Bang, Bang, Bang! Das hat gesessen! Der 3. Hoffmann Speedster Classic Day war erfreulicherweise dank seiner Besucher ein voller Erfolg: Ein Event für klassische Volkswagen, der auch für andere Marken offen ist, hat im Ruhrgebiet bislang gefehlt.
Ohnehin ist die Treffensituation in der Millionenmetropole zwischen Duisburg und Dortmund eigentlich eine Trauerlandschaft. Zwar gibt es dort Events wie SCHÖNE STERNE, die Youngtimer Show, das Ruhrorter Käfer-Treffen auf der Mühlenweide, das RE-BEETLE in Herten, die VAU-MAX Tuning Show, die American Horsepower Show und jetzt auch den Hoffmann Speedster Classic Day, aber die Zahl lohnenswerter Auto-Veranstaltungen hat im Vergleich von vor 20 Jahren leider drastisch abgenommen. Das liegt nicht am mangelnden Interesse der Zielgruppe, sondern vielmehr an den Rahmenbedingungen, die es den Veranstaltern immer schwerer machen, ihre Veranstaltungen auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis auch realisieren zu können.
Jüngstes Beispiel ist die Absage der Classic Days (Ex-Schloss Dyck) in Düsseldorf, zugegebenermaßen nicht Ruhrgebiet aber eine Stadt, die immerhin schon einen Start der Tour de France beheimaten durfte und jährlich das Brauchtum in Form gigantischer Karnevals-Aktivitäten feiert. Wenn wir den Veranstalter richtig verstanden haben, waren die Auflagen so geartet, dass man das Risiko der Classic Days in diesem Jahr nicht eingehen wollte.
Ohne Partner wie Hoffmann Speedster oder VAU-MAX.de wäre auch unser Classic Day nicht realisierbar. Man stelle sich nur mal vor, es hätte wie in den Vorwochen geregnet... das wirtschaftliche Loch wäre wohl nur schwer zu füllen gewesen.
Aber so kamen ziemlich genau doppelt so viele Autos wie im letzten Jahr, nämlich zwischen 750-800 Fahrzeuge. Denen gilt unser Dank genau wie den Partnern und Ausstellern sowie den über 3.000 Besuchern, die uns erfreulicherweise darin bestärken, diese Veranstaltung auch für 2025 zu planen. Ob dann wieder an gleicher Stelle bleibt abzuwarten, die Veranstaltungskosten sind mittlerweile einfach zu hoch. Diese Anmerkung vielleicht nur mal an die Adresse der drei Besucher, die sich persönlich bei uns beschwert haben, warum denn der Eintritt so teuer wäre. Ehrlich gesagt, wer angesichts eines Ticketpreises von 12 Euro, in dem der Museumseintritt von 5 Euro enthalten ist, solche Fragen stellt, scheint am Arbeitsprozess schon lange nicht mehr teilgenommen zu haben.
Aber nun genug vom Organisatorischen, viel lieber wollen wir von den schönen Seiten des Classic Days sprechen, von der guten Stimmung auf dem Gelände, den zahlreichen jungen Leuten, die ein Beweis dafür sind, dass Klassiker und Youngtimer nicht nur ein Thema für "alte Leute" sind. Wir waren nicht nur von der Menge der Fahrzeuge begeistert, sondern vor allem auch von ihrer Qualität. Ein Apal GT Coupé kennt der Autor dieser Zeilen zwar von Fotos, hat er aber noch nie live gesehen. Diese Glasfiber-Rarität entstand um 1962/'63 in Belgien und war bei uns in einem fantastischen Zustand zu bewundern.
Best of Show ging an eine frühe Typ 3-Limo mit passendem Wohnwagen. Ein 56er Käfer Cabriolet in einem Traumzustand durfte zu Recht einen Pokal mit nach Hause nehmen, Gleiches gilt für einen himmelblauen Typ 3 mit Porsche-Technik, den Triebwerk-Chef Christian Wilms persönlich auf den roten Teppich chauffierte und vorstellte. Ebenso ein Hingucker erster Güte war ein rotes Audi 100 Coupé der ersten Generation, ein Porsche 356, den sein Besitzer vor 30 Jahren für 14.000 Mark (7.165,66 Euro) gekauft und dann Stück für Stück in Eigenregie restauriert hat, und ein schwarzer Brasilia aus Portugal mit portugiesischem Kennzeichen. Wow, das war wohl die weiteste Anreise, da toleriert man doch den einen oder anderen Kratzer im Lack. Das Auto, das viele an einen 411/412 erinnert, ist mittlerweile auch schon ein halbes Jahrhundert alt.
Ein Hingucker war der T2b Kastenwagen in MÄRKLIN-Lackierung. Spannend auch die Geschichte der Janis Joplin Porsche-Replika. Ein 356 Coupé, das von der gleichen Künstlerin bemalt worden ist wie ursprünglich das Original und daher heute mittlerweile selbst ein rares Stück Popkultur geworden ist. Toll auch die anlässlich des 55-jährigen Jubiläums eingerichtete VW 181-Sonderfläche, die auch unsere Erwartungen übertroffen hat.
Von ultratief mit Luftfahrwerk-Technik von Timos Tuning Schmiede bis zum hochgelegten Gelände-Kübel war alles vertreten, sogar ein Kübel-Gespann und zahlreiche zivile Kübel-Varianten. Auch der private Kübel eines bekannten Essener Gastronomen war beim Classic Day zugegen. Er dürfte den 181 mittlerweile auch über 30 Jahre fahren. Ähnliches gilt vielleicht auch für die Ruhrpott-Buggies, die wie die NRW-Speedster erfreulicherweise gleich in Clubstärke angetreten sind. Da war der sonnige Sonntag natürlich ideal und schon passt so ein Buggy nicht nur nach California, sondern auch "anne Ruhr".
Schade, dass so mancher seinen Fiat 850 Spider oder Alfa Berlinetta zwischen den Reihen „versteckt“ hat, unser Moderatoren-Team Dirk und Rolf hätten auch diese Fahrzeuge sehr gern vorgestellt, ist die Veranstaltungsszene für diese Fahrzeuge doch mittlerweile sehr dünn und beide Fahrzeuge sind es allemal wert, präsentiert zu werden. Wie die zahlreichen backdated Käfer, die gepflegten und geretteten Sparkäfer, die angereisten Golf 1, die nicht unbedingt ein GTI sein müssen, ein normaler 1303, ein Scirocco 1 - für all diese einst "normalen" Autos ist der Hoffmann-Speedster Classic Day auch gedacht. Wir wollen eure Autos auf der Show Bühne sehen und eure Geschichten hören. Bis zum nächsten Jahr.
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