Wer in der Mittelklasse ein solides Auto mit VW-Technik sucht, kommt am Skoda Octavia eigentlich nur schwer vorbei. Der Tscheche mit der gediegenen Ausstattung und ansprechenden Verarbeitung gilt gemeinhin als erwägenswerte Alternative zum VW Passat!

Das war freilich nicht immer so! Als der Octavia in der damaligen CSSR das Licht der Welt erblickte, war der Passat für den deutschen Autofahrer z.B. nicht mehr als ein Begriff aus dem Erdkundebuch....



Als der neue Octavia in der damaligen Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSSR) hoffentlich planmäßig von den Werktätigen präsentiert wurde, da war er tatsächlich so etwas wie eine kleine sozialistische Revolution. Denn der ein bisschen nach dem eleganten Simca Aronde modellierte Zweitürer hinkte den westlichen Gegenstücken gar nicht soweit hinterher wie man aus heutiger Sicht vielleicht vermuten würde. Nun, damals war der Sozialismus noch vergleichsweise jung und voller Elan. Entsprechend ambitioniert so mancher Plan...

Tatsächlich sorgte der geräumige Viersitzer damals für Furore. Und das sogar auch im Westen. Anstelle der eher nichtssagenden Zahlenkombinationen 1101 oder 440 wie bei den Vormodellen, nannte sich der Neue Octavia. Lateiner könnten sich den Sinnzusammenhang zusammenreimen: es war der achte, nach dem 2. Weltkrieg produzierte Škoda. Und der glänzte gleich mit gezielten Verbesserungen. Anstelle der Blattfedern kamen an der Vorderachse Schraubenfedern zum Einsatz, was Komfort und fahrverhalten deutlich verbesserte. Eine hübschere Kühlermaske sorgte für eine gefälligere Optik und das Instrumentenbrett ließ sich ebenfalls eine Aufbesserung gefallen. Den Antrieb hatte der Octavia vom 440 übernommen, unter der Fronthaube rumorte ein 1089 ccm-Motor mit 40 PS.

Der Octavia entwickelte sich zum Bestseller. Bis 1964 verkaufte er sich genau 311.293 Mal. Neben der Limousine wurde ab 1961 auch ein Kombi angeboten. Der nach amerikanischen Vorbild mit einer zweigeteilten Heckklappe ausstaffierte und in Kvasiny gebaute Kombi beglückte sogar bis 1971 die werktätigen Massen und blieb somit sechs Jahre länger als die Limousine im Programm. Insgesamt wurden 54.086 Octavia Kombi produziert. In Kvasiny entstand daneben auch der offene 2+2 Sitzer Škoda Felicia. Das sportliche Cabriolet auf Basis des Octavia ist heute der beliebteste Skoda-Oldtimer. Vom Felicia wurden bis 1964 insgesamt 14.863 Autos gefertigt.

Sommer-Idyll mit Octavia: am Wochenende entspannten sich die Helden und Heldinnen der Arbeit an den Stränden der heimischen Seenplatten. Dass man es zu etwas gebracht hatte, symbolisierten nicht nur der schicke einteilige Badeanzug und der gleichfarbige Zweitürer im Hintergrund, sondern natürlich vor allem die Terrier im Doppelpack!



Der Octavia diente sogar als Basis für den Geländewagen Trekka, der ab 1966 in Neuseeland gebaut wurde. Die Konstruktion des zuverlässigen Wagens auf einem verkürzten Octavia Chassis stammte vom pensionierten Škoda Ingenieur Josef Velebný. Der Trekka wurde auch nach Australien, Indoniesien, Samoa sowie auf die Fidschi-Inseln exportiert. Bis 1972 entstanden 2.300 Fahrzeuge dieses Typs.

Keine Baureihe symbolisiert bei Skoda so deutlich den Aufbruch in die Moderne wie der Octavia. Das gilt ebenso für die 1996 vorgestellte Limousine. Mit diesem ersten vollständig unter VW-Regie entwickelten Škoda lebte der Modellname wieder auf. Er ist der Bestseller im Modellprogramm und hat – wie kein anderes Fahrzeug je zuvor – Skoda Geschichte geschrieben. Mit mehr als zwei Millionen Einheiten ist er der meistverkaufte Škoda aller Zeiten. Und ein Blick auf das 2009er Modell lässt den Schluss zu, dass es so weiter gehen könnte!

9 Bilder Fotostrecke | Skoda-Jubiläum: 50 Jahre Skoda Octavia: Auch Klassenbeste haben mal klein angefangen: vor 50 Jahren erlebte der Octavia sein Debut #01 #02