Operation gelungen, Patient alles Roger

Ein Biest von einem Herz für einen 1978er VW Derby

Operation gelungen, Patient alles Roger: Ein Biest von einem Herz für einen 1978er VW Derby
Erstellt am 20. November 2012

Es gibt durchaus Autos in der Tuningszene, die sind seltener als selten anzutreffen. Oder wann habt ihr das letzte Mal etwa einen VW Santana gesehen? Einen Einser Scirocco? Im Originalzustand schon mehr als rar, getuned so gut wie unmöglich. Und so hätte wahrscheinlich auch jeder Sammler und Klassikfreund diesen Derby hier tunlichst im Originalzustand belassen. Nicht so Roger Obermeier „mit e, i“.

Vom Mauerblümchen zum Star

Der selbstständige Lackierermeister aus dem schönen Landshut in Bayern war mitten im Sommer 2002 auf der Suche nach einem Auto. Sein alter Polo GT überstand einen Verkehrsunfall nicht und war nur noch Schrott. Gut versteckt im hintersten Eck eines Werkstattparkplatzes, mitten in seiner Heimatstadt, stoplerte er schließlich über einen quietschgelben Derby LS, Baujahr 1978.

Beim Derby ist es wie mit so manchen Nischenmodellen im VW-Konzern. Sie fristen ein Schattendasein. Und so wie sich der Jetta und Bora hierzulande nie durchsetzen konnten, rissen sich die Kunden auch damals Ende der Siebziger nicht gerade um den Polo mit Stufenheck.

Zustand 2, Kilometer kaum der Rede wert

Roger rieb sich verwundert die Augen. Da waren doch tatsächlich in all den Jahren nur zwei Vorbesitzer im Fahrzeugbrief eingetragen. Und auch der Tacho lügte nicht, wie eine Überprüfung ergab. Sage, schreibe und staune lediglich 36.000 Kilometer zeigte das Zählwerk. Keine guten Voraussetzungen, um den Preis zu drücken, doch letztendlich überzeugten Rogers Argumente den Verkäufer und man wurde sich für einen schmalen Kurs handelseinig.

Kumpel Patrick „Capo“ fuhr bereichts einen „gemachten“ Derby in babyblau und so steckte er Roger im folgenden Jahr mit jeder Menge Ideen an. Und wenn dann noch Gevatter Zufall seine Hände im Spiel hat, dann passieren die tollsten Dinge. Nach besagten 12 Monaten des puren Fahrens wurde es Zeit für einen Komplett-Striptease.

Hier strippte der Chef persönlich

Die Blechbasis entpuppte sich als erstaunlich gesund. Tank und Kotflügel wurden als einzige größere Teile erneuert. Nach dem Sandstrahlen erhielt der blanke Body eine Neulackierung in Mausgrau und wurde zum Zusammenbau in die Schrauberhöhle verfrachtet. Hier verlor der zuvor gezogene 1,1 Liter Motor mit sagenhaften 50 PS auch seinen angestammten Arbeitsplatz.

Bergrenn-Power im 730 kg-Derby

Seinen Platz nimmt nun ein sehr interessantes 1,3-Liter-Triebwerk der Firma Ziegler ein. Der für Bergrennen konzipierte Motor wird über 40er Weber-Doppelvergaser mit reichlich zündfähigem Gemisch versorgt. Eine Kopfbearbeitung brachte eine Abspeckkur für die Ventile und eine 280°-Nocke. Entsorgt wird der produzierte Abgas-"Mist“, den die drehfreudigen 115 Pferdchen produzieren, durch einen Edelstahl-Fächerkrümmer mitsamt angeflanschter Gruppe-A-Anlage von Bastuck. Den finalen Abschluss bildet ein extralanges Endrohr von Capo Carstyling.

Über eine verstärkte Kupplung wird der Kraftschluss zum Polo GT-Getriebe mit langem 5. Gang hergestellt. Die Vorderräder haben manchmal ihre liebe Not, den Vorwärtsdrang des ultraleichten und giftig-bissigen Rucksack-Polos in die Tat umzusetzen. Mit 175/50 R13 handelt es sich ja auch nicht gerade um riesige Breitreifen, die sich um den Grip kümmern. Roger zog sie auf seltene Fondmetal Turbo Felgen der Größe 5,5x13. Zu Scirocco-Zeiten waren diese Alus mal als Sonderausstattung erhältlich. Hinter den vorderen Felgen blitzt eine Bremsanlage des Polo G40 hervor. Sie ist ein an die Mehrleistung zu zollender Tribut und auf jeden Fall ein notwendiges Extra bei der Power.

Tief dank Gewindefahrwerk

Das verbaute FK-Gewindefahrwerk ist auf „die letzte Rille“ runtergeschraubt. Einzig die Kotflügelkanten mussten daher umgelegt werden – der besseren Lenkbarkeit wegen. Ansonsten beließ Roger das Blech im unberührten Originalzustand. Etwas Chrom für die Stoßis, Tankdeckel und das Motorhaubenschloß war noch übrig, das setzt schöne Akzente in Verbindung mit dem vielen grauen Blech.

Unglaublicher Originalzustand – mit Fell!

In den Innenraum verfrachtete Roger alles genau so zurück, wie er es auch vor dem Lackieren vorgefunden hatte. Zu gut war der Zustand der Sitze, die noch das Zubehör-Fell aufgezogen hatten. Praktischerweise passte es jetzt sogar zu der Wagenfarbe. Beim Tacho gab es ein Upgrade auf das Instrument vom verwandten Audi 50 mit Drehzahlmesser.

Da ist es nur allzu verständlich, dass Roger es nicht übers Herz brachte, ein aktuelles MP3-Radio oder gar ein Navi einzubauen. Die beste Musik kommt ohnehin von vorn. Vom Ziegler-Bergrennmotor. Und die liefert er auch völlig ohne Soundgenerator!

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VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: VW Derby

Baujahr: 1978

Motor: 1,3-Liter-Bergrennmotor von Ziegler, erleichterte Ventile, 280°-Nockenwelle, Kopfbearbeitung, 40er Weber Doppelvergaser, ca. 115 PS

Auspuff: Edelstahl-Fächerkrümmer, Bastuck-Gruppe-A-Anlage in Edelstahl mit Capo Carstyling-Endrohr

Getriebe: Polo GT 5-Ganggetriebe mit langem 5. Gang

Räder: Fondmetal in 5,5 x 13 ET33

Reifen: Dunlop SP2000 in 175/50 R13

Bremsen: vorne Polo G40, hinten Serie

Fahrwerk: FK-Gewindefahrwerk

Karosserie: Radläufe gebördelt, Chrom-Türschlösser, Chrom-Tankdeckel, Chrom-Motorhaubenstange, Chrom-Außenspiegel links, schwarze Frontblinker, Neulackierung in Mausgrau

Innenraum: Audi 50-Tacho mit Drehzahlmesser, ansonsten originale unrestaurierte Innenausstattung

ICE: Pioneer-Radio, Alpine-Endstufe, 2-Wege-System vorne und hinten, Belastbarkeit 150 Watt

Dank an: Capo Carstyling, Ziegler Motorsport, KFZ Haas

35 Bilder Fotostrecke | Operation gelungen, Patient alles Roger: Biestige Herztransplantation am 1978er VW Derby #01 #02

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