Wie wichtig die Wahl der richtigen Basis bei einem Tuningprojekt sein kann, musste Lars Brunner schmerzvoll am eigenen Leib erfahren. Vor sechs Jahren kam dem verheirateten Familienvater die Idee zum Umbau eines Audi A4 B5 zum Selbstbau „RS4“. „Der entscheidende Fehler damals war, dass ich einen frontgetriebenen 1.8T als Basis genommen habe“, gibt Lars heute zu. Mit knapp 500 PS und zwei hoffnungslos überforderten Vorderrädern war fahrdynamisch kein Blumentopf zu gewinnen, ein Quattro-Umbau aufgrund der verschiedenen Bodengruppen nicht umsetzbar.
"Zweitwagen": Lars baute sein Projekt glatt noch einmal auf
Also biss Lars mehrere Male in den sauren Apfel und baute sein Traumauto ganz einfach noch einmal – diesmal allerdings auf einer Audi S4 Limousine basierend. Wir wissen bereits aus anderen Geschichten zu dem Thema, dass es alles andere als eine „Plug and Play“-Aktion ist, die Limousine auf die „Breitbau“-Proportionen des großen Bruders umzustricken. So standen die Kotflügel, sämtliche Türen und Stoßstangen auf der Abschlussliste. Das „Deja Vu“, welches Lars bei seinem Vorhaben begleitete, kam nicht von ungefähr. So galt es zum wiederholten Male, auch die hinteren Seitenteile herauszusäbeln und die neuen Blechtafeln einzusetzen. Ein Lied, das der Recklinghausener inzwischen souverän trällern kann.
Der Vorteil: Man wird mit jedem Mal erfahrener
Die RS4-Heckstoßstange wurde im oberen Bereich ausgeschnitten und mit dem Teil der Limousine zusammengeschweißt um die Ladekante anzupassen. Als der Body zum „Duschen“ bei der Autolackiererei Klein in Marl vorbeigebracht wurde, tüftelten die Spritzpistolen-Spezis einen tollkühnen Plan aus um das perfekte Lackfinish zu erhalten: Zwischen zwei Farbschichten vergingen sechs Wochen Zeit, damit der Lack optimal ausgasen konnte. Beim Zusammenbau kamen nur brandneue Dichtungen und neue original Audi-Verglasung zum Einsatz.
56 Bilder Fotostrecke | Audi "LaRS4" zum 2. Mal aufgebaut: Der Brummer von Brunner
Beim Fahrwerk vertraut Lars auf ein KW-Gewindefahrwerk in der Variante 3, das von XXX-Performance speziell nach seinen Wünschen zusammengestellt wurde. Zusätzlich verbaute man Achsschenkel vom RS6. Bei den Bremsen griff er auf die „Wave“-Bremsanlage eines Audi RS6 4G in den stolzen Dimensionen von 390mm an der Vorderachse, bzw. 356mm hinten.
RS6-"Wave"-Bremsen sorgen für reichlich Verzögerung
So große Bremsscheiben verlangten nach adäquaten Felgen und Reifen. Bei letzteren fiel die Wahl auf 235/30er Falken-Gummis in 20 Zoll. Sie schmiegen sich an das kühle Metall der 9,5x20 Zoll messenden, frontpolierten Alu-Schmiedefelgen vom Audi TT Turbo Concept.
Reichlich Carbon und Leder für den Innenraum
Bei INC Lederdesign tobte man sich in Sachen Innenraumgestaltung so richtig aus. Porsche Nappaleder und Porsche Alcantara lauteten die Eckdaten des Auftrags. Was nicht „gecovert“ wurde, konnte natürlich nicht original bleiben, blanker Kunststoff war verpönt. Die „Carbon Company“ in Berlin erhielt den Großauftrag, sämtliche Plastikteile mit Kohlefaser zu überziehen. Wenn Lars durchs Audi S5-Lenkrad schaut, blickt er auf ein originales RS4-Kombiinstrument. Die Vermittlung der elektrischen Signale zwischen Lenkrad und RNS/E übernahm Kumpel Christian. Die Auflistung aller modifizierten Innenraumteile würde den Rahmen dieses Artikels sprengen und fiele länger aus, als so manche Aufpreisliste deutscher "Premiummarken".
Das Ziel darf ein bißchen "mehr" sein: 650 PS stehen auf dem Wunschzettel
Besonders im Bereich des Sechszylinder-Herzens unter der Haube besteht laut Lars noch jede Menge „Luft nach oben“. Derzeit stemmt der modifizierte Motor rund 340 PS, eine 3,5 Zoll Auspuffanlage aus Edelstahl mit 76mm Downpipes erleichtert ihm dabei das Ausatmen. Carbon-Abdeckungen und Farbtupfer können sich sehen lassen. Geplant ist, dem Triebwerk in Zukunft einen umfangreichen Umbau angedeihen zu lassen. Ein neuer „AZR“-Motor mit TTE 700 Ladern steht ganz oben auf der Wunschliste für den weißen, bärtigen Mann mit rotem Anzug. 650 PS sollen dabei am Ende herauskommen. Wenn es ein paar mehr werden, schadet es auch nicht. Na und notfalls nimmt Lars die besten Teile aus seinem Audi und verpflanzt sie in ein neues, drittes Projekt. Übung hat er inzwischen ja schon genug.
Technische Daten
Fahrzeugtyp: Audi S4 B5
Baujahr: 2000
Motor: 2,7-Liter V6 Biturbo, 76er Downpipe, 3,5 Zoll Abgasanlage, Softwareabstimmung von Tunetec, S3 Blow Off Ventile, Echtcarbon-Abdeckungen, R8 Öleinfülldeckel und Kühlwasserausgleichsbehälterdeckel, Pipercross Luftfilter, rote Silikonschläuche
Getriebe: original
Fahrwerk: speziell angefertigtes KW Gewindefahrwerk V3, RS6 4B Alu-Achsschenkel inkl. Querlenker und Führungslenker, RS4 Traglenker, RS4 Stabi
Bremsen: vorne 6-Kolben „Wave“-Bremse mit 390 mm Scheiben vom RS6 4G, hinten 356er „Wave“-Scheiben mit umgebauten Sätteln, RS6 Stahlflexleitungen
Räder: Audi TT Clubsport Turbo Concept Schmiederäder in 9,5x20 ET21, vorne 15mm Distanzscheiben, hinten 10mm Distanzscheiben
Reifen: Falken in 235/30 R20
Karosserie: Umbau auf RS4 inkl. Kotflügel, Stoßstangen, Haube, Türen, Seitenschwellern und eingesetzten original RS4-Seitenteilen hinten, Kotflügelkanten vorne angelegt, Seitenblinker gecleant, Heckklappe und Schloss an Fahrertür gecleant, RS4-Kühlergrill, Wagner Lüftungsgitter ohne Nebelscheinwerfer-Öffnungen, Echtcarbon an Fensterdreiecken und B-Säulenverkleidungen, Neulackierung in Grau
Innenraum: Audi S5-Lenkrad, komplettes Interieur in Porsche Nappaleder und Porsche Alcantara gehüllt, Kunststoffteile und unzählige Cockpit-Parts mit Echtcarbon bezogen, RS4-Sitze, -Instrumente und -Schalthebel
Dank an: Christian Hahnen (Cum-Cartec), Mathias (INC Lederdesign), Johannes (Carbon-Company Berlin), Adrian (XXX Performance), Sascha (Tunetec), Autolackiererei Klein in Marl, dem kompletten tfnr.sh – Tiefenrausch Forum
1 Kommentar
Daniel Balzert
27. März 2018 17:50 (vor über 7 Jahren)
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