Wenn der "Schöne Heinz" mit dem "Blauen Klaus" .....

Historische Renn-Sciroccos von KWL-Motorsport siegen zum zwöften Mal beim Klassik-Rennen auf der Nordschleife

Wenn der "Schöne Heinz" mit dem "Blauen Klaus" .....: Historische Renn-Sciroccos von KWL-Motorsport siegen zum zwöften Mal beim Klassik-Rennen auf der Nordschleife
Erstellt am 28. Mai 2009

Die letzten Sonnenstrahlen küssen den Asphalt am Freitagabend auf dem Nürburgring. Ein Vorbericht im Auto-Radio zum 24-Stundenrennen stimmt auf das bevorstehende Großereignis auf der Nordschleife ein, während es an der Döttinger Höhe nur noch im Schritttempo vorwärts geht. Grund sind Menschenmassen und Autokolonnen.

Schon Tage vor dem Start des Eifelklassikers feiern die Motorsportfans hier ihre Partys: Breitscheid, Brünnchen oder Schwalbenschwanz - überall inmitten von Autos, Zelten und Wohnwagen riecht es nach Bratwurst, Bier und Lagerfeuer. Die Stimmung in der "Grünen Hölle" ist euphorisch. "Das ist die beste Veranstaltung des Jahres. Motorsport pur", lacht Friedrich Meier. Er kommt seit acht Jahren an den Ring. "Voll super und immer Party, nette Leute", freut sich auch Gesine Jauns auf das Rennen am Samstag. Mit der ganzen Familie im Wohnmobil ist sie aus Flensburg angereist.

Nirgendwo anders polarisiert Motorsport so sehr, wie beim 24-Stunden-Klassiker an der Nordschleife. Und es sind die unterschiedlichen Zuschauer-Typen, die das Eifel-Event jedes Jahr prägen. Der "Stammtisch Grüne Hölle" hat sich ein eigenes Baugerüst mitgebracht. Auf der oberen Plattform thronen die fünf Männer auf einem grünen Ledersofa und beobachten sich den Streckenabschnitt Brünnchen aus ihrer "VIP-Loge" an. Viele haben sich bequem ihre Liegestühle direkt an den Zaun zur Piste gestellt. Ganz hart gesottene wiederum verfolgen die vorbeirasenden Boliden im Schlafsack mit Chips-Tüte in der Hand.

Aber auch im Fahrerlager wird zünftig gefeiert. Der schöne Heinz und der blaue Klaus sind mit von der Partie. Die Renn-Sciroccos von KWL-Motorsport sind 34 beziehungsweise 29 Jahre alt und werden im Klassik-Rennen starten. "Wir haben den Autos Namen gegeben, weil sie eine Geschichte haben", erklärt KWL-Chef Rolf Krogel. Renn-Veteran Heinz Stüber gilt teamintern als etwas eitel. "Auch wenn der Stübi das nicht gerne hört", erklärt Krogel und fügt lächelnd an: "Darum nennen wir sein Auto den schönen Heinz." Den anderen Scirocco lenkte einst Goodyear Testfahrer Georges Bleu. "Weil blauer Georg aber nicht passte, machten wir daraus eben den blauen Klaus", so Krogel weiter.

Die Dämmerung bricht herein mit kühler Luft. Während seine Mannschaft im Zelt bei Currywurst und Bier zusammen sitzt, schlendert Rolf Krogel alleine um seine historischen Sciroccos herum. Er scheint mit den Youngtimern zu reden. Schon elf Mal haben seine Autos den Sieg geholt. Der Zwölfte soll folgen. "Das macht er immer vor einem Rennen. Die Autos sind seine Schätze", erklärt einer der Mitarbeiter. Die guten Wünsche scheinen genützt zu haben. Denn souverän siegen die Krogel-Renner am Samstag-Vormittag.

So war die Bühne bestens präpariert für einen weiteren Hauptdarsteller des Wochenendes. Der neue Scirocco R feierte seine Weltpremiere am Ring. Zusammen mit historischen Sciroccos, Golf GTIs, dem Pikes Peak Flitzer und Wörtherseestudien vergangener Jahre, ging es für das neue VW-Modell zur Ehrenrunde auf die Nordschleife. Frenetisch bejubeln die 200.000 Fans den Korso. VW-Flaggen werden geschwenkt, Applaus und hochgereckte Daumen. So verfliegen die 21 Kilometer auf der Traditionsstrecke viel zu schnell. "Wir könnten die Strecke glatt noch einmal fahren", schwärmt Frank Schützendorf. Er lenkte einen R32 bei der Parade und fuhr Anfang der 70er Jahre erfolgreich im Escort-Pokal.

Um ein Uhr morgens ist das Rennen neun Stunden alt. In der Eifel herrscht Verkehrschaos. Viele Zuschauer besuchen mehrere Streckenabschnitte, um den Motorsportklassiker von jedem staubigen Hügel zu verfolgen. Am Morgen zeugen haufenweise Bierflaschen und glühende Feuerstellen an der "Hohen Acht" von der wilden Motorsport-Party. Wer nicht auf einer Luftmatratze liegt, oder im Wohnwagen ausschläft, steht am Zaun und verfolgt das Renngeschehen. Überall gute Laune und Gelächter. Die ersten packen schon ihre Sachen und machen sich auf den Heimweg. Wieder Staus bis zur Autobahnauffahrt in Euskirchen. Aber im Radio verfolgen es wohl alle: Den vierten Sieg von Manthey-Racing und das gute Ergebnis der besten drei Volkswagen-Sciroccos auf den Plätzen 15, 17 und 20.



Von Tim Westermann

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