Der letzte Horch endlich zurück in Ingolstadt

Texas – Ingolstadt: Horch mal, wer da rostet

Der letzte Horch endlich zurück in Ingolstadt: Texas – Ingolstadt: Horch mal, wer da rostet
Erstellt am 10. Juli 2008

Es gibt sie also noch die hochkarätigen Scheunenfunde, nur war in diesem Falle eine Scheune nicht vorhanden. Vielmehr stand der 53er Horch über Jahrzehnte mit defektem Getriebe auf offenem Gelände in Texas. Ab jetzt kann das unrestaurierte Fahrzeug im Audi museum mobile in Ingolstadt bestaunt werden.



Die Geschichte des Horchs ist mindestens ebenso ungewöhnlich wie seine Entdeckung: Als Einzelstück wurde er 1953 in Handarbeit gefertigt, jetzt ist der letzte Horch, der je gebaut wurde, aus Texas nach Ingolstadt zurückgekehrt. Eine Geschichte, die Aufsehen erregte und bei Enthusiasten den Wunsch nährte, das Auto noch im unrestaurierten Zustand sehen zu können. Die Gelegenheit dazu bietet nun Audi Tradition ab 8. Juli sechs Wochen lang im Audi museum mobile – und startet damit die Reihe „ZeitLupe“, die Fahrzeuge mit einer besonderen Geschichte präsentiert.

Ein Einzelstück für den Chef!

Happy Birthday, Boss! Weil der damalige Chef der Auto-Union Auto Union GmbH, Dr. Richard Bruhn, ein repräsentatives Auto benötigte, entstand der allerletzte Horch!

Die großen Plüschsitze sind weit aufgerissen, der Dachhimmel ist zerfetzt, die Türverkleidungen sehen mitgenommen aus, der Innenraum riecht nach staubigen Polstern und altem Holz. Dennoch vermittelt das Fahrzeug eine gewisse Erhabenheit. Das rostschorfige Blech hat kaum an Substanz verloren. Man fühlt die Würde, mit welcher der einzige Horch, der je in Ingolstadt gebaut wurde, einst aus der Werkstatt rollte. Er sollte dem damaligen Chef der Auto Union GmbH, Dr. Richard Bruhn, treue Dienste leisten. Die Geschichte des letzten Horchs begann 1953, als der Auto Union Geschäftsführer ein repräsentatives Fahrzeug brauchte. So entwickelte die DKW Versuchsabteilung auf Basis eines Horch 830 BL von 1938 die Chauffeurslimousine. Im Juni wurde das Fahrzeug Dr. Bruhn überreicht.

Für eine Handvoll Dollar

Bevor der Horch restauriert werden soll, zeigt ihn das Audie museum mobile vier Wochen lang noch einmal so, wie er nach 40 Jahre in Texas aufgespürt wurde

Später kaufte ein in Deutschland stationierter US-Soldat das Unikat und nahm es mit in seine Heimat. Irgendwann streikte das Getriebe und der GI verlor die Lust an dem Auto. Al Wilson, ein Autoliebhaber aus San Angelo, Texas, rettete den Horch schließlich vor der Schrottpresse. Er wusste mit der Marke Horch zwar nichts anzufangen, spürte aber, dass es sich um ein besonderes Fahrzeug handelte. So zahlte der frühere Leiter einer Schuhfabrik 500 Dollar, um den Wagen mitzunehmen.

Nun begann die Recherchearbeit. Er wandte sich nach Ingolstadt, an das Deutsche Museum in München und an den Experten Dr. Kirchberg in Dresden – aber niemand kannte das Auto. Dennoch behielt Al Wilson den Wagen und ließ ihn wie dort gar nicht unüblich ist, zusammen mit einigen anderen automobilen Schätzchen kurzerhand 40 Jahre auf seinem Anwesen in Texas stehen. Glücklicherweise ohne substanziell großen Schaden zu nehmen, denn die texanische Sonne zwingt selbst den Rost zu einer gewissen Lethargie.

Die Söhne des Texaners nahmen die Recherchearbeit wieder auf und schließlich erkannte Ralf Hornung, der bei Audi Tradition für den Ankauf und die Restaurierung von Fahrzeugen zuständig ist, das Auto: „Die Fotos zeigten eindeutig den Bruhn-Wagen, der Jahrzehnte verschollen war.“ Hornung flog unverzüglich nach Texas. Dort war Al Wilson zum Verkauf bereit: "Der Horch gehört nach Hause.". In einem Container ist der Bruhn-Horch inzwischen in Ingolstadt angekommen und wird bald restauriert. Doch vorher stellt Audi Tradition das Unikat, so wie es hier angekommen ist, im Audi museum mobile aus.

8 Bilder Fotostrecke | Horch Einzelstück von 1953: Der letzte Horch endlich zurück in Ingolstadt #01 #02

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