Diese Modelle kosten besonders viel

Gebrauchtwagen in Deutschland immer teurer

Diese Modelle kosten besonders viel: Gebrauchtwagen in Deutschland immer teurer
Erstellt am 20. Dezember 2022

Die Inflation schlägt 2022 auf dem Gebrauchtwagenmarkt voll durch. Die bereits benutzten Fahrzeuge sind im Schnitt um 19 Prozent teurer als im Vorjahr und übertreffen so das damalige Corona-Allzeithoch. Vor allem Elektromobile sind deutlich teurer geworden und kosten im Schnitt 43.968 Euro.

Wer aktuell im Autoland Deutschland einen Pkw kaufen will, braucht Geduld oder viel Geld. Oder beides. Denn die brüchigen Lieferketten verzögern die Auslieferungen von Neuwagen. Konsequenterweise schießen dann im Windschatten auch die Preise der Gebrauchtwagen nach oben. Die Online-Verkaufsbörse Autoscout 24 ermittelt jedes Jahr den Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI). Demnach kostet im Jahr 2022 ein Gebrauchter im Schnitt 27.497 Euro, das sind um 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei befanden sich die Gebrauchtwagenpreise schon im vergangenen Jahr auf einem Allzeithoch.

Ein Blick auf die Segmente überrascht doch etwas. Am meisten legen die Vans beziehungsweise Kleinbusse mit 19 Prozent zu, die jetzt durchschnittlich 23.662 Euro kosten. Auch bei den Kleinwagen muss der Käufer sein Portemonnaie um 18 Prozent weiter öffnen und im Schnitt 13.795 Euro bezahlen. Nur um einen Prozentpunkt weniger legen die Mittelklasse-Modelle auf einen Durchschnittspreis von 27.209 Euro zu. Gleich dahinter reihen sich die Kompakten mit einem Plus von 16 Prozent und einen Preis von 21.001 Euro ein. Dagegen nehmen sich die fünf Prozent der Sportwagen geradezu bescheiden. Doch in Anbetracht dessen, dass die teuersten Fahrzeuge einen knackigen Durchschnittspreis von 64.119 Euro erzielen, hat es diese Erhöhung in sich. Die beliebten SUVs kosten im Schnitt 34.704 Euro, das sind 13,30 Prozent mehr als im Vorjahr. Während das Angebot um 14,67 Prozent zurückgeht.

So viel zu den Segmenten. Die Frage, die sich logischerweise anschließt, lautet: Und wie schaut es mit den Antriebsarten aus? Interessanterweise ziehen die Wagen mit LPG-Ausrüstung beim Verkaufspreis um sage und schreibe um 38 Prozent an, was in einen Durchschnittspreis von 17.216 Euro resultiert. Und welcher Motor ist generell der teuerste? Interessanterweise sind das die reinen Elektromobile, die auch um 30 Prozent zulegen und durchschnittlich für 43.968 Euro inseriert werden. Dabei ist sicher das Alter der angebotenen Autos interessant. Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesen Angeboten um sehr junge Fahrzeuge handelt, da sich wohl niemand für so eine Summe einen Wagen mit einer gealterten Batterie in die Garage stellen.

Dass das Stromern auch bei den Gebrauchtwagen „in“ ist, beweisen die Plug-in-Hybride, denn sie belegen mit einem Durchschnittspreis von 41.844 Euro und einem Plus von 17 Prozent den zweiten Rang in der Antriebsrangliste. Wer aber meint, dass Autos mit Verbrennungsmotor und vor allem Diesel keine Abnehmer finden, täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil! Auch wer einen gebrauchten Selbstzünder haben will, muss um 17 Prozent mehr hinlegen als im Vorjahr und durchschnittlich 29.496 Euro berappen. Benziner legen sogar um 20 Prozent zu und kosten im Schnitt 24.886 Euro. Bei der andauernden Gas-Krise verwundert es nicht, dass die Fahrzeuge mit Erdgasantrieb (CNG) mit einem Durchschnittspreis von 17.461 Euro zu den günstigsten Gebrauchtwagen zählen. Auch das Preisplus von neun Prozent fällt vergleichsweise übersichtlich aus.

Schon im ersten Studienjahr der Wirtschaftswissenschaften lernt man, dass das Angebot und die Nachfrage den Preis maßgeblich beeinflussen. Auch der Markt der gebrauchten Pkw ist im Jahr 2022 geschrumpft. Darin liegt auch ein Hauptgrund für den Anstieg der Preise für Gebrauchtwagen, zumal der prozentuale Rückgang bei den meisten Antriebsarten deutlich zweistellig ausfällt. Wie aufgrund des Preisanstiegs schon zu vermuten ist, ist das Angebot an BEVs mit einem Minus von 39 Prozent deutlich zurückgegangen. Bei den Hybriden waren es immerhin noch 23 Prozent. Interessant ist, dass auch die Anzahl der inserierten LPG-Fahrzeuge um 26 Prozent zurückging.

Und wie schaut es bei den Benzinern aus? Auch bei Fahrzeugen mit den klassischen Antriebsarten gehen die Inserate beim virtuellen Autohandel deutlich zurück. Bei den Benzinern um 27 Prozent, bei den Diesel immerhin noch um 23 Prozent. Dagegen nehmen sich die vier Prozent Minus bei den Erdgasfahrzeugen fast schon normal aus.

Eine Frage bleibt noch zu klären, wie es denn mit der Preisentwicklung in der Relation zum Alter der angebotenen Autos steht. Mit einem Zuwachse von heftigen 31 Prozent legen überraschenderweise sowohl die fünf- bis zehnjährigen Gebrauchtwagen (Durchschnittspreis: 20.091 Euro) als auch die, die bereits zehn bis 20 Jahre auf dem Buckel haben (Durchschnittspreis: 9.108 Euro) zu. Vermutlich wollen die Käufer auf der einen Seite nicht mehr so viel Geld für einen jungen Gebrauchten ausgeben, auf der anderen Seite schlägt die Inflation und die Krisenzeiten auch bei der Kauflust beziehungsweise den Angeboten zu. Man hält sein Geld zusammen und behält sein Gefährt. Die Folge: weniger Angebote und dadurch höhere Preise. Bei den ein- bis dreijährigen und den drei bis fünf Jahre alten Gebrauchten stiegen die Preise jeweils um 23 Prozent auf durchschnittlich 36.634 Euro beziehungsweise auf 28.582 Euro.

Bei den Oldtimern gehen die Preise sogar um ein Prozent zurück und pendeln sich bei einem stabilen Durchschnittspreis von 30.270 Euro ein. Doch die echten Oldies spielen auf dem AutoScout-Gebrauchtwagenmarkt eher eine untergeordnete Rolle. Die Frage ist also, wie lange diese Preisspirale noch anhält, schließlich bremsen auch bei anderen Branchen die Nachfrage und der Preisanstieg spürbar ab. Diese Abkühlung scheint auch bei den Gebrauchtwagen anzukommen. Im November verteuerten sich die Gebrauchtwagen im Vergleich zum Vormonat nur noch um ein Prozent und kosten damit im November durchschnittlich 28.693 Euro. Im nächsten Jahr wissen wir mehr.

Wolfgang Gomoll; press-inform

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