VW Motorsport vor Comeback 2023?

Wie Volkswagen in den Motorsport zurückkehren könnte

VW Motorsport vor Comeback 2023?: Wie Volkswagen in den Motorsport zurückkehren könnte
Erstellt am 18. November 2022

Es ist ruhig geworden um die Marke Volkswagen im Motorsport. Nachdem das Thema im Zuge der Elektrifizierung der Marke Ende 2020 vom Vorstand begraben wurde, ist Volkswagen im Motorsport bis auf wenige Privatiers komplett verschwunden. Nun könnte ein Comeback möglich werden. Die Gründe: Ein neuer VW-Boss und freie Kapazitäten durch die Porsche-Pleite in der Formel 1. Wir spekulieren mal ein wenig.

Erfolgsverwöhnte Wolfsburger

Das waren noch Zeiten! Volkswagen blickt im Motorsport auf eine glorreiche Vergangenheit zurück. Vor allem im Rallyesport waren die Wolfsburger (oder genauer gesagt die Hannoveraner, denn dort saß die Motorsport-Abteilung) extrem erfolgreich. Egal ob bei der Dakar oder später in der Rallye WM – Siege und Titel fuhr man in Serie ein. Das Gleiche gelang in der Rallycross-WM. Aber auch auf der Rundstrecke konnte man mit dem Golf GTI TCR viele Erfolge feiern. Das ist aber alles Geschichte, denn Ende 2020 zog der Vorstand im Zuge des Elektro-Wahns der Marke sang- und klanglos den Stecker und löste die VW Motorsport GmbH komplett auf. Seitdem schlummert das Thema im Dornröschenschlaf.

Der könnte jetzt nachhaltig gestört werden. Nachdem mit Oliver Blume ein neuer Vorstandsvorsitzender an die Spitze der Volkswagen AG trat, scheint sich der Wind gedreht zu haben. Blume gilt als moderner Manager mit offenen Ansichten, ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Diess, der sich blindlings auf das Thema Elektromobilität versteift hatte. Unter Blume wird sich im Konzern und bei der Marke Volkswagen vieles ändern.

Boss macht Hoffnung

Ob das auch das Thema Motorsport betrifft, ist noch offen. Zwar bekennt sich auch Blume zu den definierten und sehr ambitionierten E-Auto-Plänen von Volkswagen, doch führte der VW-Vorstandsvorsitzende aus, das e-Fuels eine sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität darstellen würden, weil sie „einen potenziell nahezu CO2-neutralen Betrieb von Ottomotoren“ erlauben würden. Das würde auch die Tür zu neuen Motorsport-Aktivitäten öffnen. Zudem fehlt das Thema Motorsport der Marke Volkswagen als Marketinginstrument, um die sportlichen Modelle zu vermarkten. Schließlich brauchen GTI & Co. ihre sportliche Gene aus dem Racing, um sich als echte Sportskanonen präsentieren zu können. Die alte Motorsport-Weisheit „Win on Sunday – sell on Monday“ – also frei übersetzt „Was am Sonntag gewinnt, wird am Montag verkauft“ – hat immer noch seine Berechtigung, zumal immer neue Zuschauerrekorde an den Rennstrecken zeigen, dass dieses Thema noch lange nicht aus den Köpfen der Leute verschwunden ist. Im Gegenteil!

Porsches F1-Traum geplatzt - Hoffnung für VW?

Im Konzern spielt das Thema Motorsport nicht zuletzt deshalb in den letzten Wochen eine große Rolle. Audi hat nach langem Zögern den Einstieg in die Formel 1 bekanntgegeben, zunächst als Motorenlieferant. Porsche wollte noch mehr und gleich das erfolgreiche Red-Bull-Team teilweise übernehmen. Bei Red Bull, wo man gerade eine eigene Motorenfabrik aus dem Boden gestampft hatte, schien man sehr interessiert, weil man direkt den Porsche-Motor selbst produzieren hätte können. Alles schien für die perfekte Traumhochzeit bereitet. Aber wie das bei solchen Hochzeiten manchmal ist, bekam der Bräutigam – in diesem Falle Red Bull – direkt am Altar noch kalte Füße und nahm Reißaus, weil die Braut – Porsche – doch noch rechtzeitig ihr hässliches Gesicht offenbart hatte. In Zuffenhausen war man nämlich nicht wirklich an einer gleichberechtigten Partnerschaft interessiert, sondern ließ durchblicken, dass man durchaus das Sagen und die Entscheidungsgewalt haben wollte. Das ging den Roten Bullen, die sich schon prinzipiell nichts vorschreiben lassen, dann doch deutlich zu weit, weshalb man die geplante Liaison kurzerhand kippte und den alten Partner Honda reaktivierte. Bei Porsche, wo man sich voll und ganz auf Red Bull und die dortigen Produktionskapazitäten verlassen hatte, schauten man dumm aus der Wäsche, da man keinen Plan B hatte. So wurde das Thema Porsche in der Formel 1 (wieder einmal) begraben.

Dies könnte eventuell die Chance für VW sein, sich wieder im Motorsport zu engagieren. Das für Porsche eingeplante F1-Geld muss ja schließlich irgendwie ausgegeben werden. Ob VW gleich den großen Schritt in die Formel 1 wagt, ist fraglich, aber nicht ausgeschlossen. Dass die F1 ab 2026 mit dem neuen Motoren-Reglement auf reine E-Fuels setzt, passt exakt in die von Oliver Blume ausgegebene Strategie. Allerdings wäre der Zeitplan ziemlich knapp, auch wenn man eventuell die fertigen Porsche-Pläne adaptieren könnte.

Formel E als logische Konsequenz

Angesichts der engagierten Elektro-Plänen von VW würde aber auch ein Einstieg in die Formel E absolut Sinn ergeben. Dort hat Audi bereits den sprichwörtlichen Stecker gezogen, um sich voll auf die Formel 1 zu konzentrieren. Porsche ist zwar noch aktiv, glänzte bislang aber nicht mit großen Erfolgen. Volkswagen könnte sich hier profilieren und auf bestehende Strukturen zurückgreifen. Zumal Porsche demnächst auch mit einem LMDH-Prototypen in der Sportwagen-WM mitmischt und auf die Formel E gut verzichten könnte. Als einer der größten weltweiten Verfechter und Vorreiter der Elektromobilität MUSS die Marke Volkswagen eigentlich in der Formel-E-WM antreten, um weiterhin glaubhaft diesen Weg beschreiten zu können.

Back to the roots?

Denkbar wäre für VW auch eine Rückkehr in den Rallyesport. In der Weltmeisterschaft wird mittlerweile mit Hybrid-Boliden gefahren, was VW das nötige Feigenblatt hinsichtlich E-Mobility verschaffen würde. Noch interessanter in dieser Hinsicht wäre die Rallycross WM, die seit diesem Jahr voll-elektrisch unterwegs ist. Allerdings ist die Technik dort durch Einheitsteile sehr limitiert und für Hersteller nicht mehr groß relevant. Aus demselben Grund fällt auch die elektrische Rallyeserie Extreme E aus, da hier alle mit demselben Fahrzeug antreten.

Nur Audi und Porsche auf WM-Niveau - zu wenig?

Mit Audi in der Formel 1 sowie bei der Dakar und Porsche in der Sportwagen-WM sowie in der Formel E ist der Volkswagen-Konzern auf Top-Ebene eher dünn aufgestellt. Natürlich gibt es noch die Kundensport-Programme von Porsche, Audi und Lamborghini, die durchaus auch international sehr erfolgreich sind, aber das ist eben nur Kundensport und kein reinrassiger Werkseinsatz. Das Gleiche gilt für die Rallyefahrzeuge von Skoda und die TCR-Renner von Audi und Cupra. Volkswagen wäre hier eine absolute Bereicherung im Portfolio. Zudem muss man eigentlich als Global Player auch auf Top-Ebene Motorsport betreiben, um gegen die Kontrahenten bestehen zu können.

Das Problem an der ganzen Sache ist unter anderem, dass man die Volkswagen Motorsport GmbH vor zwei Jahren komplett abgewickelt und aufgelöst hat. Allen Mitarbeitern wurden andere Stellen im Konzern angeboten. Die Schlüssel-Figuren wie Chef Jost Capito haben sich allerdings längst andere Positionen außerhalb des Konzerns gesucht, im Falle Capitos als Teamchef des F1-Rennstalles Williams. Das alles jetzt wiederaufzubauen, kostet extrem viel Zeit und Geld. Es bleibt also spannend, ob Volkswagen in absehbarer Zeit in den Motorsport zurückkehrt.

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