Golf United – Hardcore Zweier 1.8 G60 Turbo

Hier wächst zusammen, was nie zusammen gehörte

Golf United – Hardcore Zweier 1.8 G60 Turbo : Hier wächst zusammen, was nie zusammen gehörte
Erstellt am 4. Mai 2012

Der Tuning Fan hatte es noch nie leicht. Sein irrationales Hobby auf Dauer vor Eltern, Freunden und Arbeitskollegen rechtfertigen zu müssen, ohne eine wirkliche Lobby für das zu haben, was man da eigentlich tut, kann auf Dauer ganz schön an den Nerven zehren. Eine rationale Erklärung gab es für das bunte Treiben der VW Szene ehrlich gesagt auch noch nie. Da nimmt man ein Auto, welches millionenfach vom Band gelaufen ist, baut monströse Motoren ein und verchromt jedes noch so verwinkelte Fitzelchen von Blech im Motorraum und fährt dann nicht bei Regen oder wolkigem Himmel (wer soll das jemals wieder sauber bekommen?).

Höhenangst bekämpfen

Man geht hin und beraubt das Auto seiner gut elf Zentimeter Bodenfreiheit mit denen man problemlos in jede Tiefgarage, über jeden Bordstein und durch jedes Schlagloch durchgekommen wäre und spricht vom Einbau eines Sportfahrwerkes...

(richtig sportlich fahren mag man aber aufgrund der Gefahr des Aufsetzens und der Beschädigung vom teuren Material damit aber nicht wirklich). Und dann mißachtet man auch noch die Regel der ungefederten Massen, welche einen riesigen Anteil an der Fahrdynamik eines jeden Automobils haben.

Gummianteil reduzieren

Statt der serienmäßigen Bereifung mit einem Vernunftanteil Gummi an einer moderat großen und bescheiden breiten Felge montiert man viel zu große und zu breite Räder an die Achsen, ruiniert sich die Fahrwerksgeometrie und ist womöglich auch noch dem "Tyre Stretch"-Wahn verfallen (ein bewußt zu schmaler Reifen auf einer entsprechend breiten Felge führt zu einer deutlich in die Breite gezogenen Reifenflanke und der damit verbundenen, sehr auffälligen Optik).

Aus der Masse abheben

Für all das gibt es keine vernünftige Erklärung. Aber wieso muss es die überhaupt geben? Tagtäglich werden in Politik und Wirtschaft von sogenannten "Volksvertretern" Entscheidungen gefällt, die Lichtjahre an den Bedürfnissen der Wählerinnen und Wähler vorbeigepeilt sind?

Ist es da nicht auch jedem einzelnen von uns erlaubt, aus der Montonie der Masse auszubrechen, indem man sich etwas auf die Räder stellt, wie man selbst es gerne hätte? Bar jeder Vernunft? Auch mit der Gewissheit, bestimmte Situationen mit seinem Automobil eben nicht mehr bewältigen zu können? Bei der Masse an Fortbewegungsmitteln auf Rädern ist es doch ein wahrer Segen, dass es immer Leute gibt (und geben wird), die ihr Hobby fernab von irgendwelchen rationalen Maßstäben der Vernunft ausüben. Nur weil´s Spaß macht.

Vereint, was nicht zusammenpaßt

Ein Vertreter dieser etwas extremeren Art ist der Franzose Geoffrey Desboeves. Mit seinem Golf 2 hat er bewiesen, daß man zusammenbringen kann, was eigentlich nicht zusammen paßt. Ob aus technischen oder moralischen Gründen, sei mal dahin gestellt. Schauen wir uns einfach mal die Tiefe seines Fahrzeugs an. Sicherlich erinnern sich die reiferen Semester noch an die 90er Jahre und die damals gängige Interpretation des Tunings. Man nehme einen Golf 1 oder 2, verpasse ihm 7 oder 8x13 Zoll Felgen (sehr beliebt waren die ATS Cup Räder) und bespanne die Alus mit 175/50 R13 Reifen. Einen beachtlichen Teil der Tieferlegung erzielt man so allein durch die "Go-Kart"-Räder.

Heute, nachdem wir das Millenium und seinen nicht existenten Bug hinter uns haben und schon zwölf Jahre nach dem Jahr 2000 abgehakt sind, geht man eher den anderen Weg. Möglichst große Räder sollen es sein, dafür darf das Verhältnis von Alu zu Gummi dann auch schon mal scharf in Richtung Null pendeln. Geoffrey kann davon ein Lied singen. Nachdem er die vier 17-Zöller, die sich einst einmal an den Achsen eines Mercedes CL drehten, hochglanzverdichtet und mit Lochkreisadaptern "gefügig" gemacht hatte, suchte er einen passenden Reifen, der sich nicht allzu sehr in den Vordergrund drängen würde.

Sparzwang dank Nankang

Fündig wurde er bei der Firma Nankang. Deren 165/40er Pneus sind dermaßen schmal, dass sie sich mit letzter Kraft zwischen den Felgenhumpen festkrallen können. Sozusagen ein vorbildlicher Tyre Stretch. Damit sich das Räderwerk auch nach der derben Tieferlegung durch ein KW Gewindefahrwerk problemlos unter den Radläufen drehen kann und es beim Lenken nicht schleift, zog und dengelte Geoffrey das Blech ein ordentliches Stück nach außen. Natürlich alles unter Beibehaltung der originalen Kante für größtmögliche Serienoptik.

Bitte die Sonnenbrille aufsetzen

Die G60-Bremsanlage sieht man hinter den großen Rädern zwar nicht, es ist aber angesichts der Power beruhigend, sie zu haben. Geoffrey rüstete das 1.8 Liter Aggregat nämlich mit einem Garrett T3 Turbolader aus. Über genaue Details schweigt sich der Franzose lieber aus, die 250 PS Marke dürfte aber geknackt sein. An Leistung mangelt es also nicht, an waffenscheinpflichtiger Optik aber auch nicht. Nahezu jedes Metallteil am Triebwerk wurde verchromt. Ventildeckel und Lichtmaschine glänzen ebenso wie die komplette Ladeluftverrohrung.

Die Kotflügelschrauben nahmen natürlich auch ein Galvanikbad. Der Kühlwasser-Ausgleichsbehälter fehlt und wurde im Kühler integriert. Die Batterie verschwand wie auch überflüssige Kabel von der Bildfläche. Das Areal um den Motor wurde geglättet, verzinnt und mit glatten Blechen verschlossen. Am liebsten würde Geoffrey die ganze Zeit ohne Haube fahren, das fände wohl aber selbst der toleranteste Gendarm nicht so prall.

Während der Fahrt erfreut sich der glückliche Besitzer lieber am edlen Duft des feinen Leders. Die Tierhaut (und es gibt einige Quadratmeter davon im Golf!) umspannt das Corrado-Gestühl ebenso wie das Armaturenbrett. Das Lenkrad steckte einst auf einer Caddy-Lenksäule.

An Geoffreys Golf stammen viele Teile von Mercedes. Er einte somit, was unvereinbar erscheinte. Performance hin oder her, Rundenrekorde auf der Rennstrecke wird sein Golf mit dem Show-Setup sicherlich nicht aufstellen. Muss er aber auch nicht, er sieht halt einfach nur unverschämt gut aus!

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: Golf 2

Baujahr: 1988

Motor: 1.8 "PG" G60, Umbau auf Garrett T3 Turbolader, Motorraum gecleant, Kühler mit integriertem Ausgleichsbehälter, Ventildeckel, Lichtmaschine und Ladeluftrohre verchromt, Spritzwasserbehälter, Scheibenwaschdüsen und Batterie entfernt

Kraftübertragung: Golf 2 G60 Getriebe

Auspuff: Teils Serie, teils Eigenbau Komponenten

Bremse: G60

Räder: Mercedes CL Schmiedefelgen in 7,5x17 ET46, hochglanzpoliert

Reifen: Nankang in 165/40 R17

Fahrwerk: KW Gewindefahrwerk

Karosserie: Radläufe rundum geweitet und gezinnt, rot lasierte Rückleuchten, Fadenkreuzscheinwerfer mit Xenon-Innenleben, Sicken unter den Rückleuchten gecleant, Heckklappe gecleant, Wischer, Griffleiste und Schloß entfernt

Innenraum: Caddy-Lenkrad, Corrado-Sitze, komplettes Interieur mit braunem Leder bezogen

ICE: Pioneer Headunit, Pioneer Lautsprechersystem und Verstärker, Basskiste im Kofferraum

49 Bilder Fotostrecke | Golf United – Hardcore Zweier 1.8 G60 Turbo : Hier wächst zusammen, was nie zusammen gehörte #01 #02

1 Kommentar

  • www.VW-Skoda.de

    Www.VW-Skoda.de

    Ein genialer Artikel, vor allem die Einleitung mit techn Details (über Sinn und Unsinn) die sonst nirgends erwähnt werden

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