Nach 54 Jahren wieder aufgetaucht

Der erste VW Bulli Radar-Blitzer

Nach 54 Jahren wieder aufgetaucht: Der erste VW Bulli Radar-Blitzer
Erstellt am 15. Februar 2019

Dieser heute 66 Jahre alte T1 stand nach seiner Dienstzeit 54 Jahre lang unbeachtet und verborgen in verschiedenen Garagen und Scheunen herum. Das Besondere daran: Es ist der erste Bulli-Radar-Blitzer, der nun zur Oldtimersammlung von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover gehört. Gebaut wurde er für die Polizei in Niedersachsen, die ihn seinerzeit für Schulungszwecke zu Radarmessungen im Straßenverkehr nutzte.

Der 1953er Blitzer-Bulli hat heute gerade mal 65.144 Kilometer auf dem Tacho und wurde von der Polizei-Beschaffungsstelle Niedersachsen zum damaligen Neupreis von 6.750 DM erworben. Nach seinen ersten Einsatzjahren für die Polizei Hannover wurden er von 1961 bis 1964 genutzt, um damit Polizisten den Umgang mit mobilen Radarmessungen näher zu bringen. Polizei-Mitarbeiter der „Ausbildungsstelle für Technik und Verkehr“ installierten im Heck des blauen Fahrzeugs ein Blitzgerät, das mit einer Verschlussklappe getarnt war. Die Radaranlage selbst war im Innenraum untergebracht. Hier werteten Beamte an einem kleinen Schreibtisch die ermittelten Daten aus.

Bis zur Einführung der Radarmessung in Deutschland vor 60 Jahren wurden Geschwindigkeitsübertretungen noch mit Stoppuhren ermittelt. Die erste offizielle Radarmessung fand am 15. Februar 1959 in Nordrhein- Westfalen an einem Straßenabschnitt zwischen Düsseldorf und Ratingen statt. Heinz Scholze (89), damals Polizeihauptwachtmeister, war Teilnehmer des „2. Radarlehrgangs“ 1961 in Niedersachsen: „Das war absolutes Neuland – für die Verkehrsteilnehmer und für uns. Wir hatten von dieser neuen Technik ja überhaupt keine Erfahrung. Deshalb wurden wir mehrere Wochen lang geschult.“

Für Einbau und Wartung der Telefunken-Anlagen Typ „VRG2-Verkehrsradargerät“ war damals Polizeihauptmeister Dieter Dell (79) verantwortlich: „Das war technisch ziemlich aufwändig, alles in den Bulli unterzubringen und zu verkabeln. Das Blitzgerät im Heck tarnten wir durch eine Klappe in Wagenfarbe.“ Nach dem damaligen Radar-Messprinzip werden zum Teil noch heute Temposünder ermittelt.

1964 meldete die Polizei den Bulli ab, der in Privatbesitz überging. Der Blitzer-Bulli landete in Garagen und Scheunen. Der letzte Eigentümer, ein Kfz-Meister aus Hannover, stellte ihn in seine Garage im Stadtteil Badenstedt. Das Fahrzeug stand hier zwar vor Witterungseinflüssen geschützt – blieb aber jahrelang weitgehend unbeachtet. Aus Zeitmangel fand eine geplante Restaurierung nie statt, und so landete das Fahrzeug bei Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer (VWNO) im nahegelegenen Stadtteil Hannover-Limmer.

Die Fahrzeug-Experten ließen das Fundstück überwiegend im Originalzustand, ergänzten es um fehlende, zeitgenössische Ausstattungsdetails (z.B. Mobiliar). Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig, die übrigens am 2. Dezember 1958 die Radar-Messtechnik freigab, hat sogar noch die passende Radaranlage im Bestand. Tobias Twele (Projektleiter VWNO): „Es ist eine große Freude, diesen seltenen Bulli nun in unserer Sammlung zu haben und ihn auch der Öffentlichkeit vorzustellen. Dieser Transporter der ersten Generation beeindruckt mit seiner besonderen Geschichte und seinem authentischen Zustand.“ Und mit echter Bulli-Qualität: Nach dem Einbau einer neuen Starterbatterie und einem Motorölwechsel sprang der Motor sofort wieder an – trotz 54-jähriger Standzeit. 12 Bilder Fotostrecke | Einst gefürchtet, heute begehrt: Der VW Bulli-Blitzer nach 54 Jahre wieder da #01 #02

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