Eine Evolution ging durch die belgische Tuningszene. Jahrelang waren wir von unseren indirekten, europäischen Nachbarn einen ganz bestimmten Tuningstil gewohnt, da brechen die Jungs auf einmal mit lieb gewonnenen Traditionen. Statt dicker Backen und Ballonreifen gibt es nun OEM+ Tuning satt aus dem Land der Flamen.

Etwas auf Pump, bitte!

Ja, war es nicht ein Bild für die Götter? Bis zur Schmerzgrenze aufgespleißte Radläufe umspannen Pneus, deren 215/35er Reifenflanke von überbreit schockierenden 10J-Felgen auseinander gespreizt wurde. Dazu komplett gecleanten Fahrzeugflanken, ohne Sicken, ohne Griff. Heckklappen und Hauben verlängert. Kurz, das gesamte Auto sah manchmal aus, wie mit flüssigem Kunststoff übergossen.

Nun gibt es Zeitgenossen wie den Autofan Steven van Assche. Steven verdient seine Brötchen als Karosseriebauer in einer belgischen VW/Audi-Werkstatt. So ganz nebenbei ist er auch noch herrlich autoverrückt. Als ein Kunde seinen 5er GTI gegen das Nachfolgemodell tauschte, sprang Steven sofort in die Bresche und übernahm die „Patenschaft“ für den freigewordenen Golf.

Tarnen, tricksen, täuschen

Die Pläne waren gross, die entsprechenden Taten folgten auf dem Fuss. Steht man heute vor dem Wagen, wähnt man einen waschechten R32 vor sich. Das ist das Ergebnis einer grösseren Teiletauschaktion, die Steven rund um seinen Golf startete.

Beide Stossstangen tauschte der VW-Freak gegen entsprechende R32 Teile aus. Das Heckteil verbaute er darüber hinaus vom US-Modell und sparte sich so das „Schrumpfen“ der Kennzeichenmulde. Der Kühlergrill stammt ebenfalls von „drüben“ und verfügt somit über keine Nummernschildvertiefung im sogenannten „Chromlätzchen“.

Custom Lack und OEM Body

Die Heckscheibe verlor überdies den Wischer und die Türen ihre Schlösser. Die selbst zusammengestellte Farbe (ein interessanter, gedeckter Grünton) übertüncht das serienmässige Blackmagic Perleffekt des GTI. Dabei regneten feinste Farbpartikel auch auf jene Teile nieder, die im serienmässigen Zustand nicht lackiert werden, konkret sind da beispielsweise die gecleanten GTI-Seitenschwellerverkleidungen zu nennen.

Für Steven stand von Anfang an fest, dass der Golf auf grossem Fuss rollen würde. Als kontrastierendes Gegenteil zur belgischen Tuninghistorie und deren Attributen breit und bauchig wählte er ein grosses Rad mit einer genügsamen Reifenbreite und eher diplomatischen Einpresstiefe.

Der Lochkreispapst hatte ein Einsehen

Gott sei´s gedankt dass Volkswagen und Mercedes seit der Generation Fünf des kompakten Megasellers den gleichen Lochkreis haben. Das macht die Auswahl gleich viel grösser. Steven entschied sich dann auch ohne Umschweife für ein wunderschönes, zeitloses AMG Fünfarmdesign in 8,5x20 ET43.

Auf Hochglanz gebracht und mit 225/30er Pirellis besohlt, brachten sie den Blechartisten gehörig ins Schwitzen. Zumindest, wenn man solch gewaltiges Schuhwerk in Verbindung mit einem ultratiefen, gekürzten H&R Gewindefahrwerk einsetzen will, kommt man um ein beherztes Kotflügelbearbeiten nicht herum. Gesagt, getan. Der perfekte Auftritt spricht Bände.

Dass optischer Aufritt das Eine, opulenter Antritt aber das Andere ist, hat sich nicht erst seit gestern herumgesprochen. Der 200 PS starke 2.0 TFSI ist wahrlich kein Kind von Traurigkeit, aber warum sollte man dem Knaben ein paar Extrabonbons versagen? Ein heisser Chip hievt den Vierzylinder über die 276 PS Marke und der Pipercross Luftfilter sorgt für das passende Ansauggeräusch. Um die andere Seite, nämlich das Auspuffen, kümmert sich ein eine Sportauspuffanlage inklusive Rennkat von Milltek. Die Endrohre sind, wen wundert´s, im R32-Look gehalten.

Im Innenraum kommt es dann wieder durch, das Bekenntnis zu den drei magischen Buchstaben GTI. Die optionalen Schalensitze in Leder/Stoff mit dem klassichen Karomuster haben es Steve einfach angetan. Ein Edition 30 Schaltknauf ziert das Interieur, das dank seiner passenden Abstimmung auch kaum den Einfluss von Fremdzubehör vertragen würde.

Firefox

Insgesamt brauchte Steven gerade mal zwei Wochen für die äusseren Veränderungen am GTI. Pünktlich zum Wörthersee war er fertig. Luxus-Navi RNS 510 inklusive. Das zeigte den Weg zum See und wieder zurück. Den Fuchs, der Steven bei einer Runde über die Alpenstrassen über den Weg lief, konnte es nicht vorhersehen. Eine Kollision später war Stevens GTI um eine zertrümmerte Frontschürze reicher.

Kurz Komplettierung des Umbauprojekt fand Steven einen neuen Besitzer für seinen GTI im R32-Trimm. Passend für die neue Saison schraubt der Belgier parallel an mehreren Projekten, von denen es eins sicherlich wieder rechtzeitig auf die Strassen schaffen wird. Wir dürfen mal gespannt sein, was es dieses Mal ist.

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Golf 5 GTI

Baujahr: 2005

Motor: 2.0 Liter TFSI, JD-Engineering Chip auf 276 PS und 412 Nm, Forge Motorsport Blow Off Ventil, Pipercross Luftfilter

Auspuff: Milltek Auspuffanlage mit Rennkat und R32-Endrohren

Räder: Mercedes AMG Räder, vollpoliert, in 8,5x20 ET43

Reifen: Pirelli P Zero Nero in 225/30 R20

Fahrwerk: H&R Gewindefahrwerk, sehr tiefe Variante

Karosserie: Kotflügel geweitet, Seitenschwellerverkleidungen vom GTI gecleant und lackiert, R32 Frontschürze, US-Grill, US-Heckstossstange vom R32, Heckwischer entfernt, keine Türschlösser, Scheinwerferwaschanlage entfernt, VW-Emblem im Grill vom 2008er Modell, Neulackierung

Innenraum: R32 Alu-Applikationen, Edition 30 Schaltknauf, GTI-Stoff/Leder-Recaroschalen, GTI Teppich

ICE: RNS 510 Navigationssystem und VW Surroundsystem nachgerüstet

Dank an: Meinen Bruder Bart, meine Arbeitskollegen, JD Engineering

46 Bilder Fotostrecke | Chrom und Flamen – OEM Golf 5 GTI im R32 Look: Wie ein braver GTI in nur zwei Wochen zum Fuchskicker wird #01 #02