Der Sieg des Ferdinand Piëch

Porsche eine Volkswagen-Tochter - VAU-MAX.de wirft einen Blick auf den gesamten Machtkampf der letzten Jahre

Der Sieg des Ferdinand Piëch: Porsche eine Volkswagen-Tochter - VAU-MAX.de wirft einen Blick auf den gesamten Machtkampf der letzten Jahre
Erstellt am 23. Juli 2009

Porsche wird die zehnte Marke unter dem Dach des Volkswagenkonzerns. Darauf haben sich heute die Eigentümerfamilien Piech und Porsche auf einer überraschend einberufenen Aufsichtsratssitzung in Stuttgart geeinigt. Die wohl wichtigste Personalie wurde auch schon entschieden. Wendelin Wiedeking, einst als Europas Manager des Jahres gefeiert, musste seinen Hut nehmen. Er wird ersetzt durch Michael Macht.

Der 48-jährige Maschinenbau-Ingenieur startete 1990 seine Karriere bei Porsche und ist seit 1998 Mitglied des Vorstandes Produktion und Logistik in Zuffenhausen.

Die letzte Schlacht ist geschlagen

Damit endet die seit 2005 tobende Übernahmeschlacht zwischen den beiden Traditionsunternehmen. Damals gab der Sportwagenbauer nämlich bekannt, mit rund 20 Prozent bei Volkswagen einsteigen zu wollen. „Unser Investment ist die strategische Antwort auf das Risiko einer feindlichen Übernahme von Volkswagen“, hieß es damals in einer Erklärung. Das Ziel einer angestrebten Aktienmehrheit wurde dementiert. Viele Werksangehörige begrüßten das Porsche-Engagement. „Besser ein deutsches Unternehmen beteiligt sich an VW, als irgendein Hedgefonds“, so die Urteile in der Belegschaft. Im Juni 2006 hatte Porsche Ambitionen, seinen Anteil am Wolfsburger Automobilkonzern auf 25,1 Prozent zu erhöhen.

Machtpoker mit hohem Einsatz

Zu diesem Zeitpunkt schon pokerten Porsche-Boss Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter mit sehr hohem Einsatz. Man ging leichtfertiger Weise davon aus, dass das seit 1960 bestehende VW-Gesetz vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben werden würde. Dieses eigens geschaffene Paragafenwerk nämlich sichert dem Land Niedersachsen mit seinem Aktienanteil von 20 Prozent ein Veto-Recht auf der VW-Hauptversammlung. Ministerpräsident Wulff zweifelte zu diesem Zeitpunkt an der Position von VW-Patriarch Piëch: Als VW-Aufsichtsratschef, Porsche-Aktionär und Porsche-Aufsichtsratsmitglied würde ein Interessenskonflikt vorliegen.

Im März 2007 holte Porsche dann zum entscheidenden Schlag aus. Zunächst sollten 31 Prozent gekauft werden. Der Sportwagenbauer dementierte immer noch eine angepeilte Mehrheit. Die Vermutung lag jedoch nahe, dass Porsche eine Beherrschung anstrebe. Den Beweis dieser Annahme lieferte Wendelin Wiedeking im September 2007, als er im Rahmen der IAA den Haustarifvertrag von Volkswagen mit seinen Mitbestimmungsregelungen öffentlich in Frage stellte. Im Oktober wähnte der Porsche-Chef sich auf der Siegerstraße, denn erwartungsgemäß wurde das VW-Gesetz vom Europäischen Gerichtshof gekippt. Einen Monat später wurde die Porsche Automobilholding SE gegründet. Sie hielt 31 Prozent der VW-Anteile.

Die Aktie schnellt über 1000 Euro Grenze

Nach einer weiteren Aktienerhöhung (auf 35,4 Prozent) im September 2008, kündigte Wiedeking eine Aufstockung des Paketes auf insgesamt 75 Prozent an. Die VW-Aktie schnellte kurzfristig auf einen Wert von mehr als 1000 Euro. Dann der Schock für Wendelin Wiedeking: Im November wurde die Neufassung des VW-Gesetzes durch den Bundestag bestätigt. Die Sonderstimmrechte des Landes Niedersachsen blieben. Zudem setzte die Finanzkrise dem Zuffenhausener Sportwagenhersteller massiv zu.

Mit Finanzkrise wurden die Karten neu gemischt

Die Zusammenarbeit zwischen VW und Porsche kann funktionieren, das zeigt nicht nur der "Volksporsche" 914.



Das neugefasste VW-Gesetz verhinderte Porsches Durchgriffsrecht auf das VW-Vermögen. Dieses Geld hatten Wiedeking und Härter aber fest eingeplant, um den Rest der VW-Aktien zu kaufen und die eigenen Schulden zu tilgen. Fazit: Wiedeking und Härter hatten sich verzockt. Im Mai 2009 kritisierte VW-Übervater Piëch die Übernahmestrategie von Porsche. „Wendelin Wiedeking war 15 Jahre lang gut für Porsche“, sagte Piëch. Für Insider war damit klar, welche personellen Planungen Piëch schon zu diesem Zeitpunkt im Auge hatte.

Weitere Kreditanträge Porsches, wie jener an die KfW-Bank, wurden abgelehnt. Der finanzielle Einstieg des Emirats Qatar wurde diskutiert. Der Tonfall zwischen beiden Traditionsunternehmen wurde rauer. „Das ist alles erlogen“, hieß es von VW-Seite am Rande des Sommerfestes der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Porsche hatte zuvor behauptet, Volkswagen hätte ihnen ein Ultimatum gestellt. Der SE-Holding hatte VW ein Angebot gemacht, 49,9 Prozent des Sportwagengeschäfts zu kaufen. So hätte Porsche einen Teil seiner Schulden tilgen können, die durch den gescheiterten VW-Einstieg angefallen waren.

Piëchs passende Philosophie

In Wolfsburg herrschte jetzt gute Stimmung in der Belegschaft. „Porsche und allen voran Wendelin Wiedeking hatten sich eine VW-Übernahme wohl etwas zu einfach vorgestellt. Jetzt ist er kläglich gescheitert“, sagte ein Mitarbeiter aus Halle 54. Viele seiner Kollegen konnten es im Übrigen nicht fassen, dass sich Wiedeking im vergangenen Jahr 80 Millionen Euro in die Tasche gesteckt hatte – trotz Krise. In Wolfsburg zählen die Werksangehörigen seit jeher auf Ihren Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. Ein anderer Produktioner bringt die Stimmung auf den Punkt: „Ferdinand Piëch ist immer für uns da gewesen. Er sichert unsere Arbeitsplätze – mit großem Einsatz.

Was die Zukunft bringt, weiß keiner. Fest steht nur, dass Piëch erneut einen Sieg errungen hat und seiner Philosophie treu bleibt: „In welche Familie man hineingeboren wird, kann man sich nicht aussuchen. Als Kapitalist sehe ich ein Kriterium: dass ich zwischen der Beeinflußbarkeit dessen, was ich ererbt habe, und der Weitergabe an meine Erben einen Zuwachs erreicht habe. Mehrwert zu schaffen, über die Inflation hinaus, das sehe ich als Lebensaufgabe“, sagte der VW-Patriarch einst in einem Interview.



Text: Tim Westermann

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