Der Golf R32. Wie schön war doch die Volkswagen-Welt, als das werkseigene Planetensystem aus sechs Zylindern bestand. Genetisch steckte in dem Zwitter aus V-Motor und Reihensechser ja der Urahn, der gute alte VR6. Damals, Anfang der 90er Jahre revolutionierte VW die Kompaktklasse mit dem ersten Sechszylinder im Golf. Dabei war die Idee eigentlich auf dem Mist von Lancia gewachsen und gar nicht mehr so neu: Das zugehörige Patent eines VR-Motors wurde 1915 ausgestellt.
Das ist doch nicht Euer R-nst, Volkswagen?
Sei´s drum, wir alle wissen wie die Geschichte weitergeht und wir kennen ihr unrühmliches Ende. Vom Golf 4 R32 konnten die Fans gar nicht genug bekommen, der Fünfer R32 erfreut sich in Szenekreisen, egal ob handgerührt oder DSG-geschaltet, nach wie vor ungebrochener Beliebtheit.
Leider hat man sich aus diversen Gründen dazu entschieden, den Sechszylinder in der Golf-Plattform mit Beginn der sechsten Generation nicht mehr einzusetzen. Ob nun der Schadstoffausstoß, Flottenverbrauch oder einfach nur ein scheinbar cleveres Marketingmännlein schuld daran war: Die Tatsache, dass es keinen echten Sechszylinder mehr im Golf gibt, hat einen Andreasgraben durch die Szene gezogen, die Fans tragen VW diesen Umstand bis heute nach.
Der neue Golf bedeutete R-ger in der Familie
Dabei bedarf es eigentlich nur unserer Vorstellungskraft um uns auszumalen, wie schön so ein Golf 6 mit Sechszylinder sein könnte.
Mit geschlossenen Augen stellen wir uns vor, wie ein imaginärer, tuningbegeisterter VW-Schrauber, wir nennen ihn an dieser Stelle einfach mal Maximilian Neugebauer, seinen Golf 5 GTI Edition 30 verkauft und sich einen Golf 6 R nach Hause holt. Maximilian ist gebürtiger Bielefelder (das passt gut, denn im Volksmund wird immer behauptet, Bielefeld gäbe es in Wirklichkeit gar nicht) und hat seinen Eltern hoch und heilig versprochen, nichts am Wagen zu verändern.
R-leuchtung folgte auf dem Fuße
Und wenn überhaupt, dann höchstens ein paar harmlose Federn und Felgen. Tja und dann keimte irgendwann der Wunsch zu höherem in Maximilian. Oder sollten wir besser sagen, tieferem?
Dem Papa Neugebauer wurde das alles zu viel und er schickte seinen Junior und seine Umbaupläne dahin, wo der Pfeffer wächst. Maximilian nahm den alten Herrn beim Wort und zirkelte den Wagen in den bayrischen Wald zu Andreas Pfeffer zum Ideen-Brainstorming. Es sollten in den Jahren 2010 bis 2013 etliche Kilometer auf der Autobahn zwischen Maxis Wohnort Bad Salzuflen und Deggendorf absolviert werden, ehe der Golf von Tomason über AMG-Felgen schließlich auf 20 Zoll O.Z. Ultraleggeras stand.
Das KW Gewindefahrwerk sorgt für eine R-nsthafte Tieferlegung
Die superleichten Felgen bekamen eine spezielle Pulverbeschichtung in glänzendem Grau, ehe sie mit den beliebten Nankang Reifen in 225/30 R20 bestückt werden konnten. Für die brachiale Tieferlegung holte man sich Qualitätsware aus dem Schwarzwald ins Boot und verpflichtete ein KW Gewindefahrwerk zum Dauereinsatz. Nicht jedoch, ohne vorher einen Abstecher in den bayrischen Wald gemacht zu haben und das Clubsport-Fahrwerk mit etwas Pfeffer-Technik und verstellbaren Domlagern abzuschmecken.
Im Käse gut, in der Bremse bissfest: LöcheR
Hinter der luftigen Rad-/Reifenkombination verrichtet eine monströs anmutende 400mm Bremsanlage (vorne) mit AMG 6-Kolben-Sätteln ihr stoppendes Werk. Die Scheiben haben mehr Löcher als ein Schweizer Käse. An Achse zwei wird original verzögert, da wurde die Optik nur angepasst. Für Bewegungsspielraum montierte man Kunststoffkotflügel von SRS. Die sehen aus wie originale, nur wer genau hinsieht, entdeckt zweieinhalb Zentimeter mehr Platz für die Räder.
FRankenstein könnte bei Maximilian in die Lehre gehen
Und was macht man mit so einem Auto, wenn es fast fertig zu sein scheint? Maximilian wusste genau, was zu tun ist. Er organisierte diverse Fahrzeuge als Teilespender und begann, eifrig am Golf R herumzuoperieren. Die Liste der Spenderfahrzeuge muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Golf 5 R32 war darunter, ein Scirocco 3 (!) und als geilster Wagen zum Schluss ein Passat R36. Hier atmen wir mal kurz durch.
Maximilian brachte es übers Herz, einen Passat R36 zu zerpflücken und dessen 300 PS starken Sechszylinder in den Motorraum seines Golf zu verpflanzen. Dabei stand ihm sein Kumpel Ramon Kretschmann tatkräftig zur Seite. Diverse Motorteile und Peripherie stammen vom Golf 5. HGP steuerte Getriebe, Steuergerät und die Abgasreinigung bei. Car Creativ kümmerte sich um die Motorhalterungen und die Elektrik. Am Ende sieht alles so aus, als wäre es in den Wolfsburger Produktionshallen zusammengesteckt worden. Nur ein wenig schöner ;-)
Selbst ein SciRocco wurde als Telespender verpflichtet.
Und wozu diente noch gleich der Scirocco? Ach genau, der steuerte die Rücksitzbank bei. Da musste reichlich angepasst werden, damit alles hinterher aussehen konnte wie Plug´n´Play.
Ein wenig Alcantara rundet die Oberfläche des Lenkrads ab, im Kofferraum spielt die Musik dank dekorativ verbauten Focal Subs, die dem Dynaudio Werkssystem etwas unter die Arme greifen, eine Spur lauter. Der Heckausbau ist übrigens komplett in Eigenregie entstanden. Brrrrrrrinnng... Hoppla, da klingelt der Wecker. Zeit zum Aufstehen. Wie schade, dass das alles nur ein Traum war. Oder..?
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Fotostrecke | VW Golf R36 mit KW Gewinde und OZ Wheels: Was Volkswagen nicht mehr schafft ein Fan hat den richtigen R wiederbelebt.
Technische Daten VW Golf 6 R36 Umbau
Fahrzeugtyp: VW Golf 6 R
Baujahr: 2010
Motor: Umbau auf 3.6-Liter V6 aus einem Passat R36, Kennbuchstabe BWS, diverse Motorteile vom Golf 5 R32, Motordeckel lackiert, Golf 5 R32 Auspuff, 300 PS
Getriebe: 6-Gang DSG
Fahrwerk: KW Clubsport Gewindefahrwerk by gepfeffert.com mit verstellbaren Domlagern
Bremsen: vorne gelochte 400mm Scheiben mit 6-Kolben-Sätteln von AMG, hinten Serie gelocht
Räder: O.Z. Ultraleggera in 8,5x20 ET45, grau pulverbeschichtet, 5mm Distanzscheiben an der Vorderachse
Reifen: Nankang NS-2 in 225/30 R20
Karosserie: SRS Kunststoffkotflügel um 2,5cm breiter als Serie, Radlaufkante hinten angelegt, vorderes VW-Emblem entfernt und Haube gecleant, Grill, Dach und Außenspiegel mit Carbon-Look-Folie beklebt, Teillackierung in Candy-Weiß
Innenraum: Lenkrad mit Alcantara bezogen, Scirocco 3 Rückbank angepasst und eingebaut, hintere Seitenscheiben foliert
ICE: RNS 510, Focal 325 Watt Verstärker, zwei Focal 21cm Subwoofer, Dynaudio Soundsystem, zwei 7 Zoll Monitore, Kofferraumausbau mit GFK, MDF, Alcantara und Speziallack
Dank an: Ramon Kretschmann, Andy Pfeffer, meine Freundin, meine Familie, HGP
3 Kommentare
Rocky
16. April 2014 18:26 (vor über 11 Jahren)
WhiteDreamGTI
4. März 2014 11:32 (vor über 11 Jahren)
Www.VW-Skoda.de
27. Februar 2014 15:21 (vor über 11 Jahren)
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