Harte Zeiten für die heimische Automobilindustrie

Nicht nur China ist das Problem

Harte Zeiten für die heimische Automobilindustrie: Nicht nur China ist das Problem
Erstellt am 15. Oktober 2024

Es sieht aktuell nicht gut aus für die Autoindustrie und besonders die europäischen Marken brechen so stark ein wie niemals zuvor. Doch die Gründe für den sinkenden Absatz sind nicht allein der Umstieg in die Elektromobilität. Harte Zeiten für die Autobranche – wohl die schwierigsten seit der Finanzkrise 2008 / 2009. Seinerzeit gingen nicht nur Großkonzerne wie Chrysler oder General Motors in den USA pleite und konnten nur durch Unterstützung der USA gerettet werden. Auch für die europäischen Hersteller sah es Ende des ersten 2000er-Jahrzehnts düster aus. Doch die aktuellen Probleme könnten noch schwerwiegender sein und einige Marken erschüttern.


Wer meint, dass allein der Umstieg in die Elektromobilität der Grund für die Probleme ist, irrt. Die Gründe sind vielfältiger, liegen tiefer. Vielmehr hat der Industriestandort Europa seit vielen Jahren mit großen Herausforderungen zu kämpfen; jedoch ließen insbesondere die üppigen Gewinne im Megamarkt China nicht nur bei den besonders beliebten Premiummarken offensichtliche Bruchstellen überdecken. Nachdem es in China für viele der europäischen Hersteller nachhaltig hakt und lokale Anbieter immer stärker aufspielen, kommen die Klüfte ans Licht.


Ein großes Problem sind teure Produktionen und zu große Belegschaften mit einem hohen Lohnniveau. Die Fahrzeugfertigung oder die Herstellung entsprechender Komponenten bei Zulieferbetrieben ist speziell in Deutschland teurer als irgendwo anders auf der Welt. Üppige Lohnkosten, große Pensionen und entsprechende Sozialleistungen lassen sich jedoch nur erwirtschaften, wenn die Werke exzellent ausgelastet sind – bestenfalls über 80 oder gar 90 Prozent. Doch das ist in immer weniger Fertigungen der Fall. Zudem verdienen die Mitarbeiter in der Automobilindustrie im Vergleich zu anderen Branchen besser denn je. Selbst bei schlechter Werksauslastung oder Produktionsunterbrechungen haben die Gewerkschaften über die Jahrzehnte zum Beispiel Kurzarbeitergelder von oftmals über 80 Prozent ausgehandelt – obwohl die Leute nicht in die Arbeit kommen. Für andere Branchen sind das himmlische Rahmenbedingungen.

Da die Entwicklung vieler Module gerade bei deutschen Herstellern besonders aufwendig und damit auch personalintensiv ist, schlägt sich das hohe Lohnniveau nennenswert in den Fahrzeugkosten nieder. Zum Vergleich: ein vergleichbares Fahrzeug – egal, ob Verbrenner oder Elektroauto – ist in einem Land wie China 25 bis 40 Prozent günstiger zu fertigen – bei längst vergleichbarem Qualitätsniveau.


Die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs oder entsprechender Technologien kostet mitunter mehrere Milliarden an Euro. Wenn ein Autohersteller ein komplett neues Fahrzeug mit unter Umständen sogar einer neuen Plattform entwickelt, dauern die Planungen inklusive Werksauslastung, Design, Einbindung der Zulieferer, Entwicklung und dem Marktstart nebst Händlerschulungen schnell zwei bis vier Milliarden Euro. Kommt das Fahrzeug auf die verschiedenen internationalen Märkte, hat mehrere weltweite Fertigungen und verkauft sich mit einer entsprechend hohen Marge für Hersteller und Händler, dauert es schnell drei bis fünf Jahre, ehe mit dem neuen Modell überhaupt Geld verdient werden kann.
Unter Umständen musste sogar noch in Zulieferer oder neue Fertigungen investiert, was zum Teil bei den neuen Elektromodellen geschah. Sind die Investitionen in neue Produktionsanlagen, Technologien oder Antriebe besonders hoch und hakt es gleichzeitig bei den Verkaufsvolumina, stimmen die Deckungsbeiträge nicht. Das ist eines der Probleme, die der Umstieg auf die elektrifizierten Modelle mit sich bringt.


Bei einem Plug-in-Hybriden oder einem Elektrofahrzeug ist das Batteriepaket ein derart teurer Kostenanteil am Gesamtfahrzeug, das deutlich weniger beim Hersteller hängen bleibt oder dieser unter Umständen bei verschiedenen Fahrzeugen gar kein Geld verdienen kann. Hakt es dann bei den Verkäufen, schlägt sich dies in doppelter Hinsicht wieder. Der Absatz stimmt nicht, die Deckungsbeiträge sind zu klein und so müssen manche Fahrzeuge mit entsprechenden Subventionen in die Märkte gedrückt werden. So verdienen Händler und speziell die Autohersteller gar kein Geld.


Damit nicht genug, denn darüber hinaus sorgen immer strenger werdende Sicherheits- und Umweltvorschriften dafür, dass die Fahrzeuge schwerer, teurer und größer werden. Nicht alle Kosten lassen sich auf die Kunden umlegen, da sich einige Veränderungen – zum Beispiel bei Abgas- und Sicherheitssystemen - zumindest offensichtlich für den Kunden nicht bemerkbar machen und er daher auch ein zusätzliches Geld ausgeben würde. Stefan Grundhoff; press-inform

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