Darum werden Kleinwagen unbezahlbar

Aus der Traum vom billigen Neuwagen

Darum werden Kleinwagen unbezahlbar: Aus der Traum vom billigen Neuwagen
Erstellt am 12. Januar 2023

Die Automobilhersteller befinden sich in einer Zwickmühle: Sie wollen Geld und müssen verdienen. Doch die Elektromobilität und die neue Abgasnorm EU 7 kosten mehr Geld als ihnen lieb ist. Die Konsequenz trifft die Autofahrer hart, denn besonders bezahlbare Autos sind am aussterben. Speziell bei elektrischen Einstiegautos herrscht in günstigen Preisregionen Ebbe. So kostete der Dacia Spring mindestens 22.550 Euro (ohne Anrechnung irgendwelcher Bafa-Zuschüsse). Und sonst schaut es ziemlich öde aus.
Echte E-Kleinwagen wie der Skoda Citigo iV oder der Seat Mii electric sind längst von den Angebotslisten gestrichen. Aber auch bei Ihnen waren seinerzeit erschwingliche 20.950 Euro beziehungsweise rund 20.200 Euro fällig. Einzig Volkswagen hat immer wieder kleinere Stückzahlen des e-Up aufgelegt. Dessen Preis kletterte allerdings binnen weniger Jahre auf aktuell 29.995 Euro. Ein Summe die in Zukunft realistisch sein dürfte und zeigen, wie es um die Rentabilität der Elektrofahrzeuge bestellt ist. Sobald die Förderprogramme auslaufen, kommt die harte Kostenwahrheit auf den Tisch.

Ein Smart ab 41.490 Euro ist nicht smart

Günstig im Sinne von echten Einsteigermodellen waren die kleinen Stromer ohne Förderung nie. Selbst der Ur-Stadtfloh Smart Fortwo EQ war nicht unter 21.940 Euro zu bekommen. Ob Mercedes damit Geld verdient hat, darf bezweifelt werden. Der nominelle Nachfolger Smart #01, ein gemeinsam mit Geely in China gefertigtes SUV, das in etwa so lang ist wie ein Golf 8, kostet mindestens 41.490 Euro. Da fühlen sich die 28.000 Euro für den Renault Twingo E-Tech fast schon wie ein Sonderangebot an.

Dacia ist noch Preiskönig, aber nur beim Verbrenner

Zum Vergleich: Der Dacia Sandero ist jetzt nicht zwingend die Krönung der französisch-rumänischen- Ingenieurskunst, aber ein grundsolides Auto mit Verbrennungsmotor, das bereits für 10.750 Euro zu haben ist. Doch auch dieser Fahrzeuggattung droht ein gewaltsames Ende. Ein guter Preis und die Abgasnorm Euro 7 schließen sich fast schon aus. Während die EU-Kommission die Mehrkosten für das Erreichen der Abgasnorm auf 90 bis 150 Euro beziffert, gehen BMW-Experten vom Zehnfachen aus. Im Kleinwagensegment kommt das einem finanziellen Tiefschlag gleich.

Schon jetzt ziehen sich Hersteller aus diesem Segment zurück. Der Ford Ka oder das Opel-Duo Karl und Adam sind schon Geschichte, der Ford Fiesta folgt nächstes Jahr. Tatsache ist: Geld ist mit dieser Fahrzeuggattung wenig zu verdienen. Die Hersteller treten die Flucht in die Marge an, die Klein- und Kleinstwagen bleiben auf der Strecke. Egal ob elektrisch oder mit Verbrennungsmotor, schaut man auf die Produktplanungen der Autobauer, spielen in den nächsten Jahren weiterhin SUVs die Hauptrolle. Je größer, umso besser, denn nur mit großen und am besten noch umfangreich ausgestatteten Fahrzeugen lässt sich noch richtig Geld verdienen.

Produktionskosten müssen runter

Die Elektromobilisten wenden ein, dass Renault mit R5 und VW mit dem ID.2 voraussichtlich 2024/25 kleine BEVs herausbringen werden, die weniger als 25.000 Euro kosten. Das wird groß gefeiert, aber wenn man genauer hinschaut, verdeutlicht das nur die Malaise, in der sich die Autobauer bei der Elektromobilität befinden. Gemeinhin geht man davon aus, dass die Batteriezellen bis zur Mitte der Dekade leistungsfähiger und eventuell auch günstiger werden. Nur so sind solche Preise realisierbar. Auch die Produktionskosten müssen passen. Das Hochsteuerland Deutschland fällt aus, also werden der VW ID.2 in Spanien und der noch kompaktere ID.1 bei Skoda vom Band laufen. Wenn das aber schon die Kampfansage an die Konkurrenz sein soll, dann dürfte das folgende Szenario bei allen Elektroauto-Schnäppchen-Jägern die Alarmglocken schrillen lassen. Die Zahl der elektrifizierten Fahrzeuge steigt in den nächsten Jahren deutlich an. Schon heute bringen sich die Autobauer in Position, um sich die dringend benötigten Akkus für die Erhöhung der Stückzahlen zu sichern.

Eine der ältesten Gesetzmäßigkeit der Wirtschaft ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Wenn also mehr Batterien nachgefragt werden als auf dem Markt sind, steigt der Preis. Auch bei Kleinwagen. Und bei diesem Segment fühlt man fast jeden Cent bei den Absatzzahlen.

Erste Tendenzen sind bereits sichtbar. In diesem Jahr sind Lithium-Ionen-Batterien zum ersten Mal seit 2010 wieder teurer geworden. Die globalen Krisen und schwelenden Konflikte tragen nicht dazu bei, die Lieferketten und damit den Preis stabil zu halten oder sogar sinken zu lassen. Wie man es dreht und wendet, die anbrechenden harten Zeiten gehen zu Lasten der Käufer von Klein- und Kleinstwagen, ungeachtet der Antriebsart. Bei der Elektromobilität hat dieser Trend besonders fatale Auswirkungen. Denn die Mobilitätswende kann nur mit bezahlbaren Stromern gelingen.

Wolfgang Gomoll; press-inform

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