Elektro-Start-Up „Piech Automotive“ hofft auf 2024

Großer Name, kleine Stückzahl: Piech GT im Detail

Elektro-Start-Up „Piech Automotive“ hofft auf 2024: Großer Name, kleine Stückzahl: Piech GT im Detail
Erstellt am 5. Oktober 2021

Es war lange sehr ruhig um das neue Elektro-Start-Up Piech Automotive, das vor mehr als zwei Jahren auf dem Genfer Autosalon nicht nur durch seinen imposanten Familiennamen auf sich aufmerksam machte. Jetzt kommt der Schweizer Autobauer wieder an die Oberfläche und will 2024 liefern.

Und das sehenswerte Erstlingswerk, ein zweisitziges Elektrocoupé mit mehr als 600 PS, fährt zumindest auf dem Testparcours in Memmingen schon einmal ganz ordentlich für einen derart frühen Prototypen. Knapp drei Jahre haben die Schweizer nunmehr Zeit, den Piech GT in den rechten Serienzustand zu bringen. „Die ersten Fahrzeuge werden Mitte 2024 zu den Kunden kommen“, sagt Firmen-CEO Anton Piëch – Urenkel von Ferdinand Piëch. Und bei dem elektrischen Piech GT soll es nicht bleiben, denn in den Jahren 2025 und 2026 sollen nach dem elektrischen Sportcoupé zwei weitere Modelle folgen – ein Luxus-SUV und danach ein viertüriger Gegner für den Porsche Taycan.

Doch erst einmal heißt es, den 4,43 Meter langen Piech GT automobile Realität werden zu lassen. Nachdem sich die Firmenzentrale unverändert in Zürich befindet, zog die technische Entwicklung jüngst von München an den Flughafen Memmingen um. Das Unternehmen ist ein echtes Start-Up – entsprechend winzig die Belegschaft. „Wir haben am neuen Entwicklungsstandort Memmingen etwa 20 Techniker“, erläutert Chefentwickler Klaus Schmidt, lange Jahre bei BMW tätig, „dazu kommen rund 200 Entwickler, die von Zulieferern bei uns sitzen und die Projekte umsetzen.“ Genau so soll der Piech GT und seine Schwesterfahrzeuge schneller als die träge Konkurrenz der Großkonzerne entstehen.

Mehr als 50 Zulieferer sind tief in die Entwicklung einbezogen und sollen dafür sorgen, dass in den nächsten Monaten eine Testflotte von rund 15 Fahrzeugen entsteht. Die Produktion soll ab dem Jahre 2024 bei einem der großen Auftragsfertiger stattfinden. Hier ist das bekannte Trio aus Valmet, Magna und Nedcar im Gespräch, wobei die Schweizer mit Blick auf minimale Kosten und maximale Flexibilität trotz der nicht mehr als 10.000 Fahrzeuge pro Jahr in den drei geplanten Baureihen auf zwei Firmen setzen wollen. Im ersten Produktionsjahr 2024 sollen 1.200 Fahrzeuge vom Auftragsband in alle Welt exportiert werden. Mittelfristig hält Firmen-Chef Toni Piech auf eine Fertigung im Heimatland Schweiz für möglich.

Das erste Modell ist mit dem Piech GT ein überaus sehenswertes Sportcoupé, irgendwo angesiedelt zwischen Aston Martin DB11, Audi E-Tron GT und Mercedes AMG GT. Zielpreis: knapp 200.000 Euro – Zielgewicht: unter 1,8 Tonnen. Dafür gibt es drei identische Elektromotoren (einer vorne, zwei hinten), 70-kWh-Akkupaket, 450 kW / 611 PS, 500 km Reichweite und 250 km/h Spitze. Fast schon üblich für einen Elektrosportler: 0 auf Tempo 100 in weniger als drei Sekunden.

Die Pouch-Akkuzellen hat Piech in enger Abstimmung mit einem europäischen Zulieferer selbst entwickelt und lässt das Batteriepaket ebenfalls als Auftragsarbeit fertigen. Dabei wäre auch denkbar, die Akkus an externe Firmen zu verkaufen und so selbst Zulieferer zu werden. Die Plattform mit variablem Radstand (2,62 und 3,02 Meter) und einem Batteriepaket in T-Form bietet durch seine verschiedenen Module die Möglichkeit, mit überschaubarem Aufwand, den Viersitzer oder den SUV zu fertigen. „Wir könnten damit bis zu 50 verschiedene Varianten machen“, erläutert CTO Klaus Schmidt und steigt in den GT-Prototypen, „so viele sollen es natürlich nicht werden.

Doch mit Radstand, Dachform und sogar verschiedenen Antriebsarten haben wir alle Möglichkeiten für Cabrio, Targa, Spyder, SUV oder einen Shooting Brake.“ Vertrieben werden sollen die Piech-Modelle rein online mit entsprechender Individualisierung und einer imposanten Markenwelt, die die 60 geplanten Stützpunkte verbreiten sollen. Mit Europa ist es damit längst nicht getan, denn die Elektromodelle werden ebenso in Nordamerika, Asien und den Emiraten angeboten.

Das mag allemal überraschen, denn auch wenn sich Piech Automotive als echte Elektrofirma sieht, erlaubt die flexible Bauform der Bodenplatte auch die Montage von Wasserstofftanks nebst Brennstoffzelle hinter der Fahrgastzelle oder ein quer eingebauter Sechszylinder, der als Powerhybrid dient und von Elektromotoren unterstützt wird. Das zentrale Elektromodell hat nicht nur den 70-kWh-Akku, sondern auch eine imposante Ladegeschwindigkeit.

So soll die Batterie in weniger als fünf Minuten wieder bis auf 80 Prozent erstarken. Aufgeladen wird über einen eigenen Ladestecker im Heck, das nach der Premiere der Konzeptstudie Piech Mark Zero deutlich überarbeitet wurde und mit dem umlaufenden LED-Lichtband markiger als bisher ist. Wenn der eigens entwickelte Piech-Lader nicht verfügbar ist, kann auch an einer CCS-Schnellladesäule nachgetankt werden. Über den Ladestand informiert nicht nur das Display im puristischen Innern des Elektrosportlers, sondern auch das umlaufende LED-Band am Heck.
Nicht der einzige gute Einfall des Piech-Teams.

Stefan Grundhoff; press-inform

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