS leistet. Dieser wird unterstützt von einem am sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe unsichtbar verbauten Elektromotor, der eine weitere Maximalleistung von 85 kW / 115 PS beisteuert. In der Kombination beider Antriebe ergibt sich daher eine stattliche Gesamtleistung von 180 kW / 245 PS und üppigen 400 Nm.

Wer jetzt aber meint, in einem Zwillingsbruder des VW Golf GTI zu sitzen, der im Übrigen in der Basis ebenfalls jene 180 kW / 245 PS leistet, sieht sich jedoch getäuscht. Der Cupra Leon E-Hybrid, der eigentlich ein ganz normaler Seat Leon PHEV sein sollte, sieht klasse aus, hat ein ausgewogenes Fahrwerk und macht einfach Spaß, doch ein echter Sportler ist er in der Kombination aus den beiden Antrieben nun wirklich nicht.

Daran ändern auch der bollernde Klang im Cupra-Fahrmodus ebenso wenig wie das brummende Surren bei elektrischer Fahrt. Zu Raumschiffen wie der Enterprise, einem Millennium Falcon oder der Comet von Zeichentrip-Barde Captain Future mag dieses elektrisierende Geräusch passen; für ein Kompaktklassemodell mit 245 PS ist es etwas zuviel des Guten. In den normalen Fahrmodi klappt es besser und der Aufschneiderklang nervt nicht derart. Gut: das straff abgestimmte Sportfahrwerk, welches sich über die anwählbaren Fahrprogramme ebenfalls auf die Situation einstellt.

Ohnehin passen die Fahrleistungen auch ohne dass man an Star-Wars und Lichtgeschwindigkeiten denkt. Aus dem Stand beschleunigt der Spanier in ordentlichen 6,7 Sekunden, wobei er gerade bei nasser Fahrbahn spürbare Antriebskräfte an der Vorderachse nicht überspielen kann. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 225 km/h allemal ausreichend, wenn auch nicht beeindruckend für 245 PS und 400 Nm. Hier macht sich der vergleichsweise kleine 1,4-Liter-Turbobenziner bemerkbar, der eben nicht wie mit 2,0 Litern Hubraum aus dem Vollen von vier Brennkammern schöpft. Dafür kann der Cupra Leon E-Hybrid nicht nur leise säuseln, sondern auch den Sparmeister mimen.

Rein elektrisch schafft er immerhin Tempo 130 oder eine Reichweite von 52 Kilometern, was einem Normverbrauch von 15,1 kWh entspricht. Unter dem Strich ist das ein kombinierter Durchschnittsverbrauch von 1,3 Liter Superbenzin auf den ersten 100 Kilometern. An einer Wallbox kommt das Lithium-Ionen-Akkupaket in dreieinhalb Stunden wieder zu Kräften. Wayne Griffiths, Seat-CEO: „Das Fahrzeug wird uns dabei helfen, auch anspruchsvollste Enthusiasten von der Marke zu überzeugen, Cupra weiter wachsen zu lassen und die Modellpalette einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen.“

Der coole Look der 4,40 Meter langen Außenhaut setzt sich im Innenraum des Teilzeit-Elektrikers fort. Die Sitze sind bestens konturiert, die Instrumente sind modern, etwas unübersichtlich und der zentrale Multifunktionsbildschirm mit seiner Diagonale von zehn Zoll in der Mitte des Armaturenbretts ist nicht nur schick, sondern überaus praktisch. Hinten geht es in dem Viertürer klassenbedingt etwas beengt zu und so sollte man hier Erwachsenen keine allzu langen Fahrten zumuten. Das Ladevolumen liegt bei etwas knapp bemessenen 270 Litern. Für alle, die deutlich mehr Platz benötigen: Es gibt es Cupra Leon E-Hybrid auch als Sportstourer mit ähnlichen Fahrleistungen, ebenfalls sportlichem Design sowie deutlich mehr Platz im Fond und im Laderaum mit seinen 470 Litern.

Der Basispreis des gut ausgestatteten Cupra Leon E-Hybrid liegt bei 37.816 Euro, während die familientaugliche Kombiversion bei 39.048 Euro mit identischer Ausstattung startet. Mit schicken 19-Zöllern im Kupferlook sowie mattem Außenlack, beheizten Ledersitzen, Multifunktionslenkrad, Navigationssystem sowie verschiedenen Sicherheitsdetails lässt sich der Preis problemlos an die 45.000-Euro-Marke drücken. Das ist für ein Kompaktklassemodell dann doch etwas zu viel des Guten, wo nur die aktuell hohe Subvention einen Kauf rechtfertigt. Doch das ist immerhin noch knapp 3.000 Euro unter dem identisch motorisierten VW Golf GTE – und da sieht der Seat, der ein Cupra sein will, viel besser aus. Mit welchem Logo auch immer.

Stefan Grundhoff; press-inform

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51 Bilder Fotostrecke | 2021 Cupra Leon E-Hybrid im Fahrbericht: Teilzeit-Elektriker #01 #02

Technische Daten: Cupra Leon E-Hybrid

Motor: Vierzylinder mit Turboaufladung und zusätzlichem Elektromotor
Hubraum: 1395 ccm
Leistung: 180 kW / 245 PS
Max. Drehmoment: 400 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,7 Sekunden
Leergewicht: 1.624 kg
Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplung
Elektrische Reichweite: 52 km
Normverbrauch: 1,3 Liter Super / 12,4 kWh / 38 g CO2
Preis: ab 37.816 Euro

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