13 Monate jung und schon ein Pflegefall. Was man als VW Golf 7 Fahrer so alles erleiden kann, hat unser Kollege Igor Vucinic einmal auf den Punkt gebracht. Mit seinen 21.000 Kilometern auf dem Tacho hat sein 150 PS TDI mehr Werkstätten gesehen als so manches Taxi. Sage und schreibe ein knappes Dutzend mal stand der 2013er Siebener beim VW-Service zur Nachbesserung. Ein planmäßiger Service war jedoch bislang nicht fällig.
(K)ein Stern, der einen guten Namen trägt
Mein Golf 7 wurde offenbar unter keinem guten Stern gebaut. Schon am Tag der Werksabholung ging so einiges schief. Zuerst wartete ich über eine Stunde länger als geplant auf den großen Moment, dann vergaß man auch noch, die vor Ort gekaufte LED-Kennzeichenbeleuchtung einzubauen. Man vergaß auch, die vor Ort gekaufte LED-Kennzeichenbeleuchtung in den Kofferraum zu legen. So fuhr ich nach Hause und das Zubehör blieb unbemerkt in Wolfsburg liegen. Ein Telefonat und ein paar Tage später hatte ich die Leuchten im Briefkasten und schnell einen Termin beim freundlichen VW-Händler ausgemacht. Meine Frau scherzte noch: Das Auto ist erst ein paar Tage alt und Du musst schon in die Werkstatt! Was damals niemand wusste: Sie sollte mit ihrer Vorahnung Recht behalten.
Schiefe Türen und ein Knick in der Optik: Das war nur der Anfang
Was ich in der Aufregung bei der Abholung vergessen hatte, zu kontrollieren: Die Türen waren schlecht eingepasst und das äußere Fenstergummi hatte einen Knick, wie von einem Einbruchsversuch. Es war ein einer denkbar schlechten Stelle zusammengefügt worden, der Versatz war deutlich sichtbar. Also nix wie hin in die Werkstatt. Die konnte das benötigte Teil allerdings gar nicht gleich beim ersten Versuch einbauen, da der gelieferte Ersatz noch wesentlich schlimmer aussah, als meine Originaldichtung.
Eine vergessliche Innenraumbeleuchtung und ein kaputter Blinkerhebel
Es sollte nicht der letzte Termin werden, den ich in der Werkstatt haben würde. Im Laufe der Zeit kamen immer neue Macken hinzu. Die Optionen für die Fußraumbeleuchtung etwa. Eingestellt und eingespeichert, stand die Helligkeit nach einem Fahrzeugneustart wieder auf einem anderen Wert. Ein Update sollte Hilfe schaffen, durchzuführen natürlich in der Werkstatt.
Der Blinkerhebel entschied sich dann auch vorzeitig und bei einem Kilometerstand von wenigen tausend, seine automatische Rückstellfunktion sporadisch zu verweigern. Einmal tauschen bitte..
Der Abstandswarner: Warnt gelegentlich auch ohne Hindernis
Begeistert von den Möglichkeiten der automatischen Distanzregelung ACC wollte ich dieses Extra auch unbedingt in meinem Golf haben und kreuzte die Option an. An sich arbeitet das System ja auch super. Nur ab und an hat es das Bedürfnis, vermeintlich vor dem Auto befindliche Gegenstände, mit einem lauten Fiepton untermalt, anzukündigen und mich davor zu warnen. Das passiert wahllos und unter nicht reproduzierbaren Bedingungen, jedoch stets als Fehl-Alarm. Es befindet sich nichts vor dem Auto, wovor man gewarnt werden müsste. Weder ein anderes Auto, noch ein Tier, Gegenstand oder ähnliches. Der Schreck ist jedes Mal vorprogrammiert, ein Fehler nicht ermittelbar. Wie auch? Das Problem tritt nämlich völlig zufällig und bar jeden Schemas auf. Die Werkstatt kann nichts finden, da sich dieser Fehler nicht reproduzieren lässt.
Schleif, Du Lenkrad!
Schleifgeräusche aus dem Bereich des Lenkrads sind übrigens auch sehr angenehm als Zeitvertreib geeignet. Bis man nämlich lokalisiert hat, woher sie stammen und wann sie auftreten, kann schon mal eine ganze Weile an Zeit vergehen. Wird natürlich alles behoben, in der Werkstatt, wofür man wieder einen Termin benötigt..
Fehler Getriebe? Dabei ist das DSG doch eine prima Wahl
Beim Kilometerstand von 14.900 lässt sich mein Golf mal etwas Neues einfallen. Statt nach dem Druck auf die Start/Stopp-Taste einfach anzuspringen, unternimmt er zwar den Versuch geht aber aus und zeigt in der MFA Fehler Getriebe an. Beim nächsten Versuch springt der Wagen wieder an. Ich fahre schnurstracks in die Werkstatt, wo man mich inzwischen wohl schon besser kennt, als alle anderen Kunden. Der Fehlerspeicher wird ausgelesen, es ist auch etwas hinterlegt, aber so richtig wird niemand daraus schlau. Zumindest wird ein neuer Termin abgemacht.
Nachdem mein Golf also wieder mal einen Tag in der Werkstatt verbracht hat und man die Schlüssel angelernt hat (der Fehler wird in der Wegfahrsperre vermutet), versuche ich, unserer angeknacksten Beziehung etwas Gutes abzugewinnen. An sich ist der Golf 7 ja wirklich ein tolles Auto. Er fährt sich super, der TDI-Motor ist durchzugsstark und mit seinen 150 PS ordentlich im Futter. Wenn nur diese ewigen, zeit- und nervenraubenden Macken wären..
45D4: Diverse Maßnahmen zur Fehlerbehebung
Zwischendurch wurde die Qualitätssichernde Maßnahme 45D4 durchgeführt. Diese beinhaltet diverse Fehlerbehebungen, je nach Ausstattung und Motorvariante. Die elektronische Parkbremse bekam ein Update, die Diesel-Rücklaufleitung wurde ersetzt und diverse andere mögliche Maßnahmen. Wann bekomme ich eigentlich die Maßnahme, die sämtliche Mängel an meinem Auto behebt!?
Gammel am VW-Zeichen: Was für ein Omen ist das nochmal?
Der Getriebefehler mit den Schlüsseln scheint sich jetzt beruhigt zu haben, da erblicke ich nach der Autowäsche schon das nächste Kuriosum: Das VW-Emblem an der Heckklappe ist korrodiert. Es sieht so aus, als wäre die Chromschicht an mehreren Punkten von etwas unterwandert worden. Rost, Korrosion, was auch immer: Ich bin schockiert. Auf dem Dachboden liegen noch alte Golf 2 Embleme, die sehen besser aus als das das Heckklappen-Emblem meines 10 Monate alten Siebeners. Also wieder ab in die Werkstatt und einen Termin ausgemacht.
Fehler Getriebe diesmal in der Deluxe Variante und gleich zwei Mal.
Wenige Wochen später, es ist genau ein Tag vor der Abfahrt an den Wörthersee und ich tätige gerade die letzten Einkäufe, kriege ich wieder eine Ohrfeige. Beim Versuch, den Golf anzulassen, orgelt der Anlasser bestimmt gute 15-20 Sekunden herum, ohne den Wagen starten zu können. Erst dann bricht die Elektronik ab. Fehler Getriebe leuchtet mich aus der MFA an. Ich deute darin vielmehr den ausgestreckten Mittelfinger eines fies grinsenden Fehlerteufels, der mir das Leben zur Hölle machen will. Neuer Versuch, Start-Knopf drücken, orgel-orgel-orgel-orgel.... Und wieder geht das so, bestimmt 15 Sekunden lang.
Hektisch suche ich nach dem Handy, will das Kuriosum filmen. Doch ehe ich es schaffe, bricht der Wagen den Startversuch erfolglos ab. Ich mache vorsichtshalber ein Foto. SAFE ist darauf zu sehen, anstelle der Tageskilometer. Okay, jetzt filme ich und drücke den Knopf - da springt der Golf problemlos an. Schnell in die Werkstatt. Dort kann man mir auch nicht helfen, der Wagen muss mal wieder einen Tag lang dableiben. Zähneknirschend lege ich den Werkstatttermin sofort nach der Rückkehr aus Österreich fest. Und bete, dass ich heil hin- und zurückkomme.
Vielleicht sind die KESSY-Schlüssel einfach nur vergesslich?
Kurz: Es gab keine Vorfälle, der besagte Termin hat nichts neues ergeben (außer erneutes Anlernen der vergesslichen Schlüssel). Ich bin inzwischen stocksauer und frustriert und fahre weiterhin mit der Gewißheit, keine Gewissheit zu haben. Der Fehler ist möglicherweise noch da, er hat sich vom ersten zum zweiten Mal gesteigert aber weg ist er nicht. Das ist so, wie wenn man mit verbundenen Augen eine Fliegenklatsche benutzen würde.
Jetzt spinnt zur Abwechslung auch noch das Navi.
Auf dem Heimweg vom So.Ga-Treffen sorgt ein neuer, bisher nicht aufgetretener Fehler für neuen Frust. Das Navi stürzt ab, bzw. friert ein, bzw. was auch immer. Jedenfalls ist der Bildschirm dunkel, nichts rührt sich. Die Uhrzeit in der MFA ist ebenfalls eingefroren, wird aber angezeigt. Mein Gegenüber, mit dem ich zu dem Zeitpunkt telefonieren wollte, hat den gestarteten Anruf aber offenbar entgegennehmen können. Zumindest werde ich gefragt, warum ich nichts gesagt habe.
Ausweg Garantieverlängerung? Ab dem 25. Monat darf man für die Behebung der Macken auch noch selbst bezahlen...
Der Wagen ist nun 13 Monate alt und stand in dieser Zeit nicht ein einziges Mal wegen einer Inspektion oder ähnlichem in der Werkstatt immer nur wegen diversen Macken. Und da es oftmals keine eindeutigen Fehler waren, lässt sich auch nicht mit Sicherheit sagen, ob diese überhaupt behoben wurden. Es verbleiben noch 11 Monate der Werksgarantie, 11 Monate Zeit zum herumprobieren. Was danach kommt, mag ich mir gar nicht ausmalen. Die Kundenbetreuung meint dazu lapidar, eine Wandlung komme nicht in Frage da die Mängel ja behoben wurden. Offenbar hat der zuständige Mitarbeiter das Anschreiben gar nicht gelesen, sondern nur eine "Copy & Paste"-Antwort ins E-Mail-Programm einkopiert. Achtung, Ironie: Gottseidank bleibt ja noch die Option der Neuwagen-Anschlussgarantie. Da mein Golf mehr als 103 kW hat, wird es automatisch teurer als beim Grundmodell. Nur mal so zum Verständnis: Ein Basis-Golf 7 mit 110 kW Motorleistung zahlt eine höhere Prämie für die Garantieversicherung als ein bis unters Dach mit anfälliger Elektronik vollgepackter Golf 7 mit 105 PS. In der entsprechenden Kilometer-Kategorie würde mich die Garantieverlängerung fürs dritte Jahr 262 Euro kosten. Nimmt man das dritte und vierte Jahr zusammen, liegt man bei 744 Euro. Oder umgerechnet 31 Euro pro Monat! Die Jahre 3, 4 und 5 zusammen gekauft, liegen bei schlappen 1361 Euro oder eben rund 38 Euro pro Monat.
Text & Fotos: Igor Vucinic
7 Kommentare
Klaatu
16. Januar 2018 11:02 (vor über 7 Jahren)
Torsten69
24. Mai 2017 15:16 (vor über 7 Jahren)
Marcel Clemen
2. März 2017 10:06 (vor über 8 Jahren)
Cinar
29. September 2016 07:59 (vor über 8 Jahren)
Schnuffi
31. März 2016 22:20 (vor über 9 Jahren)
Josef.dangel@gmail.org
30. März 2016 19:31 (vor über 9 Jahren)
Www.VW-Skoda.de
23. Juni 2014 12:25 (vor über 10 Jahren)
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