1,9 Milliarden Euro fürs Schnellladenetz

Gerangel um Schnellladesäulen geht in die nächste Runde

1,9 Milliarden Euro fürs Schnellladenetz: Gerangel um Schnellladesäulen geht in die nächste Runde
Erstellt am 1. Juni 2021

Die Bundesregierung will per Schnellladegesetz alle 30 Kilometer eine leistungsfähige Ladesäule installieren. Das ehemalige Staatsunternehmen „Tank & Rast“ hält die Hand auf fast alle interessanten Standorte für Ladesäulen und zieht den Ärger ambitionierter Unternehmen wie Fastned auf sich. Doch das unlängst verabschiedete Schnellladegesetz bricht diese Vormachtstellung, zumindest teilweise.

Die Bundesregierung will Elektromobilität. Neben den Subventionen für Elektromobile soll nun auch die Achillesferse Lade-Infrastruktur behoben werden. Das Schnellladegesetz sieht vor, dass bis 2023 an 1.000 Standorten Ladesäulen installiert werden, die mit mindestens 150 Kilowatt Energie in die Akkus pumpen. Vor allen an Autobahnen soll die Reichweitenangst dann der Vergangenheit angehören. Der Plan ist ambitioniert: Alle zehn Minuten beziehungsweise 15 bis 30 Kilometer sollen dann leistungsfähige Stromtankstellen parat stehen. Dafür nimmt die Bundesregierung mit rund 1,9 Milliarden Euro viel Geld in die Hand.

Doch der gut gemeinte Schub per Geldregen könnte nicht die erwünschte Wirkung bringen. Um den Sinn des Gesetzes möglichst gut umsetzen zu können, sollten sich die Ladestation möglichst nah an den Autobahnen befinden. Rund 90 Prozent dieser Rastplätze (im Gesetzesdeutsch „Nebenbetrieb“) bewirtet das ehemalige Staatsunternehmen Tank & Rast, das 1998 privatisiert wurde und die Konzessionen für rund 360 Tankstellen sowie rund 400 Raststätten einschließlich etwa 50 Hotels hält.

Sehr zum Missfallen von Fastned, einem niederländischen Unternehmen, das unter anderen in Belgien, Großbritannien, Frankreich und natürlich im Heimatland Ladestationen betreibt. „Tank & Rast hat damit im Grunde eine Monopolstellung“, erklärt Fastned-Chef Michiel Langezaal und fügt hinzu: „Da geht es um den Zugang zum Markt. Wenn der Tank & Rast-Einkaufs-Manager eine Ladestation an einem Ort nicht will, wird auch keine gebaut.“

Umwege und längere Fahrzeiten

Die Konsequenzen für die Ladesäulen-Betreiber, die auf den deutschen Markt wollen, sind, dass sie auf andere Standorte ausweichen müssen, die nicht unmittelbar an den wichtigen Verkehrsadern liegen. Für Autofahrer bedeutet das Umwege und längere Fahrzeiten, um zu den Stromtankstellen zu gelangen. „Wir arbeiten aktuell mit Städten zusammen, die uns Flächen zur Verfügung stellen, aber so dauert der Ausbau der Lade-Infrastruktur einfach länger“, sagt Langezaal und erzählt von Gesprächen mit der Konkurrenz von EnBW die einen großen Ladepark an einer Allee errichten wollen, weil sie keinen besseren Ort hätten.

Diese Situation ist Langezaal ein Dorn im Auge: „Es wäre zu prüfen, ob diese Ausweitung der Konzessionen legal ist.“ Für Unternehmen wie Fastned geht es um die Chancengleichheit. „Wettbewerb treibt die Innovationen voran“, sagt der CEO und verweist auf Frankreich, wo die Ausschreibungen offener gestaltet sind und die der Ausbau der Ladesäulen Fahrt aufnimmt. Für Tank & Rast gibt es dagegen nur wenig Grund zur Klage. „Mit den bereits jetzt vorhandenen mehr als 1.300 Ladepunkten leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Durchbruch der Elektromobilität“, lässt das Unternehmen verlauten und will dieses Engagement im Rahmen des Schnellladegesetzes intensivieren. „Tank & Rast unterstützt das Ziel der Bundesregierung, die Schnellladeinfrastruktur weiter auszubauen, und wird dazu in den nächsten Ausbaustufen erneut in erheblichem Umfang beitragen“ und ergänzt vielsagend: „Tank & Rast hält es allerdings weiterhin für wichtig, beim weiteren Ausbau der Schnellladeinfrastruktur auch Wirtschaftlichkeitskriterien zu berücksichtigen.“

Die Idee, Ladesäulen auch an unbewirtschafteten Rast- und Parkplätzen – also solchen, auf denen keine Tankstelle und kein Restaurant steht - entlang der Autobahn zu installieren, ist nicht im Sinne von Tank & Rast. „Die Errichtung von Schnellladeinfrastruktur an unbewirtschafteten Rastanlagen ist unzulässig“, stellte das Unternehmen in einer Stellungnahme zum Entwurf des Schnellladegesetzes klar.

Teilsieg für Fastned

Fastned-Chef Michiel Langezaal

Dennoch hat Fastned bei der Verabschiedung des Gesetzes einen Teilsieg errungen, da dieses den Ausbau der Ladestruktur eben auch an unbewirtschafteten Plätzen erlaubt. Allerdings nutzen die Autofahrer die Ladepausen oftmals die Pause oftmals zum Verzehr von Speisen und an solchen Parkplätzen gibt es keine Restaurants. Noch nicht. Michiel Langezaal gibt sich mit dem Status quo nicht zufrieden „Es ist ungemein wichtig, dass der Bundestag durchgesetzt hat, dass unbewirtschaftete Rastplätze explizit ins Schnellladegesetz mit aufgenommen wurden.

So kann echter Wettbewerb an deutschen Autobahnen stattfinden, was zu besserem Service für alle Autofahrer führen wird. Es reicht jedoch nicht aus, lediglich Ladesäulen an den Rastplätzen aufzustellen. Es muss durch die 1.000-Standorte-Ausschreibung sichergestellt werden, dass auch Toiletten und Kioske gebaut werden, um eine wahre Win-Win-Situation zu erschaffen: ein besseres Schnellladeangebot für Elektroautofahrer und attraktivere Rastplätze für alle Verkehrsteilnehmer“, so der Fastned-Chef. Das Gerangel um die Stromtankstellen entlang deutscher Autobahnen geht also in die nächste Runde.

Die mächtige Position von Tank & Rast wird von einigen Politikern kritisch gesehen. Im Deutschen Bundestag gab es bereits Fragen, wie denn das Verhältnis zwischen der Bundesregierung und dem ehemaligen Staatsunternehmen sei. Auf eine Anfrage einiger Abgeordneter des Partei Bündnis 90 / Die Grünen am 16. Januar 2017, ob die Bundesregierung eine Monopolstellung von Tank & Rast sähe, gab diese eine eher allgemein gehaltene Antwort: „Anbieter von Rast- und Tankmöglichkeiten auf und neben den Bundesautobahnen stehen im intensiven Wettbewerb.
Die Verkehrsteilnehmer können zwischen einer Vielfalt von Angeboten und Anbietern wählen, unter anderem zwischen den verschiedenen Tank- und Rastanlagen auf den Autobahnen sowie Autohöfen, Systemgastronomen, Landgasthöfen und Tankstellen neben der Autobahn. Auch sind durch die zunehmende Digitalisierung die jeweils verfügbaren Angebote für die Verkehrsteilnehmer leicht zu lokalisieren und zu vergleichen.“ Es scheint, als sei das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch längst nicht gesprochen.

Wolfgang Gomoll; press-inform

Erste Fahrt im neuen Audi Q4 e-tron 50 Sportback Quattro Audi Q4 e-tron im Fahrbericht Mit dem Audi Q4 e-tron 50 Sportback quattro eröffnet der Ingolstädter Autobauer die Power-Attacke des VW-Konzerns. Bei einer ersten Testfahrt hinterließ das Video-Vorstellung – Normal ist das nicht VW GTE-up! So sportlich kann ein E-Auto sein! Der Sommer ist da! Passend dazu hat unser Krümel endlich sein neues Outfit bekommen. Durch die Kombination aus GTI und e-up! wurde er zum VW GTE-up! Elektromobilität: Das Laden wird teurer EnBW erhöht Stromladepreise um bis zu 24 % Der Freundeskreis für elektrische Antriebe wird hierzulande größer. Im April 2021 wurden 23.816 Elektro-Pkw (Batterie-EV) neu zugelassen. Das ist ein Anteil...

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community