Selten ist der Golf 2 ohnehin schon im täglichen Verkehr zu erblicken. Ein wahrer Exot der Großserienbaureihe Golf 2 ist der Rallye Golf mit einer Auflage von nur 5000 Exemplaren. Noch seltener fällt nur der von uns gefahrene Rallye Golf aus. Ihn rüstete kein geringere als Volkswagen Motorsport auf einen 16VG60-Motor um.
VAU-MAX.de dreht eine Runde in einem der exklusivsten Golf 2 aller Zeiten
Die Drehzahlmessernadel steht auf der 60 des Zifferblatts. Auf der Anzeige links daneben signalisiert der Zeiger 230 km/h. Das brettharte Fahrwerk gibt jede kleine Asphaltunebenheit an den Piloten weiter, und die schmalen Recaro-Sportsitze pressen förmlich Schultern und Rippenbögen zusammen.
Vor 20 Jahren war der sportliche Golf G60 Rallye ein echter Porsche-Killer. Für diverse Drängler auf der A39 nach Wolfsburg reicht das Feuer im Übergolf der zweiten Generation auch heute noch aus, um unerwartet zu überraschen. Einem Bodybuilder sieht man sein Kraftpotenzial an. Nicht anders verhält es sich beim Rallye Golf.
Der Rallye-Golf als würdiger Urahne des Golf R
Verbreiterte Kotflügel zwängen die Karosserie förmlich zwischen sich ein. Das 210 PS-Geschoss ist ein seltenes Stück unter den Sonderlingen. Rund 5000 Golf G60 Rallye wurden zwischen 1989 und 1990 in Brüssel umgebaut.
Alle samt dem vom Corrado und Passat bekannten G60-Motor. Doch nur weniger als 20 Exemplare des Rallye-Golf beherbergen serienmäßig anstatt des 160 PS-Achtventilers den um 50 PS stärkeren 16-Ventil-Motor und G-Lader unter der Haube.
13.000 Mark für den 16VG60 Umbau
Das 3G-Aggregat (so der Motorkenbuchstabe) des Boliden wurde auf Kundenwunsch von VW-Motorsport in Hannover hochgerüstet. Wie viele es genau waren, können auch die Wolfsburger nicht mehr zu 100% sagen. Damals kostete der Umbau rund 13.000 Mark, was in Anbetracht eines Rallye-Golf Grundpreis von 46.500,00 DM ja noch einmal on top kam.
Neben der grün-metallic-farbenen Lackierung war der Rallye-Golf noch in rot, schwarz-metallic und blau-metallic zu haben. Entgegen vieler Gerüchte, wurde der Flitzer nie mit Lederpolstern ausgeliefert. Allenfalls die Seitenwangen waren das maximale, was es an Lederausstattung gab, versichert man bei Volkswagen.
Eine Besonderheit ist der Syncro-Antrieb mit Viscose-Differenzial. Gibt es auf der Vorderachse zu viel Schlupf, wird die Kraft sofort auf die Hinterachse geleitet. Normalerweise liegen 95 Prozent der Kraft vorne und lediglich fünf hinten. Im Stadtverkehr zieht der Volkswagen bei unserer Testfahrt alle Blicke auf sich selbst in der Heimat des Volkswagens in Wolfsburg.
Kein Serienvolkswagen wurde seltener gebaut
Der Grund ist einfach: Der Golf G60 Rallye ist die kleinste von VW gebaute Modellreihe mit eigenständiger Karosserie ein echtes Sammlerstück und in gutem Zustand heiß begehrt.
So sind die Schweller und Kotflügel beispielsweise aus Blech und machen mittlerweile so manchen Rallye-Golf-Besitzer das Leben schwer, da sich hier gern Rost bildet und Neuteile nicht mehr zu haben sind. Davon ist unser Exemplar aus dem Wolfsburger Museeum jedoch weit entfernt, zeigt der Tacho doch gerade einmal 26.000 Kilometer ein Traum!
Vom Stadtverkehr geht es weiter auf die Landstrasse, denn alle guten Dinge sind ja bekanntermaßen drei. Nach flottem Ritt auf der Autobahn und dem Flanieren im Stadtgebiet, muss der Volkswagen außerhalb der geschlossenen Ortschaft zeigen, was er kann. Brachiale Beschleunigung, souveräne Straßenlage, klare Kurvenlinie.
Das Fahrwerk verleiht Go-Kart-Qualitäten. So vergeht die Zeit sprichwörtlich schneller und wir müssen zurück. Auch wenn der Golf mit seinen 20 Lenzen recht betagt erscheint, so entpuppt sich der Youngtimer als agile Rennmaschine. Verstecken muß er sich im heutigen Rudel der hochgezüchteten VW wie GTI, GTD oder R32 überhaupt nicht. Im Gegenteil. Unwissende fachfremde Menschen unterschätzen den Golf G60 Rallye.
Bewiesen hat es der Drängler auf der A39 nachdem der 210-PS-VW ihm das Gefühl verabreichte, auf dem Beschleunigungsstreifen zu parken. Sichtlich irritiert war nämlich der Blick nach der Lektion in der 100er-Zone und an der Ampel, während sich vorne im Motorraum der G-Lader rauh aber sonor beim Anfahren meldet.
Die Zubehörräder, die zum Zeitpunkt unserer Testfahrt montiert waren, sind zwischenzeitlich auch passe und haben wieder einem Satz originaler G60-Felgen platz gemacht.
Text: Tim Westermann Fotos: Tim Westermann / VAU-MAX.de
5 Kommentare
Roos Kay
3. November 2018 07:52 (vor über 6 Jahren)
MailManG40
12. März 2010 10:47 (vor über 14 Jahren)
Robbo-robby
11. März 2010 08:44 (vor über 14 Jahren)
Bene
10. März 2010 15:43 (vor über 14 Jahren)
Audi-RS4
10. März 2010 13:10 (vor über 14 Jahren)
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