VIDEO-Fahrbericht - Lackschuh oder Trekkingstiefel?

Skoda Karoq 2.0 TDI Style im Fahrbericht (2018)

VIDEO-Fahrbericht - Lackschuh oder Trekkingstiefel?: Skoda Karoq 2.0 TDI Style im Fahrbericht (2018)
Erstellt am 17. Juli 2018

Durch den Austausch von Konzerntechnologie und Mixen von Autoteilen im VW-Konzern hat sich bei vielen Käufern folgende Regel eingeprägt: Volkswagen ist top und am teuersten. Wer VW-Technik zum Discountpreis fahren will, schwenkt auf die günstige Tochter Skoda um. So weit, so gut. Doch frei nach Kanzler Adenauer gilt auch hier: Was interessieren die Regeln von gestern? Die Karten werden neu gemischt und das wird beim Skoda Karoq auch deutlich.

Wenn man zu einer festlichen Gala eingeladen wird, poliert man die Lackschuhe und holt den Anzug aus der Reinigung. Gesellt man sich dagegen zu einem Picknick auf einer Almhütte, wird man wohl eher die Trekkingschuhe schnüren und eine Outdoorjacke überziehen. Beides geht nicht, doch genau diese Quadratur des Kreises versucht der Skoda Karoq. Der Testwagen auf unserer diesjährigen Wörtherseetour, ein 110 kW (150 PS) starker Karoq TDI in „Style“-Ausstattung punktete in vielen Punkten mit seinen „Simply Clever“ Attributen – und versetzte uns doch so manches Mal in ungläubiges Staunen.

Unseren Fahrbericht als Video gibts hier

Mit sehr empfehlenswertem Sieben-Gang-DSG und Allradantrieb wirft unser Test-Karoq 34.690 Euro Basispreis in die Waagschale. Das knallige Rot hört auf den Namen Velvet-Rot Premium Metallic und schlägt mit 890 Euro zu Buche. Im Kontrast dazu stehen die großflächig unlackierten Kunststoffteile an Front und Heck, die das Äußere recht rustikal wirken lassen. Ein Optikpaket, das Abhilfe schaffen könnte, gibt es leider nicht zu bestellen – bestenfalls Radlaufverbreiterungen um die Seitenansicht etwas aufzulockern.

Voll-LED-Scheinwerfer und Top-Navi

Ansonsten ist unser Testfahrzeug mit vielen Dingen ausgestattet, die das Leben angenehm machen. Die LED-Hauptscheinwerfer (990 Euro) bekommen für ihr breites Lichtband bei Nacht in Verbindung mit dem Fernlichtassistenten (190 Euro) eine klare Kaufempfehlung. Die elektrische Heckklappe, hier als Bestandteil des Columbus Businesspakets inklusive 9,2 Zoll Touchscreen-Navi und weiteren Extras für 2.290 Euro Aufpreis, würden wir ebenfalls in diese Kategorie zählen.

Die neue Generation von Navigationssystemen ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Durch den Verzicht auf klassische Drehregler am Gerät greift die rechte Hand so manches Mal aus Gewohnheit ins Leere, muss man sich doch erst an die Bedienung ohne haptische Tasten am Display gewöhnen.

Wir nannten ihn "Knarroq"

Auch der elektrisch einstellbare Fahrersitz für 549 Euro hat seine Tücken. Bei der Verstellung knarzte und ächzte sich die Seitenwange stellenweise wie ein trockengelaufenes Türscharnier an der Mittelkonsole entlang und sorgte so manches Mal für Verwunderung beim verdutzten Fahrer, ja brachte dem Wagen zeitweise sogar den Spitznamen „Knarroq“ ein. Dafür boten die optisch attraktiven Sitze ausgezeichneten Langstreckenkomfort und machten im Innenraum ordentlich was her.

Doch es war nicht das einzige Mal, das wir vom Skoda Karoq hin- und hergerissen waren. Beispiel Materialauswahl im Cockpit. Haptisch und optisch unterhalb der Marke VW angesiedelt präsentiert sich eine Mischung aus perfekter, aber aus unserer Sicht sinnbefreiter Hochglanzanmutung rund um Wählhebel und Aschenbecher (sehr kratzempfindlich) und Tupperware-Charme in Reihe Zwei. Derart verwirrt, versucht der Karoq zu versöhnen, indem er uns beim Aussteigen ein Skoda-Logo in die Matschpfütze unterhalb der Vordertüren projiziert und so in der Dunkelheit vor feuchten Tretfallen warnt.

Es sind Detaillösungen wie die Kunststoffklammer fürs Parkticket an der A-Säule, die den Praktiker unter den SUV durchscheinen lassen. Oder die (aufpreispflichtige) Kofferraum-Wendematte, die auf Wunsch auch matschige Gummistiefel aufnimmt, ohne gleich das ganze Gepäckabteil einzusauen. Ebenfalls praktisch: Zahlreiche Gepäcknetze fixieren Kleinteile und verhindern wildes Hin- und Herschleudern im Kofferraum. Die Rückfahrkamera (350 Euro extra) bietet ein angenehmes Sichtfeld und erleichtert das Rangieren. Oder man überlässt die Arbeit gleich dem Parklenkassistenten (300 Euro), der den Karoq auch in engste Lücken souverän hineinzirkelt.

Mit etwas Anlauf auf Höchstgeschwindigkeit

Kommen wir zu den Fahreindrücken. Der 2-Liter-TDI geht in der Stadt und auf der Landstraße dank 340 Newtonmetern Drehmoment ausreichend spurtstark voran. Auf der Autobahn geht den 150 PS wiederum recht frühzeitig die Puste aus. Zwar ist der Karoq mit etwas Anlauf auch auf die werksseitig angegebene Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h zu bekommen. Deutliche Windgeräusche an der A-Säule sind ab rund 140 km/h zu vernehmen. Doch bereits leichte Steigungen zehren am Tempo und schlagen sich negativ im Verbrauch wieder.

Bei normaler Fahrweise ist der Diesel-Durst durchaus erträglich. 6,9 Liter zeigte die Verbrauchsanzeige am Ende der Testroute an. Die 18-Zöller lassen den Karoq recht straff abrollen, daher muss man mit dem etwas hölzernen Ansprechverhalten auf Querfugen und aufgebröselten Pisten leben. Somit kann auch der Kuli beim Kreuz für die optionalen 19-Zoll-Räder (530 Euro) ruhig stecken bleiben.

124 Bilder Fotostrecke | Lackschuh oder Trekkingstiefel?: Die Bilder zum 2018er Skoda Karoq TDI Fahrbericht #01 #02 Am Ende des Tests bleiben gemischte Gefühle zurück, als wir den Karoq wieder abgeben. Ja, er lässt sich unspektakulär fortbewegen, bereitet keine Sorgen und bringt den Besitzer zuverlässig ans Ziel. Aber sollte man das von einem Auto nicht grundsätzlich erwarten können? Besondere Emotionen haben wir bei der Fortbewegung nicht verspürt, dazu sind die 150 PS einfach zu unspektakulär zu Werke gegangen.

Das Platzangebot ist ordentlich, der Kofferraum ausreichend groß. Leider merkt man dem Wagen an, dass er in Sachen Verarbeitungsqualität und Dämmung unterhalb des großen VW-Bruders gehalten wird. Der TDI geht merklich knurriger zu Werke und lässt die Insassen seinen Gemütszustand stärker spüren. Um die Brücke zur Einleitung zu schlagen: Ein Schnäppchen ist der Karoq nicht. Der Preis für unseren Testwagen in der hier vorliegenden Ausstattung liegt bei 47.289,98 Euro. Da mussten wir kräftig durchatmen.

Technische Daten 2018er Skoda Karoq 2.0 TDI SCR 4x4

Motor: 1.968ccm 4-Zylinder Dieselmotor mit Common Rail Einspritzung und Abgasturbolader

Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.500 - 4.000 U/min, 340 Nm Drehmoment bei 1.750 – 3.000 U/min

Getriebe: 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe (DSG)

Fahrwerk: Elektromechanische Servolenkung, Federbeine mit Schraubenfedern mit Teleskopstoßdämpfern vorn, untere Dreiecksquerlenker, Gasdruckdämpfer und separate Federn hinten, Vierlenker-Hinterachse mit Einzelradaufhängung, Stabilisatoren vorn und hinten

Bremsanlage: Diagonal-Zweikreis-Bremssystem mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorn und Scheibenbremsen hinten, Komfort-Bremsassistent, elektronische Parkbremse

Felgen: Leichtmetallfelgen „Braga“ in 7J x 18 Zoll ET45 vorn und hinten

Bereifung: 225/50 R18 rundum

Länge: 4382 mm Breite: 1841 mm Höhe: 1607 mm

Fahrleistungen: 0 auf 100 km/h in 9,3 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h

ECE-Verbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 5,7/4,9/5,2 Liter (Herstellerangabe)

Leergewicht: 1.591 kg

Basispreis Testwagen ab: 34.690 Euro

Testwagenpreis inkl. Sonderausstattung: 47.289,98 Euro

Weitere Fahrberichte findest du hier

Since 2008 - Unser Fahrbericht-Archiv Die VAU-MAX.de-Fahrberichte im Überblick von 2008 bis 2022 Hier haben wir für Euch unsere VAU-MAX.de-Fahrberichte nach Herstellern und teilweise nach Modelljahren geordnet und zusammengeführt.

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