Tracktest 2019er Kia Ceed GT

GTI-Jäger mit Spaß-Garantie

Tracktest 2019er Kia Ceed GT: GTI-Jäger mit Spaß-Garantie
Erstellt am 2. Februar 2019

Neben dem Shooting Brake ProCeed hat Kia gerade auch die sportlichste Version des Kompaktmodells Ceed vorgestellt - den GT. Wir haben den Renner auf der Rennstrecke bereits ausprobiert - und waren begeistert!

Ein neues Alphatier im Rudel?

Kompaktsportler erleben gerade einen regelrechten Boom. Ob nun der Platzhirsch Golf GTI, der Newcomer Hyundai I30 N oder etablierte Größen wie Renault Mégane RS oder Ford Fokus ST - fast jeder Hersteller hat (mindestens) einen solchen Athleten im Programm. Kia zieht jetzt mit dem Ceed GT nach. Wir haben ihm auf einer Rennstrecke nahe Barcelona einmal auf den Zahn gefühlt und erkundet, in wieweit er eine Alternative zu GTI & Co. sein kann.

Außen hui, innen auch!

Schon äußerlich erfüllt der Ceed GT die Anforderungen an einen Kompaktsportler. Neue, aggressivere Stoßfänger mit großen Lufteinlässen, stark konturierte Seitenschweller und ein Heckdiffusor mit zwei integrierten Endrohren zeihen in Verbindung mit dem Dachspoiler und den großen 18-Zoll-Rädern deutlich, dass hier das Topmodell der Baureihe am Werk ist. Sehr cool fanden wir den Wabengrill mit dezenter roter Hinterlegung. Das alles ist zwar auffällig, aber dennoch dezent verpackt und keineswegs krawallig. Im Innenraum verleihen Sportpedale und Einstiegsleisten aus Aluminium, vor allem aber das neue, abgeflachte Sportlenkrad und die famosen, seitenhaltstarken Sportsitze den gewünschten sportlichen Anstrich. Ansonsten verströmt das Interieur des Ceed GT - wie auch das des "normalen" Ceed - durch die feinen Materialien, das gelungene Design und die tolle Verarbeitung schon fast Premium-Flair. Die ganze Amarda von Assistenten, das tolle Soundsystem oder die Platzverhältnisse lassen wir hier erst einmal beiseite, diese sind identsich mit dem Kia Proceed GT, den wir bereits ausfüghrlich vorgestellt haben. Uns geht es heute ums Fahren!

Top-Reifen für Sportlichkeit

In der Boxengasse der kleinen, verschwiegenen Rennstrecke im Hinterland von Barcelona warten gut angewärmte Testwagen auf unsere Versuche. Zur Wahl stehen sowohl Schalt- als auch Doppelkupplungsgetriebe. Wir entscheiden uns zunächst für das 7-Gang-DCT-Getriebe. Zuvor werfen wir noch einen schnellen Blick auf die Reifen, die auf der Rennstrecke - und nicht nur da - eine entscheidende Rolle spielen. Hier wird sofort klar, wie ernst es Kia mit den sportlichen Ambitionen meint, denn alle Kia Ceed GT rollen serenmäßig auf Michelin Sport Pilot 4S Pneus, die nachweislich zum besten gehören, was man an Gummi kaufen kann. Die Voraussetzungen stimmen also schon mal.

Lenkung und Fahrwerk vermitteln extremen Fahrspaß

Die Sportsitze lassen sich sofort auf eine perfekte, renntaugliche Sitzposition einstellen. Wir stellen den Fahrprofilschalter auf "Sport", was sich aber nur auf die Klappenauspuffanlage und die Gasannahme auswirkt. Lenkung und Fahrwerk bleiben unverändert. Das ist aber auch gut so, wie wir schon auf der ersten Runde feststellen durften. Die direkter ausgelegte Lenkung agiert extrem präzise, mit geringen Haltekräften, aber trotzdem guter Rückmeldung. Man spürt jederzeit, was die Vorderräder machen, wann der Grip beginnt, abzureißen und den Beginn des Untersteuerns. Toll abgestimmt. Das gilt in gleicher Weise für das Fahrwerk. Selten ließ sich ein Fronttriebler derart leichtfüßig in die Kurven werfen. Hier macht sich die Abstimmungsarbeit von Alfred Biermann bemerkbar, der vor seiner Zeit beim Hyundai/Kia-Konzern bei BMW für die M-Modelle zuständig war. Es ist eine wahre Freude, wie sich der Ceed GT mit leichten Lastwechseln kontrolliert in die Kurven werfen lässt, dabei absolut kontrollierbar bleibt und eine saubere Linie erlaubt. Durch das bereits im Ansatz spürbare Untersteuern genügt es, die Lenkung leicht zu öffnen, um sofort wieder Grip zu haben. Das ESP lässt dem Piloten hier erstaunlich viele Freiheiten und greift bei diesen guten Streckenverhältnissen praktisch nie ein. Nur der Notbremsassistent übertreibt beim harten Anbremsen manchmal und verzögert die Fuhre fast bis zum Stillstand. Die Bremsen selbst sind über allen Zweifen erhaben, auch wenn sie nach einem harten Trackday sich geräuschvoll bemerkbar machen.

Der Motor spielt mit, trotz "nur" 204 PS

Bei all der Begeisterung über das Fahrwerk gerät der Motor fast etwas in den Hintergrund. Dabei macht der verbesserte 1,6er Turbo mit seinen 204 PS seine Sache wirklich gut. Mit tollem Ansprechverhalten und linearer Kraftentfaltung treibt er die Fuhre nach vorn, bei Bedarf in 7,4 Sekunden von 0-100 Km/h und bis zu einer Spitze von 230 km/h. Allein seine relativ geringe Leistung im Vergleich zu seinen Mitbewerbern macht sich auf der Rennstrecke bemerkbar, da haben andere Kollegen wie GTI oder i30N doch deutlich mehr Dampf an der Kette. Das DCT-Getriebe schaltet zwar schnell, reagiert auf der Rennstrecke aber nicht immer auf manuelle Impulse. Daher bevorzugen wir das knackig schaltende Sechsganggetriebe.

Auch abseits der Piste ein Spaß-Garant

Auf einer kleinen Testrunde durch das katalanische Land nach dem Tracktest fällt auf, dass der Ceed GT auch das Cruisen vorzüglich beherrscht. Allerdings würden wir uns hierfür dann doch ein adaptives Fahrwerk wünschen, denn was auf der Rennstrecke oder beim sportlichen Fahren so famos funktioniert, zieht beim gemütlich dahinrollen doch einige Härten nach sich. Das und der sehr künstlich klingende Ton des mit einem Soundprozessor arbeitende Klappenauspuffes sind aber auch schon die einzigen Kritikpunkte, die uns auffallen.

Tolles Paket unter den Kompakt-Sportlern

Ist der Kia Ceed GT nun ein echter GTI-Jäger? Die Antwort ist ein klares Jein. Um den genannten Konkurrenten wirklich gefährlich zu werden, fehlt ihm auf dem Papier doch eine ordentlicher Löffel Leistung. In der Praxis jedoch fällt der Leistungsnachteil kaum auf. Mit seinem leichtfüßigen, spielerischen Handling, der spontanen Kraftentfaltung und dem sportlichen Habitus taugt er durchaus zur Alternative für die Szene-Größen. Auf der Rennstrecke gibt es gar kaum einen, der ihm in Sachen Fahrspaß das Wasser reichen kann. Dazu kommt der faire Grundpreis von 28.590 €, in dem schon sehr viel Ausstattung steckt sowie die ungeschlagenen sieben Jahre Hersteller-Garantie. Ein tolles Paket, was Kia hier geschnürt hat.

Technische Daten:

Motor:Vierzylinder DOHC, Twinscroll-Turbo, Direkteinspritzung, Hubraum 1.591 ccm, Leistung 150 KW/204 PS bei 6.000/min, Drehmoment 265 Nm bei 1.500 - 4.500/min

Karosserie: Länge 4.310mm, Breite 1.800 mm, Höhe 1.442 mm, Leergewicht 1.386 kg, Zuladung 454 kg

Fahrleistungen: 0-100 km/h 7,4 sek (7,5 sek manuell), Höchstgeschwindigkeit 225 km/h (230 km/h manuell), Verbrauch nach WLPT 6,2 l/100 km (6,8 l/100 km manuell), Euro 6d-TEMP

 

 

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