Einmal Custom-Junkie immer Custom-Junkie? Denkste! Markus Steib stellte im Jahr 2009 wohl einen der fettesten Audi A3 auf die Räder, den die Tuning-Szene bis dahin gesehen hatte. Mit gigantischen 22-Zoll-Felgen, megagroßen Radläufen, A5-Heckleuchten, perfekter Volllederausstattung und einer aufwendigen Lackierung samt Blattgoldeinlage rollte der Audi-Fan lange Zeit von Treffen zu Treffen und sammelte einen “Best of Show-Pokal“ nach dem nächsten.
Die Tage des “Hot Chocolate“, so der Name des A3, waren gezählt. Markus persönlich gefiel der Audi zwar noch immer, aber das Kribbeln in den Fingerspitzen wurde stärker und stärker, bis er ihm nachgab. Als dann ein neuer Besitzer für den A3 gefunden war, stand dem nächsten Projekt nichts mehr im Wege.
Der erste Audi mit vier Ringen
Doch die Messlatte hatte der 32-Jährige sich selbst so hoch gelegt, dass es diesmal in eine völlig andere Richtung gehen musste - ein altes Fahrzeug war angesagt. Da Markus nicht nur von Berufswege mit Audi zu tun hat, er arbeitet in der Bremsen-Entwicklung der Ingolstädter, sondern auch privat ganz an der Marke hängt musste es wieder ein Fahrzeug mit vier Ringen werden. Das erste Audi-Modell überhaupt das die vier Ringe trug und Audi genannt wurde war der F103, der ab 1965 auf dem Markt kam.
Markus entdeckte seinen F103 im Jahr 2011. Das Modell „Audi 72“ schien in akzeptablen Zustand zu sein und sah als Zweitürer richtig schick aus. Wer sich ein fast 50 Jahre altes Fahrzeug zulegt sollte wissen, was er erwarten kann. Auch Markus war sich dessen bewusst und zerlegte den Ur-Audi bis aufs nackte Blech. Nachdem der alte Lack komplett runter war, ging es ans Beseitigen der Roststellen, ein halbes Jahrhundert hatte schließlich seine Spuren hinterlassen.
Zustand heute: Viel besser als neu
Zusammen mit dem Karosserie-Spezi RTS, der seinerzeit schon am A3 das Schweißgerät bedient hatte, wurde der Audi wieder auf Vordermann gebracht. Mit einer einfachen Instandsetzung war es nicht getan. Markus wollte einen möglichst cleanen und aufgeräumten Look unter der Haube.
In bester Tuner-Manier flogen überflüssige Halter raus, wurden Löcher verschlossen und alles Blech bis in die letzte Ecke geglättet, bevor die Karosserie wieder im originalen Farbton L595 „Fontanagrau“ lackiert wurde. Beim anschließenden Zusammenbau gab es kein Teil, das Markus nicht überholte, lackierte oder neu anfertigte.
Ein neuer Motor für den Oldie
Unter der Motorhaube kann sich der 1600er Vierzylinder-Reihenmotoren dank seiner schwarzen Lackierung mehr als sehen lassen. Markus ergatterte mehr oder weniger zufällig gleich drei komplette Motoren. Der Clou an der Sache: Keiner dieser Motoren war jemals gelaufen und dank ordnungsgemäßer Lagerung war der Zustand als neuwertig zu bezeichnen.
Mit seinen 72 PS, deshalb auch die Typenbezeichung Audi 72, gewinnt man zwar keine ¼-Meilen-Rennen, sammelt aber dafür immer wieder bewundernde Blick angesichts des perfekten Zustands der betagten Technik.
Klassik trifft auf Luftfederung
Weit weniger perfekt war es ums Fahrwerk bestellt. Auch wenn die Karosserie zu 100 Prozent serienmäßig geblieben war, musste hier dennoch etwas mehr Style her. HP Drivetech versprach in Sachen Tieferlegung Abhilfe und konstruierte für Markus´ Audi 72 ein passendes Fahrwerk, mit dem sich der Oldtimer nun sauber auf den Asphalt abgelegen lässt. Lufttank und Kompressor sind passend zum Motor schwarz lackiert und fügen sich perfekt in den ebenfalls cleanen Kofferraum ein.
Baby-Fuchsfelge in 17 Zoll
Fehlten nur noch schöne neue Schuhe. Markus bediente sich hier ebenfalls einem neuen Trend und zauberte aus einem Satz 15-Zoll-Baby-Fuchsfelgen dreiteilige Unikate. Dank neuer Schüsseln und einem guten Metallbearbeiter wuchsen die Fuchsfelgen auf 17-Zoll an. Bespannt mit 185er Nankang-Gummis steht der 72er mehr als perfekt da.
Fast unverändert präsentiert sich der Innenraum, hier ist so ziemlich alles einmal komplett aufgearbeitet und in einen werksneuen Zustand versetzt worden. Wie viele Arbeitsstunden und Taler es genau sind, die in insgesamt während der Restaurierungszeit von 14 Monaten in den Audi 72 geflossen sind, kann und will Markus gar nicht zählen. Für ihn kommt es nur aufs Ergebnis an, weltweit einen der besten und coolsten Audi 72 zu besitzen.
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Fotostrecke | Perfektionismus auf die Spitze getrieben: Edler Audi 72 mit Traumnotenpotential
Technische Daten
Fahrzeugtyp: Audi 72 (F103)
Baujahr: 1966
Motor: Vierzylinder-Reihenmotoren mit 1.695 cm³ Hubraum, Solex-Fallstromvergaser, Leistung 72 PS
Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe mit Lenkradschaltung
Fahrwerk: HP Drivetech Sonderfahrwerk, vordere obere Querlenker aus Alu (Sonderanfertigng) Lufttank und Kompressor im Kofferraum
Bremsen: innen am Getriebe liegende 280-mm-Bremsscheiben, hinten Trommelbremsen
Räder: Baby-Fuchsfelge, Umbau auf Mehrteiler, dadurch neue Abmessungen von 8 x 17 ET67
Reifen: Nankang in 185/35 R17
Karosserie: serienmäßig, komplett restauriert, alles glänzend schwarz oder in Wagenfarbe lackiert, Serienfarbe “Fontanagrau“
Innenraum: Armaturenbrett aus erster Baureihe (noch vom DKW), komplette Innenausstattung neu bezogen und restauriert
Dank an: alle die geholfen haben, Max Pleintinger, Matthias Krenzer
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