Faszination Volkswagen will die USA mit neuer Pick-Up-Marke erobern

Auf zu neuen Ufern

Faszination Volkswagen will die USA mit neuer Pick-Up-Marke erobern: Auf zu neuen Ufern
Erstellt am 16. Mai 2022

Seit Jahrzehnten tut sich Volkswagen in den USA schwer. Es fehlten oftmals nicht nur die rechten Modelle, sondern auch das rechte Verständnis für den höchst schwierigen Massenmarkt. Nachdem jetzt langsam auf Elektromodelle umgestellt werden soll, wollen die Wolfsburger ab 2026 SUVs und Pick Ups unter einer neuen Elektromarke vorstellen. Der Name: Scout.

Ein Name mit Geschichte: Scout

Wer jetzt meint, dass es die Marke Scout in den USA doch irgendwann schon einmal gab, irrt sich gewaltig. Denn Scout war mit ihren Geländewagen der 1960er und 1970er Jahre keine eigene Marke, sondern ein Modellname wie Golf, Passat oder Atlas. Die Marke, unter der bereits seit den frühen 1960er Jahren die charakterstarken Geländewagen unterwegs waren, trug den Namen International Harvester und ihr Bestseller bei den PKW war eben der Scout oder besser ab Anfang der 1970er Jahre der Scout II. International Harvester – offiziell nur in den USA auf dem Markt – war zwei Jahrzehnte eine durchaus erfolgreiche Marke. Doch der Modellname des Scout war deutlich bekannter als der Markenname, denn International Harvester war sonst bevorzugt im Bereich von Ernte- und Landmaschinen tätig. Der Scout – allein als zweitüriger Geländewagen zu bekommen – war wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb verfügbar und wurde von Motoren mit vier, sechs und acht Zylindern angetrieben.

Mit neuer Marke neu durchstarten

Der International Harvester trat bis in die frühen 1980er Jahre auf dem US-Markt gegen Modelle wie den Jeep CJ oder einen Chevrolet Blazer an, die beide echte Geländewagen mit zwei Türen waren. Viertürig machte der Scout nur in Europa von sich reden. Der Schweizer Kleinhersteller Monteverdi machte aus einem umgebauten Scout seinen Safari als echtes Luxusmodell, der selbst gegen den Range Rover antrat – dessen Viertürer anfangs ganz nebenbei auch von Monteverdi gefertigt wurde. Jetzt soll Scout erstmals zu einer eigenen Marke werden, weil der VW-Konzernvorstand es weder der Kernmarke Volkswagen noch den Edelablegern Audi und Porsche zutraut, Pick Ups als Massenmodelle auf dem US-Markt zu positionieren. Es geht um Volumen und Image, denn alles kann selbst die automobile Wundertüte des VW ID. Buzz nicht richten. Er feiert seinen Marktstart in den USA ohnehin erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 als Variante mit langem Radstand.

Pick Ups doninieren US-Markt

Pick Ups, und insbesondere die in den USA so erfolgreichen Fullsize Pick Ups, sind in den USA die meistverkaufte Fahrzeuggattung. Seit mehr als 40 Jahren ist die F-Serie von Ford und allem voran das Volumenmodell F-150 der absolute Bestseller. Bestenfalls werden von ihm pro Jahr mehr als eine Million Fahrzeuge verkauft. Angetrieben wird der über 5,50 Meter lange F-150 und seine noch größeren Brüder von leistungsstarken Sechs- und Achtzylindern. Im Juni kommt der F-150 als Lightning-Version erstmals als elektrisch auf den Markt. Die direkten Wettbewerber Chevrolet Silverado, Dodge Ram und Toyota Tundra kommen erst ab 2024 mit den so wichtigen Elektroversionen. Lange Jahre hatte Volkswagen überlegt, wie man auf den Pick-Up-Zug aufspringen könnte. Der Amarok, aus Argentinien kommend, wurde nicht für den US-Markt homologiert, und die mehrfach geplanten Midsize-Pick-Ups auf dem modularen Querbaukasten waren nicht groß und stark genug, um bei den Fullsize-Modellen mitzuhalten.

Genau gegen die will Volkswagen ab 2026 mit seinem elektrischen Scout Pick Up und großen Geländewagen antreten. „Nachdem Volkswagen den Turnaround in den USA geschafft hat, nutzen wir nun die Chance, unsere Position in einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für Elektrofahrzeuge weiter auszubauen“, so Herbert Diess, CEO der Volkswagen AG, „die Elektrifizierung bietet eine historische Chance, als Konzern in das hochattraktive Pick-up- und R-SUV-Segment einzusteigen und damit unsere Ambitionen zu unterstreichen, ein wichtiger Akteur auf dem US-Markt zu werden.“ Die Modelle unter der rein elektrischen Marke Scout werden deutlich größer als die beiden aktuellen Topmodell des VW Atlas, der auf dem maximal gestreckten modularen Querbaukasten basiert. Langfristig strebt Volkswagen in den USA einen Marktanteil von zumindest zehn Prozent an.

Arno Antlitz, Finanzvorstand von Volkswagen: „Das Unternehmen, das wir in diesem Jahr gründen werden, wird eine eigenständige, unabhängig geführte Einheit und Marke des Volkswagen Konzerns. Dies entspricht dem neuen Managementmodell des Konzerns: kleine Einheiten, die agil sind und dabei Zugriff auf unsere Plattformen haben, um Synergien zu heben.“ Ganz neu ist der Name Scout im Volkswagen Konzern übrigens nicht: unter der tschechischen Marke Skoda sind die rustikalen Kombiversionen von Octavia, Superb und Fabia seit Jahren mit dem Namenszusatz Scout versehen. Bald sicher auch die Elektromodelle wie der Enyaq.

Stefan Grundhoff; press-inform

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