Der VW Transporter – besser bekannt als Bulli – feiert in diesen Wochen seinen 75. Geburtstag. Kein Wunder, dass in über sieben Jahrzehnten unzählige Modelle mit einzigartiger Historie entstanden sind. Eines davon ist heute aktueller denn je: der T2 Elektrotransporter.
Während der VW ID. Buzz in Europa und den USA große Erwartungen weckt, gab es in den frühen 1970er Jahren bereits ein ähnliches Konzept. Getrieben von der Ölkrise experimentierte Volkswagen mit alternativen Antrieben für den erfolgreichen T2-Bulli. Statt des typischen Vierzylinder-Boxers im Heck kam ein Elektromotor zum Einsatz. Intern erhielt das Modell die Bezeichnung VW T2b Typ 2150.
Optisch unterschied sich der Elektrotransporter – erhältlich als Kastenwagen oder mit offener Ladefläche – kaum vom Standard-Bulli. Lediglich der fehlende Auspuff, ein Ladestecker im Heck und Luftauslässe an den Flanken verrieten den außergewöhnlichen Antrieb. Im Heck arbeitete ein Elektromotor von Siemens mit maximal 33 kW (44 PS), der kurzfristig rund die Hälfte dieser Leistung abrufen konnte. Die Energie lieferte ein 850 Kilogramm schweres Varta-Batteriepaket, das unter dem erhöhten Ladeboden platziert war. Ein großer Kasten mit der Bordelektrik befand sich hinten links im Laderaum.
Durch das hohe Zusatzgewicht musste das Fahrwerk aufwendig angepasst werden, denn das Leergewicht des Elektro-Bullis lag bei knapp 2,2 Tonnen. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.075 Kilogramm war er jedoch für den Gewerbeeinsatz geeignet, abgesichert durch einen zusätzlichen Hilfsrahmen.
20 Bilder Fotostrecke | Autoklassiker VW T2 Elektrotransporter: Elektro-Pionier mit bewegter Geschichte Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h war der für den Stadtverkehr konzipierte Elektrotransporter kaum langsamer als der Verbrenner. Deutliche Unterschiede gab es jedoch bei der Reichweite: Das 21,2-kWh-Bleibatteriepaket reichte für maximal 85 Kilometer, bevor eine Ladung fällig wurde. Um lange Standzeiten zu vermeiden, konnte – ähnlich wie heute bei Nio – das gesamte Akkupaket gewechselt werden. Der Austausch war jedoch aufwendiger als in modernen Swap-Stationen, dauerte aber kaum mehr als fünf Minuten.
Die genaue Anzahl der von Hand gefertigten Exemplare bleibt unklar. Schätzungen schwanken zwischen über 100 und knapp 200 Fahrzeugen. Neben langen Ladezeiten, einem komplexen Batterietausch und reduziertem Ladevolumen verhinderte vor allem der hohe Preis eine größere Verbreitung: Mit über 50.000 D-Mark kostete der Elektro-Bulli fast das Dreifache eines herkömmlichen T2. Die Stadt Berlin gehörte zu den größten Abnehmern und setzte sieben Fahrzeuge ein. Dort gab es sogar eine der wenigen Wechselstationen, in der der Akkupack seitlich herausgezogen und ersetzt wurde.
Heute macht es der VW ID. Buzz deutlich einfacher – doch der T2 Elektrotransporter beweist, dass Volkswagen schon vor 50 Jahren an elektrischen Lösungen arbeitete. Stefan Grundhoff, press-inform
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