Aus Brasilien nach Bayern importierter VW 1600 TL

„Spotzl“ mit Tuning-Motor und Tiefgang

Aus Brasilien nach Bayern importierter VW 1600 TL: „Spotzl“ mit Tuning-Motor und Tiefgang
Erstellt am 22. Februar 2018

Michael Voggenreiter ist von Berufs wegen in den neuesten Autos unterwegs, sitzt aber meist auf dem Beifahrersitz. Wer jetzt auf den Traumberuf Testfahrer, Test-Beifahrer oder Beifahrersitz-Tester tippt, liegt knapp daneben. Der 30-Jährige verdient seine Brötchen als Fahrlehrer und bringt jungen Menschen die Kunst bei, das Vehikel auf vier Rädern sicher durch den Straßenverkehr zu zirkeln. Manchmal landen auch ältere Fahrschüler in Michaels Fahrstunde. Das sind dann diejenigen, denen das Wissen um die Verkehrsregeln zufällig oder absichtlich abhanden gekommen sind und die jetzt ihre Kenntnisse auffrischen müssen.

Analoges Auto nach Feierabend: Der VW 1600 TL als Hardware-Reset


Wer die Neuwagenentwicklung in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß: Der Anteil an Assistenzsystemen, Elektronik und digitalen Helferlein nimmt zu, der Fahrer schlüpft immer mehr in die Rolle von „Erfüllungsgehilfen“. Lenkrad festhalten, Gas geben, bremsen. Wobei auch hier der Einfluss von Computergehirnen immer stärker wird. Ist man also tagein, tagaus mit Fluch und Segen von Bits und Bytes umgeben, hilft der Hardware-Reset nach Feierabend um wieder auf den Boden der guten alten Tatsachen zurückzukehren. Ein Auto, ganz ohne ABS, ESP, Abstandswarner, Fernlichtassistenten und den anderen „Schnickschnack“, der Autofahren heute so „einfach“ macht.

Kultblech organisierte den Import aus Brasilien


Da traf es sich gut, dass der Michael den Thomas Mayr kennt. Der Thomas kennt wiederum den Martin Mildenberger, beide zusammen haben sich unter dem Label „Kultblech“ auf Importe seltener Klassiker aus Brasilien in die hiesigen Gefilde spezialisiert. Also äußerte Michael den Wunsch nach einem Oldtimer mit H-Kennzeichen in Fastback-Optik, der ihn an sein Lieblingsauto, den Ford Mustang „Eleanor“ aus dem Kinohit „Nur noch 60 Sekunden“ mit Nicolas Cage erinnert. Gesagt, getan, gefunden: Ein bordeauxroter VW 1600 TL aus dem Jahr 1971weckte das Interesse des Autofans. Einzig der 54 PS starke Motor im Heck sorgte nicht für Begeisterungsstürme bei Fahrlehrer Michael. „Damit kann man gegen Eleanor ja nur im Stand antreten“, mag er sich gedacht haben, doch Martin wusste, wie man den hadernden Kunden zufrieden stellt: Er versprach motorseitig eine kleine Stärkung und so wurde man sich handelseinig.

Super Originalzustand und originale Anleitung: Die VW-Karosserie ist unrestauriert

45 Bilder Fotostrecke | Aus Brasilien nach Bayern importierter VW 1600 TL: „Spotzl“ mit Tuning-Motor und Tiefgang #01 #02 Als der TL seine Reise über den großen Teich hinter sich gebracht hatte, ging es dem Originaltriebwerk wie versprochen an den Kragen. Das neue Herz pocht jetzt deutlich kraftvoller. Ein Typ 1 Motor mit allerhand feinen Zutaten wie Scat-Pleueln, Nowack-Nocke, AA-Performance-Kolben, 1-2-3-Zündung und 44er Weber Vergasern drückt seine 125 PS über ein 4-Gang-Getriebe auf die Hinterachse. Erleichterter Schwung und ein Kennedy Stage 2 Kupplungskit runden das Komplettpaket ab.

Tiefer TL: Rund 120 Millimeter weniger Bodenfreiheit bedeuten viel mehr Fahrspaß

Fahrwerksseitig ging es der erhöhten Bodenfreiheit mit Bilstein Dämpfern und Modifikationen an den Drehstäben an den Kragen. Die Vorderachse wurde gekürzt, die deutlich leistungsfähigere Bremse stammt jetzt von CSP und wartet mit einem 5/130er Lochkreis auf. Auf rund 120 Millimeter schätzt Michael die Tieferlegung, dank der die Felgen im beliebten „Fuchs-Design“ mit ihren 185/40er 17-Zoll-Gummis optimal zur Geltung kommen.

Leder und Wurzelholzflair der 70er Jahre dominieren den Innenraum

Der Innenraum durfte nach einer Aufbereitung weiterhin den Chic und Charme der 70er Jahre verströmen. Schwarzes Leder und Wurzelholzdekor passen einfach perfekt zusammen in dieses Auto und jede Änderung käme einer frevelhaften Handlung gleich. Lediglich eine Billardkugel als Schaltknauf gönnte Michael seinem neuen Spielzeug.

Unsichtbar und schnurrt wie ein Kätzchen: Der 125 PS starke Motor schiebt beträchtlich nach vorne

Was gibt es schöneres, als sich nach einem anstrengenden Arbeitstag voller Fahrschüler und Assistenzsystem im Fahrschulwagen in die Vintage-Ledersessel plumpsen zu lassen, den Zündschlüssel herumzudrehen und dem heiseren Brabbeln des luftgekühlten Triebwerks beim Erwachen zuzuhören? Michael genießt das Gefühl, so oft es geht. Einzig ein passender Spitzname für sein Gefährt, ähnlich wie „Eleanor“, ist dem VW-Fan aus Bayern noch nicht eingefallen. Michael, wie wäre es mit einem typisch bayrischen „Spotzl“ oder einfach nur.. „TL-eanor“?

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW 1600 TL

Baujahr: 1971

Motor: Umbau auf Typ1-Triebwerk, AA-Performance Kolben, Scat-Pleuel, Nowack-Nockenwelle, bearbeitete Zylinderköpfe, 1-2-3-Ignition Zündanlage, 44er Weber Vergaser, Mocal Ölkühler, Auspuff modifiziert, ca. 125 PS

Getriebe: 4-Gang, Kennedy Stage 2 Kupplungskit, erleichterter Schwung

Fahrwerk: Drehstäbe verstellt, Bilstein-Dämpfer, gekürzte Vorderachse, ca. 120 Millimeter tiefer

Räder: Fuchs-Design Felgen in 7x17 Zoll

Reifen: 185/40 R17

Bremsen: CSP-Bremse, umgebaut auf 5x130er Lochkreis

Karosserie: Originalzustand, Bordeauxrot

Innenraum: originale Ausstattung mit schwarzen Ledersitzen und Wurzelholzdekor, Billard-Schaltkugel

 

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