Gehört habe ich vom VW Bus namens Sophie zum ersten Mal auf einem dieser legendären VW Veteranen Treffen in Bad Camberg. Veranstaltet von der Familie Lottermann und seit 1979 ein echter Dreh und Angelpunkt für alle Freunde luftgekühlter Volkswagen. Sophie war wohl der noch älteste existente VW T1 und auch kein Bus, sondern ein Kastenwagen.

1993 steuerte ich mit meinem T2B das Treffen an und war geflasht von der Menge an alten Brezeln, Ovalis und Split Window Bussen. Für meinen Bulli hatte dich damals 50 DM bezahlt und ich war geschockt, dass für so einen durchgerosteten T1 Bus so mancher Brite 8000 oder 9000 DM verlangte.

Geschweige denn 5000 Euro für einen Kastenwagen. Natürlich hatten weitsichtige Sammler damit begonnen, nicht nur alte Käfer, sondern auch alte Bullys wegzustellen. Insbesondere die so genannten Barndoor-Busse, also jene aus den ersten Tagen mit der großen Motorklappe, und natürlich den sogenannten Samba Bus mit den Oberlichtern und dem Stoffverdeck. So ein Bully kratzte tatsächlich schon mal die 10.000 Mark-Grenze. Das schien mir in Anbetracht meines Busses doch stark übertrieben und ich beschloss, mit dem Kauf eines T1 Bus noch etwas zu warten bis sich die Preise etwas abgekühlt haben würden. Ein Lieferwagen, hunderttausendfach gebaut, um als anspruchsloser Diener unterwegs zu sein, sollte zum Sammlerstück heranreifen? Na, im Leben nicht! (so kann man sich täuschen!)

Bullis zwischen 5000 und 8000 Mark? Einfach zu teuer?

Tja, ein Fehler! Damit kam ich als potentieller Kunde für einen alten Kastenwagen nicht in Frage. Ein Däne war da etwas schlauer als ich, er hatte in den Neunzigern von diesem alten Barndoor-Kastenwagen Baujahr 1950 gehört, diesen schließlich in einem Clubmagazin entdeckt und dann auch zugeschlagen. Am 08. März 1950 beginnt im Volkswagen Werk die Serienfertigung des „VW Transporter“, Typ 2 (Typ 1 war der VW Käfer). Dieser Typ 2 ist eigentlich eine Erfindung des holländischen Importeurs Ben Pon und sollte zum Universal-Genie der Wirtschaftswunderzeit aufsteigen.. Schnell wird er zum Liebling der Gewerbetreibenden.

Der taubenblaue VW Kastenwagen lief im August 1950 in Wolfsburg vom Band

So auch der taubenblaue Kastenwagen mit derFahrgestellnummer 20-1880, der am 05. August 1950 vom Band rollt. Das war das erste Bulli-Jahr und damals hatten die T1 noch die große Motorklappe, daher der Name Barndoor also Scheunentor-Bus wie ihn die Briten später nannten. Ausgeliefert nach Hildesheim ging der Kastenwagen dann in den Neuzigern nach Dänemark, wo er von seinem neuen Besitzer liebevoll restauriert und im Bestzustand gehalten wurde.

Tante Sofie kehrt zurück in die Heimat

Und in diesem Zustand war er dann auch 2003 auf dem Veteranen-Treffen der Familie Lottermann zu sehen. Heute ist Sophie in der VW Community so etwas wie die Grand Dame der luftgekühlten Szene und somit durchaus eine kleine Berühmtheit. Stoff für Magazin Artikel lieferte sie in ihren 70 Betriebsjahren genügend. Sie und ihr  Wiederentdecker und Restaurator haben sich 2006 getrennt, man sagt auf Vermittlung des Dänischen Königshauses. Seitdem ist der blaue Kastenwagen mit dem weißen VW Emblem auf der Heckklappe Bestandteil der Sammlung von VW Nutzfahrzeuge. Und die scheinen auf das alte Tantchen gut Acht zu geben.

14 Bilder Fotostrecke | Der älteste straßenzugelasene VW-Bus der Welt: Diener für alle: Miss Sophie feiert ihrem 70.! #01 #02

Besser als ich auf meinen 50 DM Bus. Umgebaut zum Camper musste er mich durch halb Europa kutschieren, Schonung war da nicht viel. Aber immerhin sechs Jahre hielt der brave Bulli es bei mir aus, ehe er dann durch einen T3-Bus mit luftgekühltem 2-Liter-Motor ersetzt wurde. Die Urlaubsfahrten wurden dadurcheine  Spur war komfortabler und flotter, die Sehnsucht nach einem alten T1 Bulli aber blieb. Eine zweite Miss Sophie habe ich zwar nicht gefunden, aber einen Onkel Schorschi! Eine hemdsärmelige alte Doka, von Hannover nach Paraguay geschippert und zurück, Baujahr 1960, mit allen Wassern gewaschen. und während Miss Sofie ihren 70. Geburtstag feiert, erfreut sich Onkel Schorschi munter seines 60. Geburtstags.Letzte Woche haben wir noch gemeinsam die Gartenabfälle entsorgt.

Technische Daten
Baujahr: 1950
Farbe: taubenblau L 31
Fahrgestellnummer: 20-1880
Motor: luftgekühlter 4-Zylinder-4-Takt-Boxermotor im Heck
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h bei 3.300 U/min
Hubraum: 1.131 ccm
Leergewicht: 990 kg
Zuladung: 760 kg
Leistung: 18 kW/25 PS bei 3.300 U/min
Abmessung: Länge 4.100 mm x Breite 1.700 mm x Höhe 1.900 m

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