Von Anspielungen auf seinen Namen kann William Smith ein Lied singen. Der Brite wird von Freunden und Bekannten einfach nur „Will“ genannt, was regelmäßig zum Hauptdarsteller der „Men in Black“ Filmreihe, nämlich Will Smith, führt. Großes Kino eben, doch Will nimmt es mit Humor. Er ist zwar kein Schauspieler, aber die Geschichte die er zu erzählen hat, ist abendfüllend, formatsprengend und sicherlich keine, die man jeden Tag hört:

Die Mail, die alles veränderte

„Eigentlich war ich damit beschäftigt, einen Golf 2 syncro als Zweitürer neu aufzubauen. Dann bekam ich eines Tages eine Mail von einem Freund aus Kanada.

Was da drin stand, brachte mich dazu, meine Pläne komplett zu ändern, alles zu überwerfen und mein halbfertiges Projekt zu verkaufen!“, beschreibt Will die Lage.

Doch was stand in der ominösen Mail aus Übersee? Waren es Drohungen? Erpressungsversuche? Eine Verschwörung?

Einmal Golf als Übersee-Fracht

58 Bilder Fotostrecke | Will Smith ist 1980er VW Golf Rabbit: Dieser US-Golf ist viel gereist und hat doch wenig Kilometer auf dem Tacho #01 #02 Viel besser als das. Sein kanadischer Kumpel machte ihm ein unmoralisches Angebot. Dabei ging es nicht um schöne Frauen und eine Million Dollar, sondern (viel spannender) um einen VW Golf! „1980 kaufte eine gewisse Denise aus Mercer Island in Washington einen tabasco-roten Golf mit roter Innenausstattung und zog kurze Zeit später aus beruflichen Gründen nach China.

Als sie viele Jahre später zurückkehrte, stand sich der Wagen noch immer die Räder platt. Die Eltern wußten mit einem Handschalter nichts anzufangen und rührten das Auto nicht an,“ erzählt Will weiter, „sie fuhr das Auto dann später nur noch einmal die Woche zum Supermarkt und zurück, um die Batterie bei Säften zu erhalten.“

Der Hase braucht Auslauf

Wiederum ein paar Jahre später erkannte die besagte Denise, dass es wohl besser sei, sich von dem Auto zu trennen als es nur noch aus Mitleid zu benutzen.

Was ja keinen Sinn machte, da die Erledigungen des Alltags inzwischen auch problemlos zu Fuß bewältigt werden konnten. So kam Wills Freund aus Kanada zum „Rabbit“ mit gerade einmal 12.261 Meilen auf der Uhr! Allzu viele schaffte der allerdings auch nicht, ehe es im Geldbeutel zwickte und er die anfänglich erwähnte Mail nach Scarborough im Norden Englands schickte und es endlich zum Deal kam.

Farb-empfindliche Naturen kriegen beim Rot einen Schock

Bald war Will klar, was für ein Juwel er da in der eigenen Garage stehen hatte. Alleine die Innenausstattung war schon ein Hammer für sich. Man muss sich das nur einmal vorstellen: Das komplette Interieur war 1980 in rot ausgeliefert worden. Armaturenbrett, Lenkrad, sämtliche Verkleidungsteile, der Teppich, ja sogar die Fensterkurbeln sind kreischend rot. Wir brauchen wohl nicht extra zu erwähnen, dass der Innenraum angesichts seines fast neuwertigen Zustands nicht angetastet wurde...

Alles ist rückrüstbar auf Originalteile

Umso hemmungsloser schritt dann dafür die Tieferlegung des „Rabbit“ voran. Um jederzeit wieder auf den Originalzustand zurückrüsten zu können, besorgte Will viele Fahrwerksteile und auch die Hinterachse als Ersatzteil und modifizierte diese. Um 18mm wurde die Achse eingekürzt. Antriebswellen, Querlenker und Spurstangen erfuhren ebenfalls eine Bearbeitung, um die Kombination aus Rädern und Tieferlegung zu realisieren.

Fahrwerksseitig kommt ein gekürztes FK Königsport Gewinde zum Einsatz. Will beraubte es um 25mm seiner Länge, veränderte die Aufnahme und half mit verstellbaren Domlagern nach, den Sturz in richtige Bahnen zu lenken. Die Radläufe wurden sanft zur Kooperation und Toleranz überredet.

Den Aufwand trieb Will, weil er nach diversen ausprobierten Felgensätzen einen originalen Satz BBS E57 Rennsportfelgen in sieben und siebenkommafünf mal 16 Zoll aufgetrieben hatte und diese mit den Zentralverschluß-Adaptern sonst nicht unter die Radhäuser gepasst hätten. Gut, dass Nankang passend flache Schmalspur-Gummis auf Lager hatte. In der Größe 165/40 R16 tragen sie wirklich nicht allzu stark auf.

Auch ein kleiner Defekt hält Will nicht auf.

Mit der nun erreichten Tiefe kam die Ölwanne des originalen 1.6-Liter-Aggregats dem Asphalt verdächtig nahe. So nahe, dass ein Kürzen der Ölwanne um gute drei Zentimeter mehr Überlebensfreiheit sicherstellen musste.

Bei dem Trip zu den VW Days in Frankreich, wo wir Will und seinen Rabbit übrigens zum Fototermin trafen, streikte der Wagen übrigens, kaum dass er und seine Freunde die Fähre in Calais verlassen hatten. Mit dem Abschleppseil und einem Zugfahrzeug ging es aufs Treffen. Die helfenden Hände von David Sebban (Erbauer des Gullwing Golf 3) machten den roten Rabbit wieder einsatzbereit und fahrfähig.

Und auch wenn Will Smith und sein Golf wohl keinen Filmpreis gewinnen werden, spannender als so mancher „Tatort“-Krimi ist die Story vom US Re-Import allemal.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Golf 1 „Rabbit C“

Baujahr: 1980

Motor: 1.6 Liter Vierzylinder mit K-Jetronic

Getriebe: Original, 4-Gang

Fahrwerk: gekürztes FK „Königsport“ Gewindefahrwerk mit Koni Dämpfern, Antriebswellen, Querlenker und Spurstangen gekürzt, verstellbare Domlager, Hinterachse gekürzt, Ölwanne gekürzt

Bremsen: original

Räder: BBS E57 in 7x16 vorne und 7,5x16 hinten

Reifen: Nankang in 165/40 R16

Karosserie: original, größtenteils im Erstlack „Tabasco Red“ (LE3A), Hella DE-Scheinwerfer, Rückleuchten ohne Rückfahrscheinwerfer

Innenraum: original Interieur in Farbe „Maroon“